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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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aufzuschnüren.«
    »Aber ich werde niemals so schön sein wie du!«, platzte Henrietta heraus und wurde rot. Würde sie es denn niemals schaffen, ihre Zunge im Zaum zu halten?
    »Warum um Himmels willen sagst du so etwas?« Seine Hände blieben auf ihrer Brust liegen, während er sie fragend ansah.
    Die Frage ärgerte Henrietta. »Du vergisst anscheinend immer, dass ich hinke. Ich bin entstellt . Du dagegen bist vollkommen, ohne den geringsten Makel an deinem Körper.«
    »An deinem kann ich aber auch keinerlei Verunstaltung erkennen.«
    Sie schluckte hart. »Verstehst du denn nicht, Darby? Es geht doch nicht nur um meine kranke Hüfte. Wenn eine Frau keine Kinder gebären kann, dann ist sie … nichts wert. Bartholomew Batt sagt, dass es die größte Leistung einer Frau ist, Kindern das Leben zu schenken.«
    »Ich fange allmählich an, diesen Bartholomew zu hassen.«
    »Nun, ich stimme ihm durchaus zu. Mutter zu sein, ist … ist …« Ihr fehlten die Worte, um es zu beschreiben.
    »Als mein Vater das Haus verlor, in dem ich aufgewachsen bin«, erzählte Darby und drückte Henrietta einen Kuss aufs Ohr, »wusste ich plötzlich nicht mehr, was ich mit mir anfangen sollte. Denn ich war lediglich dafür ausgebildet worden, einen großen Besitz zu verwalten, und zwar jenen, den mein Urgroßvater aufgebaut hatte. Doch er ging verloren.«
    »Wieso hat dein Vater ihn verloren?«
    »Er war ein Spieler.« Darbys Lippen lösten sich von ihrem Hals und ließen eine unliebsame Kälte zurück. »Die Würfel haben ihn ruiniert. Er verlor unser Haus und unser Land durch einen falschen Wurf. Ich habe seine Würfel noch. Er brachte das Paar nach Hause und schwor, dass er sich das Leben nehmen würde. Natürlich hat er es nicht getan. Stattdessen hat er mich geweckt, mir die Würfel übergeben und gesagt, dies sei das einzige Erbe, das ich jemals von ihm erwarten könne.«
    »Wie alt warst du damals?«
    »Vierzehn.«
    »Oh, Simon, das ist ja schrecklich.« Henrietta drehte den Kopf und küsste ihn. In zärtlichen Momenten nannte sie ihn stets beim Vornamen, in der Öffentlichkeit brachte sie es jedoch nicht fertig.
    »Aber jetzt habe ich selbst ein Haus«, fuhr er fort. »Es ist nicht mehr das, in dem mein Großvater lebte, sondern gehört mir. Hier bin ich glücklich. Bist du auch glücklich in der Kinderstube, Henrietta?«
    Sie blinzelte ihn verblüfft an.
    »Wie geht es unserer kleinen Luftverpesterin heute?« Er küsste sie wieder aufs Ohr. »Hat Anabel auf dich gespuckt, oder hat sie es geschafft, sich vorher abzuwenden?«
    Sie lächelte ironisch und bestätigte damit seine Annahme.
    »Eine Familie ist das, was man aus ihr macht«, fuhr Darby fort. »Ich habe noch zwei Brüder, Henrietta. Hast du das gewusst?«
    Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich hatte ja keine Ahnung. Wo befinden sie sich jetzt? Und wie heißen sie?«
    »Ich dachte mir schon, dass du nicht zu jenen gehörst, die Debretts Adelsregister auswendig kennen. Ihre Namen lauten Giles und Tobias. Sie sind Zwillinge. Doch wo sie sich zurzeit befinden … das weiß niemand.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Henrietta. »Wo könnten sie denn sein?«
    »Die Welt ist groß.« Seine Hände glitten über ihre Schultern und ihren Rücken hinunter. »Sie haben England im Alter von achtzehn Jahren verlassen.«
    »Aber du musst doch eine Vorstellung haben, wo sie sein könnten!«
    »Nein, habe ich nicht. Mein Vater hat jährlich Nachforschungen anstellen lassen und ich halte es ebenso. Vater war einigermaßen sicher, dass sie nicht auf See verschollen sind. Ich bin da nicht so optimistisch. Deshalb möchte ich auch keine eigenen Kinder. Das Verschwinden meiner Brüder hat mir allzu deutlich gezeigt, dass man sich der Zukunft niemals sicher sein kann.«
    Henrietta schlang einen Arm um seinen Nacken und rieb ihre Wange an seiner Schulter. »Das tut mir furchtbar leid. Du musst deine Brüder ja schrecklich vermissen. Ich hoffe sehr, dass sie nicht auf See verschollen sind.«
    »Das hoffe ich auch«, seufzte ihr Mann. »Das hoffe ich auch.«
    So saßen sie eng aneinandergeschmiegt in der Abenddämmerung, während Henrietta über verlorene Brüder und geschenkte Kinder nachdachte. Sie erkannte dabei, dass es zu den Aufgaben einer Ehefrau gehörte, ihren Mann in Zeiten der Niedergeschlagenheit aufzuheitern.
    Also erhob sie sich, lächelte Mr Simon Darby zu und löste betont langsam die engen Schnüre an der Vorderseite von Madame Humphries’ Abendkleid.
    So geschah es, dass

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