Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Daemon kommt selten allein

Ein Daemon kommt selten allein

Titel: Ein Daemon kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Fox
Vom Netzwerk:
jemanden, der schnelle Entscheidungen treffen konnte, und nicht eine überängstliche Besserwisserin, die eher die Wache rufen würde, anstatt ein offenes Gespräch mit jemandem zu führen, nämlich mit mir.
    »Komm nach hinten, Baby«, forderte Frieda mich auf. »Wir lenken die beiden nur ab.«
    Scarlet sah für meine Begriffe ziemlich angestrengt aus. Ich hoffte, dass Großmutter zurechtkam. Oder falls nicht, hoffte ich, dass Scarlet wenigstens halb so stark war wie der Greif, der uns am Ufer des Sees zu Hilfe gekommen war.
    Fürs Erste ließ ich mich von Frieda vom Fenster wegführen. Wir setzten uns jede auf das untere Bett eines Etagenbettes und sahen einander an. Ich kam mir vor wie die Teilnehmerin einer total abgedrehten Version eines Sommerferienlagers. Falls ich etwas Seltsames hören sollte – was auch immer -, wäre ich schneller unten, als Frieda auch nur mit ihren aberwitzigen Wimpern klimpern könnte.
    Und da sie von Hilfe gesprochen hatte, fragte ich sie: »Frieda, was hältst du eigentlich von DimitriEr hat gesagt, er sei mein Beschützer, aber ich weiß nicht recht. Man müsste doch erwarten, dass ich etwas gespürt hätte, ähnlich wie bei Großmutter. Bei ihr hatte ich irgendwie sofort das Gefühl, dass es mir bestimmt war, mit ihr zusammen zu sein.«
    Frieda reichte mir ein ebenfalls aus einem Flugzeug stammendes Fläschchen Smirnoff. »Schwer zu sagen.« Sie ließ sich auf die Seite fallen, griff in eine auf dem Boden stehende Plastiktüte von Valu-Mart und kramte ihre eigene kleine Flasche Jägermeister hervor. »Er hat uns gelegentlich ausgeholfen«, erwiderte sie und öffnete die Flasche. »Und uns ein paar Gefallen getan. Aber bei Typen wie ihm scheint jeder Gefallen mit einem Preisschild versehen zu sein.« Sie nahm einen kräftigen Schluck. »Hm, großartig.« Ihre Armreifen klirrten, als sie sich mit dem Rücken ihrer Hand den Mund abwischte. »Eines steht jedenfalls fest. Er scheint Gefallen an dir gefunden zu haben.«
    Ich schwenkte meine Smirnoff-Flasche und betrachtete die herumwirbelnde Flüssigkeit. Keine Frage, dieser Mann konnte mein Blut in Wallung bringen. Ich wusste nicht, ob es die Art und Weise war, wie er mich angesehen hatte – nämlich so, als ob er mich am liebsten mit Haut und Haar verschlingen würde -, oder die Tatsache, dass er genau das vermutlich auch konnte. Jemand wie er war mir in meinem ganzen Leben noch nicht begegnet. Ach, was rede ich, seit dem College war ich überhaupt nur sehr wenigen interessanten Typen begegnet, denn die Happy Hands Preschool war nicht gerade eine angesagte Zentrale zur Anbahnung von Dates. Es fühlte sich gut an, dass sich jemand für mich interessierte. Andererseits würde ich nicht den Kopf verlieren, bloß weil irgendein Hunka-Hunka-Burning-Love-Kerl uns zu Hilfe geeilt war, als wir im Straßengraben gelandet waren. »Ich traue ihm nicht. Es ist zu einfach. Er muss irgendetwas wollen.«
    Frieda wackelte mit den Brauen, und ich spürte, dass mein Gesicht heiß wurde.
    »Und dann … dieser«, fuhr ich fort. O mein Gott, ich musste aufhören, an diesen Kuss zu denken. Ich hatte kein Recht, in leicht anstößigen, absolut köstlichen Erinnerungen an meinen mysteriösen griechischen Beschützer zu schwelgen. Er gehörte in ihre Welt, nicht in meine. Sobald ich gelernt haben würde, meine Kräfte zu beherrschen, würde ich in mein normales Leben zurückkehren, und darin gab es keine Männer, deren Augen gelb aufleuchteten und die sich mit Greifen herumtrieben.
    »Ich kann nicht glauben, dass ich heute Nacht einen Greif gesehen habe«, stellte ich fest.
    »Einen gesehen«, entgegnete Frieda belustigt. »Du hast mit einem geknutscht.«
    Mein Magen zog sich zusammen. »Das hatte ich befürchtet.«
    »Ach, Lizzie, geh nicht so hart mit dir ins Gericht.« Sie grinste. »Ich würde ihn mit Sicherheit auch nicht von der Bettkante stoßen, selbst wenn er im Bett Kräcker äße.«
    Ich versuchte, genauso humorvoll zu sein wie sie, aber mir war nicht nach Scherzen zumute. Vierundzwanzig Stunden zuvor hatte ich nicht einmal gewusst, dass Greife existierten. Mein Hirn musste noch mit meinen Hormonen gleichziehen.
    »Wenigstens ist er kein Werwolf«, stellte Frieda fest und ließ ihre Jägermeister-Kappe auf einem ihrer mit pinkfarbenem Glanzlack lackierten Fingernägel kreisen.
    »Ich tue so, als hätte ich das nicht gehört.« Ich lehnte mich zurück und stützte mich auf meine Ellbogen. Selbst wenn ich akzeptieren könnte, was er war, wusste ich

Weitere Kostenlose Bücher