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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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zu den Roten nicht bei ihrer Generalin im Bett schlafen. Henrietta hatte sich in letzter Zeit angewöhnt, das Bett um die schlafende Josie herum nach den harten Metallfigürchen abzusuchen. Bislang hatte Josie sich noch nicht darüber gewundert, wie ihre Truppen es bewerkstelligten, nachts aus dem Bett und auf den Nachttisch zu klettern.
    »Wenn deine Soldaten von der Rückseite angreifen«, warnte Josie, während sie ihre Soldaten an den Wehrgängen der Burg (dem roten Sitzkissen) aufreihte, »werde ich wahrscheinlich siedendes Öl auf sie gießen.« Ihr ernstes Gesichtchen hob sich zu Henrietta. »Das soll dich nicht entmutigen, aber ich dachte mir, ich sollte dich lieber warnen.«
    »Was für eine blutrünstige Idee!«, meinte Henrietta. »Wer hat dir bloß von diesen abstoßenden Kriegstechniken erzählt?«
    »Mein Bruder Simon. Genau aus diesem Grund greift er nämlich nie von der Rückseite an. Aber er weiß eben über alles Bescheid.« Josie warf Henrietta einen mitleidigen Blick zu.
    »Hmmm«, machte Henrietta. »Und wann genau hat Bruder Simon dir die faszinierende Kampftechnik offenbart, seine Feinde bei lebendigem Leibe zu braten?«
    »Heute Morgen«, antwortete eine tiefe Stimme genau über ihrem Kopf.
    Henrietta sah erschrocken hoch. »Ich hätte nicht gedacht, dass du dich auf Militärstrategie verstehst.« Sie widerstand der eigenwilligen Anwandlung, sich in seine Arme zu werfen und ihn besinnungslos zu küssen.
    »Es gibt vieles, was du noch nicht von mir weißt«, erwiderte Darby und ging neben seiner Stiefschwester in die Knie. »Warum hast du deine Soldaten denn in Zweierreihen aufgestellt, Josie? Wenn ein Brandpfeil genau hier über die Zinnen kommt, wirst du alle deine Männer auf einen Schlag verlieren.«
    Josie starrte auf die bezeichnete Stelle. »Dann stelle ich sie hinter eine Säule«, erklärte sie und zeigte auf die ungenutzte Fläche des Sitzkissens.
    »Gute Idee«, lobte Darby. Behutsam begann Josie, ihre Soldaten zu verschieben.
    »Könntest du diese bedauernswerten Soldaten nicht neu einkleiden?«, neckte Henrietta ihren Ehemann. Sie hielt einen blauen Zinnsoldaten hoch. »Der arme Kerl ist ja fast nackt.«
    »Du stellst ihn dir wohl in einem hübschen Spitzenhemd vor, wie?«, knurrte Darby. »Himmel, er ist ein Mann des Krieges, Weib! Außerdem bin ich kein Modeschöpfer.«
    »Besser Spitze als nichts«, kommentierte Henrietta.
    »Ich habe gerade Nachricht von Rees erhalten. Er fragt an, ob wir nicht zur Premiere seiner neuen Oper kommen wollen. Du kannst das als Kompliment nehmen. Bislang hat er mich nie zu einem Premierenabend gebeten!«
    »Wie schön! Wann denn?«
    »Heute Abend«, gestand er grinsend. »Ich habe das starke Gefühl, dass wir eingeladen worden sind, um die leeren Plätze zu füllen.«
    Henrietta machte ein langes Gesicht. »Heute Abend? Ich glaube nicht, dass ich kann.«
    Darby zog eine Augenbraue hoch. »Unter den zahllosen Gewändern, die Madame Humphries geliefert hat, wird sich doch sicherlich auch ein Abendkleid befinden?«
    »Henriettas Bein hat heute wehgetan«, bemerkte Josie sachlich. »Sie konnte nicht mit uns spazieren gehen. Das Öl siedet.«
    Ein nicht sehr subtiler Hinweis darauf, dass es an der Zeit war, sich braten zu lassen. Gehorsam begann Henrietta, ihre Soldaten in Reichweite der brennenden Flüssigkeit zu rücken, die von oben zu erwarten war.
    Eine große Hand half ihr, das Letzte der Opferlämmer an Ort und Stelle zu befördern. »Ich höre mit Bedauern, dass du Schmerzen hast«, sagte Darby über Josies Kriegsgeschrei hinweg. Das siedende Öl wurde mit gewaltlüsternem Geheul auf das feindliche Heer gekippt.
    »So schlimm ist es gar nicht«, beschwichtigte Henrietta, während sie Josie half, die letzten Soldaten umzustoßen. »Josie, kreisch nicht so laut. Wir wollen doch Anabel nicht aufwecken.«
    Mit ein wenig Hilfe von Darby kam sie auf die Beine. »Soll ich Fanning bitten, das Dinner früher zu servieren, damit du pünktlich dort bist?«
    »Glaubst du allen Ernstes, ich würde ohne dich gehen?« In seiner Stimme lag ein prüfender Ton.
    Sie bedachte ihn mit einem Stirnrunzeln. »Du musst. Eine Premiere ist doch sehr wichtig für Rees, insbesondere dann, wenn du zum allerersten Male dazu geladen bist.«
    »Glaubst du, dass ich ohne meine Frau irgendwohin gehen möchte?« Er küsste ihr zärtlich die Fingerspitzen.
    »Darum geht es doch gar nicht«, entgegnete Henrietta und versuchte, ihrer Stimme einen strengen Klang zu geben. »Du musst

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