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Ein Daemon kommt selten allein

Ein Daemon kommt selten allein

Titel: Ein Daemon kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Fox
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immer noch nicht, ob ich ihm vertrauen konnte. »Sei ehrlich, Frieda, was würdest du an meiner Stelle tun«
    Sie presste ihre Lippen aufeinander. »Ich weiß es nicht, Schätzchen. Ich weiß es wirklich nicht.«
    Als sie ihr Minifläschchen Jägermeister zur Hälfte geleert hatte, schlief Frieda ein. Puh. Ich knipste das Licht aus. Schwacher Süßholzgeruch hing in der Luft, während ich am Fenster stand und Scarlet beobachtete, die immer noch mit ausgebreiteten Armen vor dem glühenden Yardsaver-Schuppen kniete. Da unten hatte sich nichts verändert. Ich wusste nicht, ob das gut oder schlecht war.
    Wenigstens waren Friedas Zimmergenossinnen nicht nach dem tierischen Festschmaus heraufgekommen. Pirate würde mit Sicherheit einer der Letzten sein, die die Party verließen. Das Mindeste, was ich tun konnte, war, über Großmutter zu wachen, nachdem ich sie heute Nacht beinahe erledigt hätte. Und mit Frieda zusammen zu sein, deren Wimpern im Mondschein funkelten, war, obwohl sie eingeschlafen war, besser, als allein zu sein.
    Ich weiß nicht, wann ich einschlief. Jedenfalls hatte ich es nicht vorgehabt. Doch irgendwann am frühen Morgen, als ich unter dem offenen Fenster saß, holte die Nacht mich ein. Und das war ein großer Fehler.
    Ein lautes Scharren riss mich aus dem Schlaf. Meine Hände ertasteten die grobe Holzwand hinter mir und den alten Teppich darunter. »Großmutter«, fragte ich. Im nächsten Augenblick legte sich eine schwere Hand auf meinen Mund.
    Was zum …O mein Gott. ValdIn der Luft um mich herum waberte Rauch. Ich hatte das Gefühl, zu ersticken, als würde ich ausgeknipst.
    Starke Hände griffen nach mir, und im Mondschein sah ich sein Gesicht. Dimitri!
    »Sei still!«, befahl er; sein griechischer Akzent war noch stärker ausgeprägt als bei unserer letzten Begegnung. Mann, sah der verschärft aus. Er war von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet und ähnelte eher einem Navy SEAL als der dem Männermodemagazin GQ entstiegene Geschäftsmann, den ich kennengelernt hatte. Seine Augen huschten über mein tief ausgeschnittenes Shirt und die Lederhose, und ich spürte, dass ich errötete.
    Ich war nicht in meinem Zimmer gewesen, um mich mit ihm zu treffen. Hatte er die ganze Kneipe abgesuchtOder hatte er mich gespürt»Wie hast du mich gefunden«
    Er legte mir erneut die Hand auf den Mund. »Ich habe doch gesagt … sei still.«
    Frieda war weg.
    Was war mit Frieda geschehen
    Irgendetwas lief hier absolut falsch. Ich zerrte seine Hand von meinem Mund. Er ließ mich gewähren, warnte mich jedoch durch seinen Blick. »Was ist passiertWo ist Frieda«
    »Keine Ahnung, und es ist mir auch egal.« Er legte einen Arm um mich und führte mich zum offenen Fenster.
    Er konnte doch wohl nicht annehmen …
    O nein. So würde das nicht laufen. So viel zu meinen Fantasien von einem romantischen Stelldichein im Mondschein.
    »Ich gehe nirgendwo mit dir hin.« Ich kämpfte gegen seinen Griff an. Angst wühlte meinen Magen auf. Ich mochte diesem Hexenzirkel ja nicht angehören, aber ich spürte, dass hier irgendetwas total verkehrt lief, höllisch verkehrt. Und wo war PirateIch musste nach unten. Oder sonst irgendwohin. Ich musste nachsehen, was hier ablief.
    Dimitri hob mich hoch und begann, die Leiter hinunterzusteigen, die an der Außenseite des Gebäudes stand. Ich trat in die Luft. Hu. Ich hasste Abgründe, und ich hasste es, mich aus schierer Verzweiflung an seinem T-Shirt festkrallen zu müssen. Das Allerschlimmste aber war, den dunklen Yardsaver-Schuppen sehen zu müssen, dessen Türen weit offen standen.
    Kaum hatten meine Oxford-Schuhe den mit Steinen übersäten Boden berührt, zog mich Dimitri in die Richtung des Wäldchens hinter der Kneipe.
    Das war verrückt.
    »Wir müssen zurück!«
    »Ich verbiete es.«
    »Du tust was!« Wir bewegten uns so schnell durch den Wald, wie wir auf Großmutters Harley durch die Gegend gerast waren. Ich wusste nicht, wie er das anstellte. Meine Beine schmerzten, und meine Lunge brannte, als ob wir rannten, so schnell wir konnten. Dabei rannten wir gar nicht. Wir flogen förmlich. Das Mondlicht erzeugte gespenstische Muster auf Dimitris Rücken, während wir zwischen den Bäumen hindurchrasten.
    Wind peitschte mein Haar. Ich wollte schreien. Von all den vermasselten, abgedrehten und geradezu verstörenden Dingen, die passiert waren, seitdem ich Großmutter begegnet war, musste dies der Gipfel sein. Nicht, weil ich mich in irgendeiner unmittelbaren Gefahr befand – was weiß Gott

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