Ein Daemon kommt selten allein
zu fliehen.
Ich war bereit. Trotzdem konnte ich nicht umhin, an Pirate zu denken. »Passt gut auf meinen Hund auf, okay« Mir stiegen Tränen in die Augen. Ich wusste nicht, was er ohne mich tun würde. Oder was ich ohne ihn täte …
Frieda umarmte mich kurz. »Bob hat ihn. Wir passen gut auf ihn auf.« Zu Ant Eater sagte sie: »In zehn Minuten haben wir unsere Siebensachen gepackt und sind weg.«
Ant Eater gab ihr einen Klaps auf den Hintern, als sie ging. Wir sahen Frieda nach, wie sie in ihren Plateausandalen über das holprige Feld eilte.
»Und was ist die Dixie Queen «, fragte ich sie.
»Unterschlupf Nummer vierhundertsechsundzwanzig. Ein eingemotteter Mississippi-Kreuzer und ehemaliges Kasinoschiff. Die Betten sind das Letzte, aber das Rouletterad funktioniert noch. Zumindest funktionierte es 1988 noch.«
»Du solltest mit den anderen abhauen«, riet ich ihr.
Sie blies die Wangen auf, immer noch Frieda nachblickend. »Ach jaUnd wer passt dann auf dein zartes Popöchen auf«
Ich musste daran glauben, dass ich es schaffte. Wenn ich es nicht schaffte, konnte Ant Eater mich vermutlich auch nicht retten. An dem Müllcontainer hatte Großmutter gesagt, was es bedeutete, mich selbst zu opfern.
Es erstaunte mich, wie gut Großmutter mich nach der kurzen Zeit, die wir miteinander verbracht hatten, schon kannte. Sie hatte voll ins Schwarze getroffen, als wir uns am Müllcontainer unterhalten hatten. Ich schrieb meine Einkaufsliste tatsächlich immer auf dem Computer. Ich musste in der Tat noch nie eine Säumnisgebühr in der Bibliothek bezahlen, und ich hatte bis zu dem Augenblick, in dem sie vor meiner Tür aufgekreuzt war, tatsächlich noch nie irgendetwas Verrücktes getan. »Großmutter meinte, ich müsse öfter mal fünf gerade sein lassen.«
»Sieh an, und willst du diesmal auf sie hören«, entgegnete Ant Eater verächtlich.
»Ja«, erwiderte ich und genoss den Augenblick.
Großmutter hatte es selbst gesagt. Die letzte Dämonenkillerin hatte über Kräfte verfügt, Vald wegzusperren. Ich verfügte über die Kraft, ihn zu vernichten.
»Vald will dich«, stellte Ant Eater klar.
Das wusste ich.
»Wenn er dich findet, bevor du bereit bist, könnte er dich töten«, sagte sie. »Oder Schlimmeres.«
»Danke für die aufmunternden Worte.«
»Feigling.«
»Straßenschlampe.«
Sie holte tief Luft, atmete geräuschvoll aus und betrachtete die in der Ferne tanzenden Lichter der Wohnwagen und um sie herum, wo die Red Skulls sich für ihre Flucht bereit machten. »Wenn unserem Hexenzirkel etwas zustieße, würde ich mir die Pulsadern aufschneiden.«
»Geh.«
Sie riss sich von dem rostigen Hippie-Bus los und machte sich auf den Weg. Bevor sie zu weit weg war, streckte ich meine Hand aus und ließ ihren BH flutschen. Sie drehte sich nicht um, doch ich hörte sie kichern, während sie in die Nacht lief.
Fang und ein gutes Dutzend Werwölfe führten mich einen schmalen Pfad entlang in den Wald. Das Licht zahlreicher Taschenlampen huschte über die dunklen Bäume. Mir entgingen nicht die beiden Kolosse von Bodyguards, die hinter mir herschlichen und jede Hoffnung auf eine Flucht zunichtemachten. Also konzentrierte ich mich auf den Weg.
Zeig keine Angst.
Es wäre schön gewesen, gewarnt worden zu sein, insbesondere, da Dimitri ja über JR Bescheid gewusst hatte. Doch andererseits – was hätte ich schon tun können
Meine Güte, Lizzie. Ich hoffe, du kriegst diesen Dämonenkillerauftrag bald geregelt, denn mein Freund JR ist besessen, und sein Vater, der Leitwolf, wird dich töten, wenn du deinen Job nicht erledigst. Oh, und Rex wird dich sowieso vielleicht umbringen. Sofern er dich nicht stattdessen an Vald verkauft, den Dämon der fünften Ebene.
Und wo war DimitriBei JR, hoffte ich. Wir marschierten jetzt seit etwa einer halben Stunde tiefer und tiefer in den Wald hinein. Ich wusste, dass wir nah dran waren. Angst hing in der Luft wie eine aufgebrachte Meute, die lautstark nach Freilassung verlangt. Ich kaute auf meiner Lippe, jeder Nerv in höchster Alarmbereitschaft. Ich hatte so ein Gefühl, als ob wir geradewegs in einen Hinterhalt liefen.
Der Pfad wurde breiter und endete an einem abgelegenen Friedhof. Die Gräber waren alt, oder zumindest hatten sie schon bessere Tage gesehen. Mit Kreuzen, Engeln und Mondsicheln dekorierte Mausoleen waren über das weite offene Gelände verstreut. Viele der Wölfe neigten beim Durchschreiten des eisernen Tors die Köpfe.
Rex nicht.
In der Nähe gab es
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