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Ein Daemon kommt selten allein

Ein Daemon kommt selten allein

Titel: Ein Daemon kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Fox
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Rand des Boots.
    Ich habe sie nicht geschubst. Sie ist gefallen!
    Aber wir haben nichts getan, sie zu retten. Rette sie! Sie schluckte Wasser; ihre Augen blickten flehend.
    Nein! Sie ist eine Hure. Soll sie doch kriegen, was sie verdient. Ich habe sie geliebt! Kann das denn niemand verstehen Ich habe sie geliebt. Aber ich will meine Kinder nicht mit einer Hure als Mutter aufwachsen lassen. Sie verdient es, zu sterben.
    Es war die Vergangenheit, die Erinnerung der schwarzen Seele, die ich in meiner Hand hielt. Ich spürte ihre Pein und ihre Freude, als die Frau im Wasser gegen den Tod ankämpfte. Es schmerzte uns, doch wir lachten, als die Frau unterging.
    Heilige Scheiße. Ich umfasste die schwarze Seele in meiner Hand. Doch da waren mehr. Ich hörte ihre leisen Schreie, sah, wie sie in JRs Herz blubberten. Ich hatte keine Ahnung, wie einer von uns das hier überleben sollte.
    »Möge der Himmel uns helfen, JR.«
    Ich schob meine andere Hand in seine Brust – vorbei an Fleisch, Muskeln, Rippen. Langsam und mit Bedacht löste ich die Geschwüre aus seinem Herzen, rupfte sie wie Unkraut aus. Jedes einzelne, das ich berührte, wollte in mich eindringen. Wollte Besitz von mir ergreifen.
    Sie verdienten es, zu sterben.
    Ich folgte Befehlen.
    Niemand wird es je erfahren.
    Sie flehten um Erlösung.
    Ich umklammerte sie mit festem Griff, während sie durch mich hindurchbrandeten.
    »Lizzie!« Dimitris Stimme drang aus einem anderen Universum zu mir.
    Ich schluckte und versuchte zu antworten. Ich hatte das Gefühl, mich durch Wasser zu bewegen, als ich meine Hände aus JRs Körper zog.
    JR keuchte heftig, sein Blick war wirr. Eigentlich hätte auf dem Boden genug Blut sein müssen, um eine Badewanne zu füllen, doch als ich von ihm abließ, schloss sich die Wunde, als wäre sie nie da gewesen.
    Meine Gedanken schwammen. Sie hatten ihn verlassen. Jetzt waren sie meine. Und ich wollte sie.
    »Lass sie gehen!«, sagte Dimitri.
    Mein Kopf fühlte sich an, als wäre er mit Watte gefüllt.
    »Lizzie!«, schrie er mich an.
    Ich war schwach. Ich war mein ganzes Leben lang schwach gewesen und hatte immer das getan, was andere Leute von mir erwartet hatten. Gut, Lizzie. Perfekt, Lizzie. Jetzt, mit diesen Seelen, die auf meinen Befehl hörten, fühlte ich mich stark. Und ich brauchte weder Dimitri noch sonst irgendjemanden, der mir sagte, was ich zu tun hatte.
    »Verschwinde!« Ich stieß Dimitri mit voller Wucht zurück. Er krachte gegen die Wand des Anhängers. Gut.
    Ich musste die Seelen in meinem Körper aufnehmen. Ich legte sie an meine Brust und versuchte, sie durch meine Willenskraft dazu zu bringen, in mich einzudringen. Bitte . Ich spürte ihre Kraft.
    »Verdammt, Lizzie!« Dimitri riss meine Hände von meiner Brust weg.
    Er wurde lästig. Ich fragte mich, wie schwierig es wohl wäre, ihn zu töten. Er zog mich zu sich heran, woraufhin die Seelen in Aufruhr gerieten.
    Ein weiterer Körper!
    Er gehört mir! Nein, mir!
    Verschwinde!
    Ich spürte, wie ich schwankte. Die Negativität, die Gier – das war nicht ich. Das war definitiv nicht ich! Ich kämpfte um Kontrolle. Ich hatte mich zu sehr geöffnet. Ich fing an, in meinem Geiste die Türen zuzuknallen, als Dimitris Kräfte mich durchdrangen. Was er tat und wie er es tat, war mir egal.
    Dimitris Hände wärmten meine, und über den Lärm der schwarzen Seelen hinweg spürte ich jetzt … Frieden. Ich dachte ans Fliegen. FliegenNicht in einem Flugzeug, sondern als ob ich Flügel hätte. Hoch über Korn- und Baumwollfeldern, und der Wind blies mir ins Gesicht. Ich war glücklich. Ich sah eine Familie mit Zwillingsschwestern. Dimitris Schwestern. Ich hatte keine Ahnung, woher ich das wusste, ich wusste es einfach. Sie lachten, ihre Nasen berührten sich beinahe. Ich spürte die Liebe zwischen ihnen. Sie erinnerten mich daran, wie ich mir meine eigene leibliche Familie immer gewünscht hatte, falls ich sie denn je finden sollte.
    Pirate, denk an Pirate. Er war meine Familie – und Großmutter auch. Ich durfte sie nicht verlieren, und mich auch nicht. Nicht jetzt.
    Dimitri umklammerte meine Hände noch fester. Ich flog erneut. Eine Mischung von Gefühlen erfasste mich. Ich spürte seine glühend heiße Begierde, seine Zweifel. Und TäuschungDorthin konnte ich nicht gehen. Nicht jetzt.
    Ich nahm diese Gefühle auf und schluckte sie hinunter. Gemeinsam holten wir sie dann wieder hoch und noch höher, während ich meine Handflächen öffnete und die Seelen aufsteigen ließ wie

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