Ein Dämon macht noch keinen Sommer
noch mal jemand anwenden könnte, nicht?«
»Nur wenn man damit rechnet, dass der Typ, den man umhauen will, bloß 'ne große Schnauze, aber nichts in der Rübe hat«, meldete sich Guido zu Wort.
»Ach, ja?« fauchte mein Partner, bereit, den alten Rivalitätskampf auf der Stelle aufzunehmen. »Na schön, wenn ich erst mal hier raus bin, können wir beide ja kurz vor die Tür ...«
»Hört auf, ihr beiden!« befahl ich. »Im Augenblick ist unser Hauptproblem, uns alle hier rauszuholen, bevor der Ballon platzt ... das war nicht persönlich gemeint, Massha. Und jetzt raus damit, Aahz. Was ist denn an dieser Zelle so Besonderes, dass du hier nicht raus kannst?«
Mein Partner stieß einen schweren Seufzer aus.
»Schau sie dir doch noch mal an, Skeeve. Ich meine, richtig! «
Das tat ich. Für mich sah sie immer noch gleich aus: ein Turmzimmer in Gestalt eines Drachenkopfs.
»Schön. Und?«
»Und denk mal daran, wo wir hier sind. Dieses Ding ist gebaut worden, um Vampir verbrecher zu verwahren. Wesen mit übermenschlicher Kraft, weißt du, die sich in Nebel verwandeln können.«
Mein Blick wanderte zurück zum Drachenkopf.
»Ich verstehe nicht, was du meinst«, gestand ich. »Wie kann eine steinerne Zelle ein derartiges Wesen einsperren?«
»Das ist es ja gerade!« Aahz schnitt eine schmerzverzerrte Grimasse. »Eine Zelle aus einfachem Stein kann das auch nicht. Aber dieses Ding hier ist lebendig. Wenn jemand versucht auszubrechen, verschlingt sie ihn. Wenn er versucht, sich in Nebel aufzulösen, inhaliert sie ihn.«
»Du meinst ...«
»Jetzt bist du endlich im Bilde.«
Trotz seiner offensichtlichen Deprimiertheit ließ er sein zahniges Lächeln aufblitzen.
Durch diese Enthüllung ziemlich verblüfft, musterte ich erneut die Turmzelle. Als hätte er auf sein Stichwort gewartet, öffnete der Drachenkopf die Augen und blickte mich an.
12
Unmögliches zu erledigen braucht es nur den richtigen Mann.
Sisyphos
Zu jedermanns Erstaunen, besonders aber zu meinem, empfand ich die Enthüllung über die wahre Natur von Aahz Gefängnis überhaupt nicht als entmutigend.
Im Gegenteil, ich war eher doppelt froh.
Nicht nur, dass ich sofort eine Idee hatte, wie wir dem Problem beikommen konnten, ich war sogar vor meinem so klugen, erfahrenen Partner auf die Lösung gekommen ... und zwar ein ordentliches Stück früher als er, denn schließlich hatte er schon seit Tagen Zeit gehabt, über seine missliche Lage nachzudenken, während ich gerade eben erst davon erfahren hatte.
Natürlich war er wahrscheinlich nur nicht dazu in der Lage, diese einfache Lösung zu erkennen.
»Was grinst du so?« wollte er wissen. »Wenn daran irgend etwas komisch sein soll, dann ist es mir jedenfalls bisher entgangen.«
Im Gegensatz zu meinem eigenen freundlichen Wesen pflegt Aahz seinen Sorgen dadurch Ausdruck zu verleihen, dass er wütend wird. Genaugenommen verleiht er beinahe sämtlichen Gefühlen dadurch Ausdruck. Na ja, wenigstens ist er in dieser Hinsicht berechenbar.
»Sag mal«, fragte ich und musterte den Drachenkopf, »du meinst, dieses Ding hier lebt. Wie lebendig ist es genau?«
»Was soll das heißen, >wie lebendig ist es genau?<« knurrte Aahz. »Lebendig genug, um mich zu verschlingen, wenn ihm danach sein sollte. Mir reicht das an Lebendigkeit.«
»Ich meine, kann es auch hören und sehen?«
»Wen kümmert das schon?« fragte mein Partner mit jener betörenden Mischung aus Charme und Neugier, die ihn so liebenswert macht. »Ich hatte eigentlich nicht vor, es zu einem Rendezvous auszuführen.«
Ich betrachtete das Tier gedankenverloren.
»Ich frage mich nur, ob es mich verstehen kann ... sagen wir mal, wenn ich beispielsweise sagte, dass es die hässlichste Gebäudeverzierung ist, die ich bisher in der ganzen Stadt gesehen habe?«
Der Kopf des Drachen belohnte mich dadurch, dass er die Augen zu einem bösartigen Funkeln verengte.
»Ich glaube, es kann dich verstehen, Boss«, sagte Guido beunruhigt und verstärkte seinen Griff. »Es sieht mir nicht so aus als hätte es diese Äußerung sonderlich gemocht.«
»Na klasse!« grollte Aahz. »Weißt du was, Partner? Ich will dir was sagen: Warum kommst du nicht hier rein und setzt dich an meiner Stelle auf die Zunge dieses Dings, bevor du es zur Weißglut bringst?«
»Das war doch nur ein Test.« Ich lächelte. »Ehrlich gesagt, das ist das unglaublichste Ding, das ich jemals gesehen habe, seit ich mit dem Dimensionsreisen begonnen habe. Vorhin das habe ich nur
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