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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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Briefchen zu schreiben.
    Ohne Dich hat mein Leben keinen Sinn. Das mochte ein wenig übertrieben klingen, doch sie schrieb ja keinen echten Brief.
    Nie werde ich eine andere heiraten. Da Du, liebste Henrietta, mich nicht heiraten kannst, werde ich Junggeselle bleiben. Kinder bedeuten mir nichts, ich habe bereits welche. Alles, was ich ersehne, bist Du.
    In diesem und jedem zukünftigen Leben.
    Tränen brannten in Henriettas Augen. Ach, wie traurig das alles war! Man stelle sich vor: Darby kehrt nach London zurück und lebt den Rest seines Lebens allein, nimmt keine zur Frau, weil er sie so liebt. Sie erschauerte, als ein Luftzug vom Fenster hereinwehte und ihren Nacken streifte.
    Dann gewann ihr gesunder Menschenverstand wieder die Oberhand und ihr entfuhr ein leises Kichern. Vor ihrem inneren Auge sah sie das Bild des kühlen reservierten Darby. Der Champagner musste ihr wirklich zu Kopf gestiegen sein! Der Mann würde vor Schreck tot umfallen, wenn er von ihrem Brief erfahren würde.
    Aber das geschähe ihm nur recht. Man musste ihn ja nur anschauen, um zu erkennen, dass Mr Darby aus London sich niemals verlieben würde. Er war viel zu sehr von sich eingenommen, als dass er eine Frau so lieben könnte, wie sie geliebt werden wollte: mit Hingabe.
    Henrietta war absolut sicher, dass sie eines Tages einen Mann kennenlernen würde, der keine Kinder wollte. Der sie so sehr liebte, dass ihn ihr Gebrechen nicht abschreckte. Kein Mitgiftjäger wie Darby, sondern ein Mann, der sie um ihrer selbst willen liebte, und zwar in solchem Maße, dass die Gründung einer Familie keine Rolle spielte.
    Sie faltete den Brief, den sie an sich selbst geschrieben hatte, zusammen. Es war zu schade um Darby. Er passte perfekt zu ihr, denn er hatte bereits die Kinder, die Henrietta sich wünschte. Aber er würde sie nie so lieben, wie sie es verdiente. Ihm war ja buchstäblich die Kinnlade heruntergeklappt, als sie ihm gestanden hatte, dass sie keine Kinder bekommen konnte. Eigentlich war es ganz amüsant, einen eleganten Londoner zu verwirren.
    Vermutlich würde er Lucy Aiken oder doch eher eine andere reiche Erbin heiraten, da er gegen Lucy anscheinend eine Abneigung hegte. Lucy wäre Josie und Anabel bestimmt eine gute Mutter gewesen, obgleich sie die beiden natürlich meistens auf dem Land unter der Aufsicht des Kindermädchens zurückgelassen hätte.
    Wieder brannten Henriettas Augen bei der Erinnerung an das süße Stimmchen von Anabel, das an ihrem Halse »Mama« gemurmelt hatte. Vielleicht würde Anabels neues Kindermädchen darauf bestehen, dass sie ihre feuchten Kleider trug, und Anabel würde die Grippe bekommen und sterben.
    Henrietta rief sich zur Ordnung. Das war doch absurd! Darby würde gewiss kein Kindermädchen mehr einstellen, das Anabel in nassen Sachen herumlaufen ließ. Und sie selbst war keinen Deut besser, schließlich hatte sie die arme kleine Josie mit Wasser übergossen! Wenn Henrietta nur daran dachte, wie sie die Beherrschung verloren hatte, wurde ihr übel. Und das, nachdem sie so viele Bücher über Kindererziehung gelesen und so viele Stunden in der Dorfschule verbracht hatte!
    Sie könnte Mr Darby morgen jedoch bei der Auswahl eines geeigneten Kindermädchens zur Seite stehen. Jeder konnte erkennen, dass er von Kindern nichts verstand, und da er nun über ihr Gebrechen Bescheid wusste, würde er ihr Angebot auch nicht als zu forsch empfinden.
    Sie schrieb:
    Lieber Mr Darby,
    ich möchte auf diesem Wege mein Angebot wiederholen, Ihnen bei der Einstellung eines Kindermädchens für Anabel und Josie behilflich zu sein. Gern stehe ich Ihnen bei der Prüfung möglicher Anwärterinnen zur Seite. Sollten Sie jedoch keinen Wert auf meine Unterstützung legen, so verstehe ich das natürlich vollkommen.
    In aller Aufrichtigkeit
    Lady Henrietta Maclellan
    Sie faltete den Brief und legte ihn beiseite, damit ein Stallbursche ihn am Morgen überbringen konnte. Mit einem leisen Lächeln dachte sie, wie verschieden doch die beiden Briefe waren, die sie verfasst hatte. Den Liebesbrief sollte sie vielleicht lieber vernichten. Da er aber vielleicht der einzige war, den sie jemals erhalten würde, ließ sie ihn auf der Frisierkommode liegen. Sie konnte ihn Imogen zeigen und sie würden herzlich darüber lachen.

11
    Ein Mittwinternachtstraum
    Esme träumte. Er war leise hinter sie getreten und legte seine Hände auf ihre Schultern. Sie wusste natürlich, wer er war, wusste, dass sie beide in Lady Troubridges Stube allein waren.

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