Ein Dämon macht noch keinen Sommer
Läden vor dem Öffnen fegten. Abgesehen von dem Mangel an Licht sah die Stadt wie jede andere aus, die sich auf ihr Tagewerk vorbereitet ... abgesehen auch von den roten Augen ihrer Bewohner.
Wir bewegten uns im Schutz des wenig vorhandenen Lichts durch die Straßen ...
Das stimmt schon: Ich habe wirklich >im Schutz des Lichts< gesagt. Ich gebe mir meistens Mühe, ein und denselben Fehler höchstens ein dutzendmal hintereinander zu machen. In jeder anderen Dimension hätten wir den >Schutz der Dunkelheit< gesucht, um nicht bemerkt oder erkannt zu werden. Hier suchten wir dagegen den >Schutz des Lichts<. Lachen Sie nicht. Es funktionierte.
Jedenfalls schritten wir durch die Straßen von Blut, während ich damit beschäftigt war, mir einen geeigneten Fluchtweg auszudenken. Darüber, wie wir Aahz aus dem Gefängnis bekamen, würde ich mir schon noch Gedanken machen, wenn es soweit war.
Im Augenblick machte ich mir Sorgen darüber, was wir tun sollten, wenn wir ihn erst einmal hatten ... eine ziemlich kühne Voraussetzung, ich weiß, aber ich hatte so wenig Optimismus, dass ich mich an das letzte bisschen mit Händen und Füßen klammerte.
Wir drei sahen hinlänglich wie Vampire aus, um einer oberflächlichen Kontrolle standzuhalten. Aber es war unmöglich, meinen grünschuppigen Partner ohne einen Tarnzauber als Einheimischen auszugeben, und ich mochte nicht darauf setzen, dass ich nach Aahz Befreiung noch genügend magische Energie für einen solchen übrig haben würde. Deshalb reckte ich ständig den Hals, um in Seitenstraßen und Gassen hineinzuspähen in der Hoffnung, eine wenig benutzte Route ausfindig zu machen, entlang derer wir unseren flüchtenden Kollegen aus der Stadt schaffen konnten, ohne gleich die halbe Einwohnerschaft am Hals zu haben. Als wir endlich am Ziel ankamen, war ich einigermaßen sicher, dass ich uns auf dem Weg, den wir gekommen waren, zum Verschicker würde zurückbringen können; absolut sicher war ich mir dagegen, dass ich uns, sollten wir die Seitenwege nehmen, hoffnungslos in die Irre führen würde.
»So, Boss, da sind wir. Meinst du, wir können es knacken?«
Ich glaube nicht, dass Guido wirklich eine Antwort erwartete. Er wollte lediglich das Schweigen brechen, das uns befallen hatte, als wir stehenblieben und unser Ziel musterten.
Das Stadtgebäude war ein imposanter Bau, mit dicken Steinmauern und einem Eckturm, der hoch in die Finsternis emporragte, so dass man seine Spitze kaum erkennen konnte. Es sah so aus, als könnten wir nicht einmal mit einer Kanone eine Delle hineinschlagen ... selbst wenn wir eine zur Verfügung gehabt hätten, was ja ohnehin nicht der Fall war. Ich war die Zelte des Bazars und den ziemlich brüchigen Baustil von Klah gewöhnt. Während mich die Bauten hier in Blut nach und nach zu beeindrucken begonnen hatten, flößte dieses Gebäude mir nahezu Angst ein. Ich hatte schon ganze Berge gesehen, die wesentlich baufälliger gewesen waren!
»Na, eins ist jedenfalls sicher«, begann ich beinahe flüsternd.
»Was denn?«
»Das Ding wird auch nicht schwächer, selbst wenn wir es noch lange anstarren.«
Keiner meiner Gehilfen lachte über meinen Witz, aber das tat ich ja schließlich auch nicht.
Ich schüttelte eine böse Vorahnung ab und wandte mich an meine Gefolge.
»Also gut, Guido. Du bleibst hier unten und stehst Schmiere. Massha? Glaubst du, dein Gürtel kann zwei von uns levitieren? Wird Zeit, dass wir uns endlich nach oben begeben und uns mal diese ausbruchsichere Zelle anschauen.«
Mein Lehrling fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und zuckte die Schultern.
»Ich weiß nicht, Heißer Junge. Ich hab dich ja gewarnt, dass die Steuerung nicht richtig funktioniert. Das Ding kann uns genauso gut in den Weltraum katapultieren.«
Ich klopfte ihr, wie ich hoffte, zuversichtsspendend auf die Schulter.
»Na, versuch's mal, dann werden wir es schon merken.«
Sie nickte, umfasste meinen Brustkorb mit einem Arm und spielte mit der anderen Hand an den Edelsteinen auf ihrer Gürtelschnalle.
Ein Lichtergefunkel - doch weiter nichts.
»Nicht genug Saft«, murmelte sie.
»Dann dreh das Ding schon auf«, drängte ich.
Auch wenn Vampire das Licht größtenteils meiden - wir waren inzwischen so hell erleuchtet wie ein Weihnachtsbaum und würden zwangsläufig Aufmerksamkeit erregen, wenn wir noch lange am Boden blieben.
»Dann drück uns mal die Daumen«, sagte sie grimmig und befingerte erneut die Edelsteine.
Das Licht wurde stärker, und wir
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