Ein delikater Liebesbrief
Immerhin hatte sie diesen Traum schon viele Male geträumt.
Und die Wirklichkeit nur ein einziges Mal erlebt.
Er hatte wunderschöne große und sanfte Hände. Es war so verlockend, sich einfach an seine Brust sinken zu lassen, damit er mit seinen Händen tiefer hinabgleiten und ihre Brüste umschließen konnte. Aber sie musste es ihm sagen. Wenigstens diesmal.
Sie drehte sich um und seine Hände fielen herab.
»Du bist nicht verfügbar, sondern mit meiner besten Freundin verlobt.«
»Nur namentlich«, erwiderte er unbeeindruckt. »Gina hat sich in ihren Mann verliebt. Selbst ich kann das erkennen. Ich nehme an, dass sie mir morgen sagen wird, dass sie beschlossen hat, ihre Ehe nicht annullieren zu lassen.«
»Ich muss dich wohl darauf hinweisen, dass auch ich nicht verfügbar bin.«
»Nein?« Marquis Bonnington nahm ihre Hand und führte die Handfläche an seine Lippen. Selbst unter dieser zarten Liebkosung erzitterte Esme.
Verdammt sei seine Schönheit: der gefühlvolle Ausdruck seiner Augen, seine Hand, die auf der ihren lag und sie vor Verlangen erbeben ließ.
»Zufälligerweise habe ich die Absicht, in das Bett meines Mannes zurückzukehren«, erklärte sie. »Ich fürchte also, du hast die Gelegenheit verpasst. Heute mag ich noch eine Dirne sein, morgen aber wieder eine Ehefrau.«
Er kniff die Augen zusammen. » Zurückkehren muss keine sofortige Handlung bedeuten.«
Esme schwieg.
»Darf ich das so verstehen, dass du dich noch nicht mit dem ehrenwerten Lord Rawlings versöhnt hast?«
Auf ihr verlegenes Nicken hin griff er um sie herum und schloss die Tür ab. »Dann wäre ich doch ein Narr, wenn ich diese winzige Gelegenheit verstreichen lassen würde, nicht wahr?«
Seine Hände glitten an ihren Armen hinab und hinterließen eine Feuerspur auf ihrer Haut. Sie hatte irgendetwas vergessen, etwas Wichtiges, das sie ihm unbedingt sagen musste. Doch er hatte sich bereits seiner Kleider entledigt. Manchmal sah sie im Traum, wie er sich auszog, während er in einem anderen Traum unversehens nackt zwischen den kostbaren Möbeln stand.
»Willst du dich nicht ausziehen?«, fragte er mit heiserer Stimme.
Er war sehr groß, sein Körper der eines Reiters. Sein bloßer Anblick ließ Esme vor Verlangen dahinschmelzen.
»Sebastian«, sagte sie – und hielt inne.
Sie durchlebte diesen Traum auf zwei Ebenen: Ihr Traum-Ich erlebte das alles, als würde es tatsächlich noch einmal geschehen, während ihr waches Ich mit sich kämpfte und Sebastian warnen wollte. Sie musste ihm sagen, dass sie schon am nächsten Abend in das Bett ihres Mannes zurückkehren würde und er deshalb nicht in ihr Zimmer kommen durfte. Er sollte nicht glauben, dass diese … diese Begegnung länger dauern würde als diese eine Nacht.
Er küsste ihren Hals und für einen Augenblick spürte sie seine Zunge. Sein Haar glänzte golden im Kerzenschein.
Sie schaute hoch in sein vertrautes, strenges, geliebtes Gesicht. Wenn sie ihn küsste, fühlte sie sich wie eine Verdurstende, die gerade Wasser zu trinken bekam. Sein Mund war so wunderbar und so leidenschaftlich und sie hatte sich ihr Leben lang nach ihm gesehnt.
Sie strich mit den Händen über seine muskulösen Arme, die mit goldenen Härchen besetzt waren, bis hinauf zu seinen breiten Schultern.
»Darf ich die Arbeit deiner Zofe übernehmen?«, fragte er.
Sie legte ihr Gesicht für einen Moment an seine Brust und genoss die Schönheit des Augenblicks, das leicht raue Gefühl seiner Brust an ihrer Wange. Er roch nach Sonne und Staub, als wäre er geritten. Er roch nach Männerhaut, nach Sebastian.
Geschickt begann er, ihr Kleid aufzuknöpfen. Seine Finger verweilten bei jedem Knopf und liebkosten dabei ihre Haut darunter.
»Stört es dich nicht, dass dies das erste Mal für dich ist?«, fragte sie mit nicht geringer Neugier.
Er hielt eine Sekunde inne. »Nein. Der Vorgang scheint für die meisten Männer doch recht einfach zu sein, warum also nicht auch für mich? Die Handlungen, die ich vollziehen muss, kommen mir nicht kompliziert vor.« Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Ich habe einen Ruf als Athlet, Esme. Ich hoffe doch, dass ich dich dahingehend nicht enttäuschen werde.«
Esmes Traum-Ich registrierte seine unglaubliche Arroganz. War dieser Mann immer so zuversichtlich?
Die wirkliche Esme jedoch war tatsächlich in Lady Troubridges Stube hinter dem Billardzimmer gewesen und wusste , dass Sebastian sie nicht enttäuscht hatte. Sein Können war selbst bei diesem
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