Ein delikater Liebesbrief
ich nie gedacht«, versicherte ihm Henrietta.
»Das glaube ich gern. Du hast die eheliche Liebe nie in Zusammenhang mit Babys gebracht, nicht wahr?«
Sie schüttelte den Kopf und sagte dann neckend: »Und ich kann immer noch nicht begreifen, warum die eheliche Liebe für Gentlemen so immens wichtig ist!«
»Dem Tattergreis, den du am Ende geheiratet hättest, wäre sie wahrscheinlich auch nicht wichtig gewesen.«
»Ein Tattergreis war nie mein Traum. Aber welche Wahl hätte ich denn gehabt?«
»Ich habe einfach nur das unverschämte Glück gehabt, der allererste Gentleman gewesen zu sein, der in dein Dorf kam, Henrietta. Denn ich kann dir versichern, dass es unter meinen Freunden keinen gibt, der sich nicht auf dich gestürzt hätte. Eine kranke Hüfte hätte sie nicht abgehalten.«
»Mit Ausnahme von Rees.«
»Das glaubst auch nur du. Er hat es gerade etwas schwer, weil er trotz aller Vorbehalte anerkennen muss, dass du amüsant, intelligent und obendrein schön bist«, sagte Darby, während seine Lippen zart brennende Spuren auf ihrer Haut hinterließen. »Du hast sein Weltbild gründlich durcheinandergebracht, das muss man schon sagen.«
»Das habe ich nicht!« Henrietta schnappte nach Luft.
»Armer Teufel. Er kommt halt zu spät. Du bist mein.« Er zog sie näher an sich und legte sich auf sie.
Sie umklammerte seine Unterarme. »Aber was ist mit Kindern? Wollen diese Londoner Gentlemen denn keine eigenen Kinder haben?«
»Wenn sie die Erstgeborenen einer Familie sind, dann ja«, erwiderte Darby, der offensichtlich abgelenkt war. »Ich habe zum Glück keinen Fideikommissbesitz, den ich hinter mir herschleife wie der Hund sein Schwanzwedeln. Es gibt eine ganze Reihe Männer, die in der gleichen Lage sind wie ich, glaub es nur. Und jetzt würde ich mich gern wichtigeren Dingen widmen, Liebling.«
Trotzdem holte sie noch einmal Luft, um etwas zu sagen, während Darby sich langsam zwischen ihre Beine schob. Langsam breitete sich das vertraute süße Ziehen in ihrem Unterleib aus.
»Ich glaube, dass sie trotzdem Kinder wollen«, stieß sie hervor.
Seine Schultern verspannten sich. Henrietta leckte rasch mit der Zunge über eine Schulter.
»Es wäre ihnen egal«, sagte Darby. »Es wäre ihnen verdammt egal, wenn sie hier und jetzt mit dir zusammen sein könnten.« Er schaute sie so leidenschaftlich an, dass sie wusste, er sprach die Wahrheit – zumindest die Wahrheit, wie er sie verstand. »Aber das können sie nicht«, flüsterte er in ihren Mund. »Denn kein Mann außer mir wird dich jemals bekommen. Du bist mein, Henrietta.«
Darauf gab es keine andere Erwiderung als ein Lächeln.
39
Erkenne deinen Feind
»Das ist nicht die korrekte Art, wie man seine Truppen vorrücken lässt«, mahnte Josie streng, streckte ihre Hand aus und hinderte Henriettas Zinnsoldatenformation am Vormarsch. Einer der Soldaten fiel aufs Gesicht und sie reihte ihn gewissenhaft wieder ein. »Wenn du deine Truppen um den Hügel schickst, werden sie von meinen Spähern gesehen. Aber das darf nicht passieren. So lautet die Regel.«
Henrietta blinzelte erstaunt. Sie konnte sich nicht entsinnen, dass die Spiele, die sie mit ihrer Schwester gespielt hatte, so regelüberfrachtet gewesen waren. »Du solltest mich spielen lassen, wie ich möchte, selbst wenn ich Fehler mache«, betonte sie. »Desto schneller gewinnst du.« Josies Truppen trugen stets den Sieg davon, da Henrietta darauf bedacht war, ihre eigenen Soldaten rasch zu opfern, um die Schlacht zu beenden.
»So macht es doch keinen Spaß. Führ deine Soldaten von Westen heran, dann können sie versuchen, die Rückseite der Burg anzugreifen.«
Henrietta seufzte und machte sich daran, ihre Truppen den langen Weg um das purpurfarbene Sitzkissen herum nach Westen zu verlegen, um von hinten anzugreifen. Das Manöver war so langweilig, dass sie sich dabei ertappte, wie sie einen hoffnungsvollen Blick auf Anabels Bettchen warf. Deren Mittagsschlaf war fast vorüber.
Die Zinnsoldaten sahen mittlerweile abgenutzter aus als vor wenigen Monaten, als Josie sie in Esmes Kinderstube gefunden hatte. Die roten Soldaten konnten nur noch anhand eines schwachen rötlichen Schimmers in der Gürtelgegend identifiziert werden, die übrige Farbe war abgeblättert. Die blauen Soldaten waren glimpflicher davongekommen, da sie Josie nicht annähernd so gut gefielen wie die roten. Sogar die Uniformen der Blauen waren noch zu erkennen, denn sie wurden nicht täglich gebadet und mussten im Gegensatz
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