Ein delikater Liebesbrief
der Hütte rührte sich nichts. Natürlich schlief er. Sie klopfte erneut. Immer noch keine Antwort.
Ob er womöglich im Dorf war? Doch der Pub hatte schon seit Stunden geschlossen. Wo steckte er nur? Esme kniff die Augen zusammen. Vielleicht hatte er ein Weibsbild aufgetan, das seine Bildung in gewisser Hinsicht vertiefte.
Kurzerhand stieß sie die Tür auf und trat ein.
Das Gefühl der Erleichterung, als sie seinen Körper unter der Decke liegen sah, erschreckte Esme ein wenig. Der Mond schien über ihre Schulter und sie sah sein weißblondes Haar über dem Rand der groben Decke hervorlugen. Neben dem Bett lag Homers Odyssee .
Esme schritt auf das Bett zu und bemühte sich gar nicht erst, leise zu sein. »Sebastian«, sagte sie. »Ach, Sebastian …«
Die Decke bewegte sich, doch er wachte nicht auf.
Sie berührte ihn an der Schulter. »Sebastian! Wach auf, ich habe Hunger!«
»Hmmf«, lautete die Antwort.
Sie rüttelte seine Schulter. Ein Kind war leichter aufzuwecken! »Sebastian, wach auf!«
Endlich erwachte er, setzte sich auf, blinzelte verschlafen ins Mondlicht. Er schlief ohne Hemd und der Mond schien auf seine nackte Brust. Esme stand reglos da, starrte ihn nur an.
Sebastian blinzelte erstaunt, dann streckte er eine Hand aus und zog sie zum Bett.
»Wie schön«, murmelte er schlaftrunken und hob sie ohne Weiteres hoch, trotz ihres schweren Bauches, bettete sie auf sein Lager, beugte sich über sie und steckte ihr die Zunge in den Mund, bevor sie auch nur einmal Luft holen konnte.
Esmes Stiefel glitten von ihren Füßen. Einer plumpste auf den Boden. Sie schlang einen Arm um seinen Nacken.
Natürlich wollte sie keinen gebutterten Toast, sondern ihn, seinen rauchig-männlichen Geruch, seine breite Brust, die sich auf ihre presste, seine schwieligen Hände, die über ihren Leib strichen, als könnten sie nicht genug bekommen. Er küsste sie, bis sie sich bebend an ihn drückte, bis ihr Leib von Begierde erfüllt war und jeder Nerv in dem Wunsch brannte, ihm näher zu sein.
Dann schaute er sie an, mit einem sehr ernsten Blick. Einen Moment lang glaubte Esme, er würde nun eine Bemerkung über Schicklichkeit und Unzucht machen … aber er war doch jetzt Sebastian, der Gärtner, und nicht länger der steife Marquis.
»Ich möchte dir die Pelisse ausziehen«, sagte er. »Denn ich will dich halten, Esme.« Sein Blick war glühend und sie spürte eine Flamme, die ihre Schenkel verbrannte. »Ich will dich küssen. Überall.« Und binnen eines Augenblicks warf er die Pelisse beiseite.
Esme trug eines der bildhübschen Nachthemden, die Helene ihr aus London besorgt hatte, ein fließendes Gewand aus blassrosa Seide. Sebastian verschwendete keinen Blick darauf, sondern schob es hoch, als ob er es ihr über den Kopf ziehen wollte.
Esme kam sofort wieder zu sich. »Was tust du da?«, rief sie. Keinesfalls würde sie Sebastian erlauben, ihren Leib in seinem derzeitigen Zustand zu sehen. Mit aller Kraft hielt sie den Seidenstoff an der Hüfte fest, damit er ihren unförmigen Bauch nicht entblößen konnte.
Er hielt inne. »Ich muss dich ganz sehen, Esme.« Seine Stimme klang heiser. »Ich muss dich …« Seine Stimme erstarb. Er starrte auf ihre Brüste, die sich deutlich unter der dünnen Seide abzeichneten.
Esme verging fast vor Scham. Die Schwangerschaft hatte dafür gesorgt, dass ihre Nippel wie Bergspitzen aufragten, statt wie früher weich in der Haut zu liegen. Die Brüste selbst waren völlig aus der Form geraten. Fort war der anmutige Schwung, den sie so gern in tief ausgeschnittenen Ballkleidern zur Schau gestellt hatte. Einst hatte das kurze Aufblitzen ihrer blassrosa Nippel genügt, um einen Mann in den Wahnsinn zu treiben. Doch jetzt waren ihre Nippel tiefrot und geschwollen und ragten aus euterförmigen Brüsten hervor. Niemals mehr würde sie diesen Busen in die hauchzarten Leibchen zwängen können, die sie einst getragen hatte.
Esme schluckte schwer. Was in aller Welt tat sie hier in der Kate des Gärtners? Hatte sie den Verstand verloren? Es war ja so peinlich. Sie versuchte, sich aufzusetzen, doch Sebastian hielt sie mit kräftigen Händen davon ab.
»Sebastian.« Sie versuchte, ihrer Stimme Festigkeit zu verleihen. »Es tut mir sehr leid, aber du hast den Grund meines Besuches falsch verstanden.«
»Schhhh.«
Esme gehörte zu den Frauen, die es nicht vertragen konnten, wenn man ihnen den Mund verbot. Sie begann sich zu wehren. Doch er hatte den Seidenstoff über ihrer Brust glatt
Weitere Kostenlose Bücher