Ein Dicker Hund.
bewußtseinsverändernde Drogen forschte. In Brisbane hatte man ihm lediglich erzählt, »Krötenstoff« sei so ziemlich das stärkste LSD, das es gab, und man werde davon auf einen höllischen Trip geschickt. Und einen Trip hatte sich Timothy Bright wirklich verdient.
Andererseits hatte Henry keine Lust, sitzen zu bleiben und mitanzusehen, was geschah. Bloß das nicht. Er stand auf und wollte soeben das Zimmer verlassen, als Timothy die Pfeife anzündete.
»Muß schon sagen«, murmelte er. »Dieser Spezialknaster is’n bißchen daneben. Riecht verdammt merkwürdig.«
»Das ist Onkel Victors Spezialmischung«, sagte Henry. »Schon möglich, daß die etwas ungewöhnlich ist.«
»Kann man wohl sagen. Schmeckt auch eigenartig«, sagte Timothy und inhalierte. Das war augenscheinlich ein schlimmer Fehler. Der Tabak war viel zu stark, um wie eine Zigarette geraucht zu werden. Timothy stierte äußerst seltsam vor sich hin, dann nahm er die Pfeife aus dem Mund und stierte auch sie an. Offenbar passierte etwas, das er nicht ganz verstand. Das Wörtchen »ganz« konnte man ersatzlos streichen. Timothy Bright verstand überhaupt nichts. Er nahm noch einen Zug und überlegte. Sein erster Eindruck, daß er aus dem Schornstein eines Krematoriums inhalierte, hatte sich völlig verflüchtigt. Timothy Bright rauchte weiter. Er befand sich in einer merkwürdigen neuen Welt, in der nichts so war, wie es zu sein schien, und vertraute Gegenstände zu sich ständig verändernden Formen und Farben wurden. In dieser Welt war nichts unmöglich; Dinge kamen auf ihn zu und bogen plötzlich scharf ab oder stülpten gänzlich unerwartet ihr Inneres nach außen und nahmen wieder ihre ursprüngliche Gestalt an. Und noch nie hatte er solche Geräusche gehört. Die Fernsehstimmen hallten in seinem scheinbar höhlenartigen Hirn wider, und es gab Augenblicke, in denen er, eine winzige Gestalt, unter der Apsis seines eigenen Schädels stand. Und es gab noch andere Stimmen in dieser gewaltigen Kuppel aus gewölbtem Knochenmaterial, Stimmen, die nachhallten wie verklingender Donner und ihm befahlen, zu verschwinden, fortzulaufen, solange noch Zeit war und ehe das große Schwein mit dem Rasiermesser kam, um sich an ihm zu rächen. Timothy Bright gehorchte seiner eigenen inneren Stimme und lief. Mit großen Augen und ohne etwas zu sehen lief er an Henry vorbei in den Garten zu seiner Suzuki, und kurz darauf hatte dieses zauberhafte Gefährt nach einem letzten Kiesaufspritzen Pud End verlassen und jagte über die Landstraße auf das zu, was auch immer sein Ziel sein mochte, bloß weg von dem rasiermesserbewehrten Schwein. Hinter Timothy blieben Henry und sein Onkel auf dem Krocketrasen zurück und starrten ihm entgeistert nach. »Grundgütiger«, sagte Victor, als der Motorradlärm verklungen war. »Hab ich mir das nur eingebildet, oder war er wirklich von einer Art Aura umgeben?«
»Ich hab keine Aura gesehen«, sagte Henry. »Aber ich weiß, was du meinst. Außerdem fährt er ohne Licht.«
»Mit unglaublicher Geschwindigkeit«, ergänzte Victor, bemüht, die allmählich in seinem Hirn keimende Hoffnung zu unterdrücken. Dann sahen beide zum Vollmond auf. »Gut möglich, daß der sein Verhalten zum Teil erklärt«, sagte Victor. »Woraus um Himmels willen besteht dieses Zeugs?«
»Bloß aus irgendeiner Kröte«, antwortete Henry. »Und ich hab keine Ahnung, ob jemand Genaues weiß. Vermutlich kennen Nervengasexperten die präzisen Inhaltsstoffe, aber die Zusammensetzung verändert sich vermutlich von Kröte zu Kröte. Ich muß wohl meinen Freund, den Biochemiker, fragen.«
»Tja, ich schätze, wir sollten uns einen Drink genehmigen«, sagte Victor. »Entweder um zu feiern oder um zu trauern oder beides. Welch eine Erleichterung, ihn aus dem Haus zu haben.« Sie gingen hinein und stellten den Fernseher ab. »Mein Gewissen macht mir ein wenig ...«, setzte Henry an, aber sein Onkel unterbrach ihn.
»Mein lieber Junge, der verdammte Narr hat sich von etwas genommen, was ihm nicht gehörte, und damit basta. Zweifellos wird er in zwei Stunden wieder auftauchen und sich dann als genauso unangenehm wie zuvor erweisen.« Doch das tat Timothy nicht. Mit rasender Geschwindigkeit war er auf der Autobahn schon weit Richtung Norden vorgedrungen und mißachtete die Straßenverkehrsregeln, als existierten sie gar nicht, was sie in den noch vorhandenen Resten von Timothys Verstand auch nicht taten. An ihre Stelle war ein Gefühl für das Mögliche getreten, das
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