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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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ausrissen, damit er ihnen Aufmerksamkeit schenkte. Ein Brief von ihm würde sicher arrogant und zuversichtlich und abwartend klingen.
    Allerdings hatte er sie ja gar nicht so angesehen, als ob er erwartete, dass sie seine Frau würde. Eher so, als hielte er sie für außergewöhnlich schön, ihre Lippen, ihre Nase oder … sie wusste nicht genau, was es war. Doch er hatte ihr einen Blick geschenkt, an dem sich eine Frau wärmen konnte wie an einem Sonnenstrahl.
    Ein Gefühl wie dieses empfand Henrietta Maclellan normalerweise nicht. Nie.
    Auf jeden Fall würde Darby einen Brief schreiben, der einer Frau das Gefühl gab, begehrenswert zu sein. Schön, auch wenn sie hinkte. Anziehend, auch wenn sie keine Kinder bekommen konnte. Er hatte dieses leise überlegene Lächeln, das einer Frau sagte, dass sie schön ist. Wenn sie nur an seinen Blick dachte, lief Henrietta ein köstlicher Schauer den Rücken hinunter.
    Langsam ging sie zu ihrem Schreibtisch und setzte sich. Sie sah seinen Brief förmlich vor sich.
    Meine liebste Henrietta , schrieb sie, hielt dann jedoch inne und kaute nachdenklich am Griff ihrer Feder. Wie sie aus zahlreichen Büchern wusste, war es ein absolutes Muss, in Liebesbriefen Lyrik zu zitieren.
    Soll ich dich einem Sommertag vergleichen? – Shakespeare war allerdings nicht Henriettas Lieblingsdichter. Sie hegte vielmehr eine geheime Leidenschaft für John Donne. Überdies wäre Darby viel zu eitel, um Shakespeares bescheidene Attitüde zu übernehmen. Er würde niemals vermuten, dass seine Angebetete ihn für zu alt hielte oder ihn nicht schön genug fand. Sie knüllte das Blatt zusammen und warf es auf den Boden.
    Darby würde erst dann einen Brief schreiben, wenn er gezwungen war, sich von seiner Liebsten zu trennen. Zu allen anderen Gelegenheiten würde er sich damit begnügen, sie zu küssen.
    Henrietta nahm sich ein neues leeres Blatt. Ihr Lieblingsgedicht von John Donne kam ihr in den Sinn.
    Ich scheide nicht aus Überdruss an dir, noch hoffend, dass die Welt für mich bessere Liebe birgt .
    Mit verträumtem Blick hielt sie inne und tupfte ihre Feder ab. Zeit, Donne schweigen zu lassen und ihre eigenen Worte zu finden. Oder vielmehr: Darbys Worte.
    Nie wieder werde ich eine Frau finden, die ich so anbete wie Dich. Obwohl das Schicksal uns grausam getrennt hat, werde ich die Erinnerung an Dich stets in meinem Herzen tragen. Ich würde auf den Mond und die Sterne verzichten, wenn ich eine Nacht in Deinen Armen verbringen könnte …
    Wieder hielt Henrietta inne. Der Brief würde schmerzlicher klingen, wenn Darby sie nach einer gemeinsam verbrachten Nacht verlassen müsste. Als Cecily Waite mit Toby Dittlesby durchgebrannt war und ihr Papa die beiden erst am nächsten Morgen gefunden hatte, war dies allgemein als Tragödie betrachtet worden.
    Sie quetschte ein weiteres Wort hinein, damit der Satz folgendermaßen lautete: Ich würde auf den Mond und die Sterne verzichten, wenn ich noch eine Nacht in Deinen Armen verbringen könnte. Ich würde … Sterben ?
    Liebesbriefe waren wirklich schwerer zu schreiben, als sie gedacht hatte. Im Stillen leistete Henrietta all jenen Herren Abbitte, deren literarische Anstrengungen sie immer so lächerlich gefunden hatte.
    Nie wieder werde ich eine Frau mit Deinem sternenhellen Haar finden, liebste Henrietta. Deine gefährliche Schönheit hat sich für ewig in meinem Herzen eingebrannt.
    Einen Moment lang betrachtete sie ihren Kopf im Spiegel. Ihr Haar war vermutlich ihr schönstes Attribut, abgesehen vielleicht von ihrer Brust. Zwar trug sie keine Kleider im Stil von Selina Davenport, aber insgeheim fand Henrietta ihren Busen ebenso üppig – erst recht, wenn sie ihn in eines dieser Mieder zwängen würde, wie Selina sie trug.
    Wieder tauchte sie die Feder ein. Wenn sie noch einmal einen Brief an sich selbst verfassen würde, musste sie sich zuvor unbedingt grüne Tinte besorgen. Farbige Tinte wirkte so elegant.
    Nun sollte sie allmählich zum Schlusse kommen.
    Bevor ich Dich kennenlernte, habe ich nicht gewusst, was Liebe ist; nie habe ich Schönheit gekannt, nie Glück, bevor ich Deine Lippen kostete.
    Wären die Umstände andere gewesen, dann hätte Henrietta zu gern eine Saison in London verlebt und Liebesbriefe erhalten. Und Briefe geschrieben, dachte sie mit einem sündigen Wonneschauer. Es galt zwar als voreilig, den Brief eines Gentlemans zu beantworten, aber wenn man schon verlobt war, durfte man es sich doch gewiss erlauben, das eine oder andere

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