Ein Daemon kommt selten allein
hatte, aber niemand verdiente es, einen geschrumpften Dämon mit rasiermesserscharfen Krallen im Nacken sitzen zu haben, erst recht nicht, nachdem ich ein paar von diesen grünen leuchtenden Dingern durch Xerxes’ Schädel gejagt hatte.
»JR wurde von schwarzen Seelen attackiert. Ein Suchtrupp hat ihn gefunden. Er lag, seines Verstandes beraubt, ausgestreckt auf deinem Sofa.«
Dass in mein Zuhause eingedrungen worden war, wusste ich, aber bei dem Gedanken, dass JR in meinem Wohnzimmer angegriffen worden war, drehte sich mir der Magen um. »Was sind schwarze Seelen«, fragte ich. Frieda hatte irgendetwas von schwarzen Seelen erwähnt, als sie mir zum ersten Mal von diesem selbstmörderischen Ansinnen erzählt hatte.
»Es sind gefangene Seelen – zu schlecht für den Himmel, zu gut für die Hölle. Wenn sie ihren Weg ins Purgatorium nicht finden, werden sie von den Dämonen eingefangen und benutzt. Sie sind widerwärtige, gemeine Geister. JR hat sie abgewehrt, als sie in dein Haus eingefallen sind.« Sie schüttelte den Kopf. »Allein bei dem Gedanken wird mir ganz mulmig zumute.«
Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, was es bedeutete, eine schwarze Seele abzuwehren, aber wenn es sogar Ant Eater davor graute, musste es eine ziemlich hässliche Angelegenheit sein.
»Sie hatten noch nicht Besitz von ihm ergriffen«, stellte sie sachlich fest. »Zunächst jedenfalls. Aber sie sind ihm gefolgt. Auf Dauer zermürben sie einen, erst recht, wenn Dutzende von ihnen hinter dir her sind, wie in seinem Fall. Dann ist er in der Nacht, in der die Kneipe der Red Skulls zusammengestürzt ist, in den Trümmern stecken geblieben. Eine richtige Scheißsituation. Niemand wusste, dass er Dimitris Gehilfe war. Und Dimitri war offenbar mit dir beschäftigt. Er hat erst am nächsten Morgen mitbekommen, dass sein Freund in den Trümmern gefangen war.«
Deshalb war er also an dem Morgen davongerast, an dem er mich eigentlich hätte unterweisen sollen.
O mein Gott. Ich war drauf und dran gewesen, ihn von seinem Motorrad zu zerren, als er seinen Freund hatte retten wollen.
»Diesmal hatte JR nicht so viel Glück. Scarlet und Dimitri fanden ihn mit dem Gesicht nach unten hinter der Theke – besessen von schwarzen Seelen.«
Dimitri hatte ihn in der Nacht zuvor offenbar nicht gesehen, als er in das Gebäude geeilt war, um nach meinem Hund zu sehen. Einem Hund . Ich liebte Pirate von ganzem Herzen, aber bei dem Gedanken, dass ich mich um ein Tier gesorgt hatte, während eine reale Person in den Trümmern eingeklemmt gewesen war, plagten mich Schuldgefühle.
»Sie ergreifen von jedem Körper Besitz, den sie kriegen können, machen ihr Opfer völlig irre, saugen ihm dann sämtliche Energie aus und verwandeln es in ihresgleichen.«
»Wo ist er«
Sie schüttelte den Kopf. »Dimitri hat ihn irgendwo im Wald versteckt. Fang hat davon erst kurz bevor er uns in den Wohnwagen gezerrt hat erfahren. Dimitri hat geglaubt, er könne Fang trauen. Was zeigt, dass Werwölfe eben Tiere sind. Es spielt keine Rolle, dass JR ein großer Junge ist oder dass er die ganze Zeit mit Dimitri zusammengearbeitet hat. Keine Ahnung, was Fang tun wird, wenn du die Sache nicht hinkriegst.«
Wir mussten das in Ordnung bringen. Moment mal – ich musste das in Ordnung bringen. »Wie viel Zeit hat er noch«
»Einen Tag, vielleicht weniger«, erwiderte sie. Das Licht der VW-Bus-Deckenlampe spiegelte sich auf ihrem Goldzahn.
Warum musste sich immer alles als ein verdammter Notfall entpuppen»Warum hast du mir nicht früher davon erzählt« Dann hätte ich zumindest versuchen können, das Ganze zu verhindern. Immerhin war ich die Dämonenkillerin.
»Ha! Wenn ich mich recht erinnere, hattest du nichts Besseres zu tun, als mich mit dem Anaconda-Fluch zu belegen. Und als ich wieder zu mir kam, waren die schwarzen Seelen aus dem Wohnwagen geflohen. Was wiederum bedeutete, dass sie einen offenen Körper gefunden hatten, von dem sie Besitz ergreifen konnten. Um wen es sich handelte, habe ich erst später von Scarlet erfahren.«
»Dann eben Dimitri.« Der Idiot. »Warum ist er nicht zu mir gekommen, bevor dies geschehen musste«
»Wahrscheinlich, weil du im Müllcontainer herumgelungert hast.«
Und weil ich mit Großmutter geredet hatte. Ich hätte alles dafür gegeben, sie in diesem Augenblick bei mir zu haben. Was für ein Riesenschlamassel!
Ich schüttelte mein Selbstmitleid ab. Ich musste versuchen, JR zu retten. Er war Dimitris Freund, und außerdem war er da
Weitere Kostenlose Bücher