Ein delikater Liebesbrief
ersten Versuch schon kunstfertiger gewesen als das der meisten Männer, mit denen sie je intim gewesen war.
Er streifte ihr das Kleid über die Schultern. Nun trug Esme nur noch einen Hauch von Spitze, zusammengehalten von zarten Bändern und Schleifen, die förmlich darum bettelten, aufgeschnürt zu werden.
Seine Augen wurden dunkel vor Begierde. »Du bist unglaublich schön.«
Sie wandte sich um und schritt langsam zur Couch, betonte ihren Hüftschwung, der seinen Atem rascher gehen ließ. Sie löste die Haarnadeln auf ihrem Kopf und ließ ihr Haar in einer weichen Welle bis zu ihrer spitzenbesetzten Hose herabfallen. Dann ließ sie sich mit einem Gefühl köstlicher Losgelöstheit auf die Couch sinken und streckte ihre Hand aus.
»Möchten Sie nicht zu mir kommen, Mylord?«
Er war bei ihr, bevor sie ihren nächsten Atemzug getan hatte. Ihre französischen Dessous schienen ihn nicht sonderlich zu reizen, denn er riss sie ihr vom Leib, bis sie nackt war und ihre Zehen in den Teppich krallte.
Und dann schaute er sie einfach nur an.
Als er wieder sprach, erschrak sie beim Klang seiner Stimme. »Ich liebe dich, Esme.« Er zog sie in seine Arme.
Tief in ihrem Inneren wusste die wirkliche Esme, dass ihr Traum eine falsche Abzweigung, fort von der Wahrheit, genommen hatte. Sebastian liebte sie nicht.
Doch ihr Traum-Ich antwortete: »So sehr, wie ich dich liebe, Sebastian?«
Er presste ihre Hüfte und ihren Schenkel an sich, sodass sich ihre Körper eng aneinanderschmiegten.
»Was ist mit Gina?«, fragte sie voller Unruhe. Gina war ihre beste Freundin und seine Verlobte.
»Gina ist in ihren Ehemann verliebt. Sie wird die Verlobung lösen«, erwiderte er, küsste ihre Schulter und bewegte sich abwärts.
Für ihn, Sebastian Bonnington, war dies die reinste Entdeckungsreise, denn er hatte seine Geschlechtsgenossen immer für töricht gehalten, wenn sie sich eine Geliebte nahmen. Er selbst hatte nie zuvor eine Frau getroffen, die ihn zu einem ebenso närrischen Verhalten hätte verführen können – bis er Esme kennenlernte.
»Du kannst nicht …« Sie stockte. »Du darfst nicht …« Die wirkliche Esme versuchte derweil verzweifelt, sich daran zu erinnern, was sie ihm unbedingt sagen musste.
Doch er züngelte eine heiße Spur von ihrem Schlüsselbein hinunter … Dann kniete er vor ihr, und was tat er da mit seinem Mund …
Esmes Knie gaben nach, doch dass sie sich zurück auf die Couch sinken ließ, schien genau seine Absicht gewesen zu sein.
»Ich habe dich vom ersten Moment an unendlich begehrt. Mein Gott, wie schön du bist, Esme. Jeder … jeder Zoll von dir ist schön.« Seine Stimme war heiser.
»Ich muss dir etwas sagen«, keuchte sie.
»Nicht jetzt«, bat er und senkte wieder den Kopf. Brennende Hitze durchschoss ihren ganzen Körper, das Verlangen erfüllte sie bis in die Fingerspitzen.
»Sebastian.«
Er antwortete nicht einmal. Esmes Traum-Ich war nun vollkommen verloren. Sie beugte sich vor, um ihre Hände auf seinen starken Körper zu legen, um ihm Dinge zu zeigen, von denen er zwar wusste, die er jedoch nie gespürt hatte, von denen er gehört hatte, ohne sie je selbst zu erleben. Ihr Atem schien in ihrer Brust gefangen zu sein, unfähig, in zusammenhängenden Worten aus ihrem Mund zu strömen.
Doch die wahre Esme, Esme Rawlings, Witwe von Miles Rawlings, wälzte sich im Bett hin und her, und es hatte nichts mit Leidenschaft zu tun. Sie war in ihrem Traum gefangen und versuchte verzweifelt, ihrem Traum-Ich etwas mitzuteilen, es zu warnen …
Sie erwachte.
Sie erwachte jedoch nicht in dem schlanken sinnlichen Körper, den Sebastian Bonnington liebkost hatte, sondern in ihrem angeschwollenen, hochschwangeren Körper. Schon wieder war sie aufgewacht, bevor sie es ihm hatte sagen können.
Eine Träne rann ihre Wange hinab. Esme wusste genau, warum sie immer wieder von jenem Abend im vergangenen Juni träumte, warum dieser Traum sie unablässig verfolgte. Es gab mehrere Gründe. Einer davon war, dass das Kind in ihrem Leib die Frucht jener Nacht sein könnte.
Der zweite Grund war, dass das Kind ebenso gut nicht Sebastians Kind sein könnte, denn in der darauffolgenden Nacht hatten sie und ihr Mann zum ersten Mal seit Jahren wieder das Bett geteilt, und zwar mit der Absicht, einen Erben zu zeugen.
Rastlos befühlte sie ihren Bauch. Das Kind schien zu schlafen. Es verpasste ihr keine sanften Tritte, die Esme über das Gefühl der Einsamkeit hinweggeholfen hätten.
Es war ja so demütigend!
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