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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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von Optimismus in der Stimme. »Darf ich fragen, woher du das weißt?«
    »Ich bin gestern nacht aufgeblieben, hab bei dem besoffenen Idioten gesessen und mir seine Angebereien angehört. Er hat mir zwar nicht erzählt, worum es genau geht, ließ aber keinen Zweifel daran, daß er an einem, Zitat, dollen Ding, Zitat Ende, dran sei, womit meiner Erfahrung nach fast immer etwas Ungesetzliches gemeint ist.«
    »Wirklich höchst interessant. Wie schön, wenn ihn die Polizei hier festnähme. Das hätte garantiert abschreckende Wirkung auf die restliche Familie Bright, die uns hier dann wohl nie mehr besuchen käme.«
    »Andererseits hätte Tante Brenda damit noch etwas, was sie dir vergeben könnte«, gab Henry zu bedenken. Victor zuckte zusammen. »Das ist nicht witzig, mein Junge, überhaupt nicht witzig. Ich hoffe um deinetwillen, daß deine Frau absolut unversöhnlich ist. Du hast ja keine Ahnung, was für eine gefährliche Waffe das Verzeihen ist. Ich werde nie vergessen, wie Brenda damals Hilda Armstrong verziehen hat, daß sie ... ist ja egal, irgendwas. Natürlich machte sie das in aller Öffentlichkeit, auf einer Sitzung des Frauenvereins, oder vielleicht war es auch eine Gemeinderatssitzung. Äußerst peinlich für alle. War bestimmt beim Gemeinderat, weil ich an Veranstaltungen des Frauenvereins nicht teilnehme. Jedenfalls hat es dazu geführt, daß die Armstrongs geächtet wurden und der alte Bowen Armstrong, als er sich nicht von ihr scheiden ließ, Haßbriefe und ähnlichen Schmutz bekam. Schließlich mußten sie zurück nach Rickmansworth ziehen und so tun, als wäre das Leben auf dem Land Hildas Gesundheit abträglich gewesen. Dabei sah sie wirklich bemerkenswert aus ... tja, äh, das zeigt nur, wie tödlich Verzeihen sein kann.«
    »Übrigens, Onkel«, sagte Henry, als sie in der Küche fertig waren, »ich gebe dir den guten Rat, den Perth Spezialtabak nicht anzurühren. Ich weiß, daß es deine Lieblingssorte ist, aber Timothy hat davon geraucht, und ...« Er zögerte einen Moment. »Und was?« wollte Victor wissen.
    »Eventuell ist er ein wenig verunreinigt, Onkel V. Das heißt ... Tja, ich glaube halt ...«
    Doch Victor Gould unterbrach ihn. »Schweig still. Ich glaube und hoffe, daß ich verstehe. Und denk ja nicht, ich mache dir einen Vorwurf. Übrigens, wo hast du das Zyanid gefunden?« Henry lachte. »So schlimm ist es nicht, Ehrenwort. Bloß etwas, das ich in Australien bekommen habe. Ich weiß nicht genau, wie es wirkt, weil ich so was nicht nehme, aber es ist eine Art stärkere Variante von ... Willst du’s wirklich wissen?«
    »Vielleicht besser nicht«, sagte Victor. »Ich werde mich ein Weilchen in mein Arbeitszimmer zurückziehen und meditieren.« Er überquerte den Rasen, ging ins Sommerhaus, setzte sich in seinen Lieblingssessel und dachte, wie angenehm es doch war, einen so liebenswürdigen und intelligenten Neffen wie Henry zu haben, der ihm half, mit dieser Krise fertigzuwerden. Und mit Timothy Bright fertigwerden zu müssen, kam in der Tat einer Krise gleich. Zu den Geheimnissen menschlicher Psychologie gehörte, daß eine Familie, der Brenda entstammte, die ja trotz aller ihrer Fehler – zu denen, in Henrys Augen, ihre Bigotterie gehörte – intelligent und zivilisiert war, eine Kreatur wie Timothy hervorgebracht hatte. Vielleicht hatte er das Pferd von hinten aufgezäumt, und das Eigenartige war eher Brendas Auftauchen in einer Familie, die abgesehen von ihr aus faulen, snobistischen und egoistischen Kretins bestand. Und schon nickte Victor Gould bei dem Gedanken ein, daß es ihm völlig egal war, was Henry in seinen Tabak getan hatte. Wenn es ihnen den gräßlichen Timothy vom Hals schaffte, konnte es so schlecht nicht sein.
    Timothy Bright saß vor dem Fernseher und fragte sich, was es wohl zum Abendessen gab. Es war zwar noch früh, aber einen Drink könnte er jetzt vertragen. Wäre Henry nicht mit im Zimmer gewesen, hätte er sich aus dem Eckschrank bedient, aber in Henrys Anwesenheit war es ihm ein wenig peinlich. Statt dessen griff er nach der Tabaksdose und stopfte seine Pfeife, um zu zeigen, daß er sich alles erlauben konnte, wenn er nur wollte. Der ihm gegenübersitzende Henry versuchte nicht hinzusehen. Er hatte keine Ahnung gehabt, wieviel »Krötenstoff« er hineintun sollte, und besaß nur eine ganz vage Vorstellung von seiner Wirkung. Halluzinogene Drogen waren nie sein Ding gewesen, und die Bufo sonora hatte er nur für einen Freund mitgebracht, der über

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