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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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fand.
    »Das wär’s, wenn diese Scheißreporter nicht den verfluchten Abend verdorben hätten«, blaffte er und öffnete das Tor. »Jawohl, Sir, die Medien sind eine verdammte Bedrohung«, sagte der Sergeant und fuhr über den Damm zur Hauptstraße bei Six Lanes End. Hinter ihm wunderte sich der Chief Constable, nachdem er das Tor wieder verschlossen hatte, warum Genscher, sein Rottweiler, der offenbar humpelte, so asthmatisch keuchte.
    »Wir dürfen doch ihre Ladyschaft nicht wecken, stimmt’s, alter Kumpel?« sagte Sir Arnold heiser und ging zur Haustür. Nachdem er mit dem Schlüssel herumhantiert hatte, stellte er erzürnt fest, daß er ihn nicht brauchte. Wieder diese verdammte Vy. Andauernd ließ sie die Bude offenstehen. Dabei hatte er sie wiederholt vor Einbrechern gewarnt.
    »Wie reizend, und das ausgerechnet von dir, Liebling«, hatte sie entgegnet. »Der große Beschützer persönlich, der immer erzählt, wie er die Welt für Otto Normalverbraucher sicherer machen will. Dabei würde mit Genscher im Garten bloß ein Verrückter auch nur davon träumen, hier reinzukommen. Werd erwachsen.« Ein typisches Beispiel dafür, wie diese Frau immer mit ihm umsprang.
    Jedenfalls würde er nicht das Risiko eingehen, sie jetzt zu wecken. Nicht daß es einfach gewesen wäre, bei den vielen Tabletten, die sie nahm, und dem Alkohol. Sir Arnold stand im Hausflur, tastete nach dem Lichtschalter und stieß auf frischen Putz. Offenbar hatte Vy den Schalter versetzen lassen. Ständig ließ sie Bauarbeiter und Klempner kommen und andauernd alles verändern. Nicht daß er Licht brauchte. Bloß Vy nicht wecken. Um ganz sicherzugehen, zog er sich die Schuhe aus und taperte so leise wie möglich die Treppe rauf; da hörte er das Schnarchen. Er hatte sich zwar durchaus schon über ihr Schnarchen beschwert, aber dies hier war etwas ganz anderes. Hörte sich an, als furzte sie in ein Schlammbad. Eins stand fest: Er würde nicht im selben Bett mit diesem Schweinelärm schlafen. Dann lieber im Gästezimmer. Er ging zum Pinkeln ins Bad, fand aber die Lampenkordel nicht. Die verdammten Bauarbeiter hatten sie nicht wieder da aufgehängt, wo sie hingehörte. Sir Arnold zog sich im Dunkeln aus, stieg dann auf den oberen Treppenabsatz und wollte gerade das Gästezimmer betreten, als ihm einfiel, daß dort wahrscheinlich Tante Bea lag. Zu dieser ekligen alten Schachtel ins Bett zu steigen wollte er nicht riskieren. Auf gar keinen Fall. Er tastete sich durch den Flur zurück, wobei er unausgesetzt seine Frau verfluchte. Typisch für sie, einfach die Lichtschalter versetzen zu lassen. Wollte immer alles anders haben. Vor der Schlafzimmertür zögerte er erneut. Lieber Gott, was für ein grauenhaftes Geräusch. Dann kam ihm der Gedanke, daß etwas wirklich Schlimmes passiert sein könnte. Vielleicht hatte Vy eine Überdosis von diesen verdammten Pillen geschluckt, die ihr der Arzt gegen Depressionen verschrieben hatte. Womöglich hyperventilierte sie. Zweifellos aber tat sie irgendwas Ungewöhnliches. Und war Schnarchen nicht gefährlich? Das hatte er kürzlich gelesen. Einen Augenblick lang regte sich im Kopf des Chief Constable eine finstere Hoffnung. Er war versucht, sie weiterschnarchen zu lassen. In der Zwischenzeit nahm er besser ein Vitamin C und eine halbe Tablette Disprin.
    Sir Arnold tastete sich ins Bad zurück und fand das Redoxon.
    Jedenfalls glaubte er das. Kurz darauf wußte er, daß er sich getäuscht hatte. Die Scheißdinger waren die Gebißreiniger von der verdammten Tante Bea. Im Dunkeln spuckte Sir Arnold verzweifelt ins Handwaschbecken, während ihm wahnwitzige Gedanken über seine Frau und deren vermaledeite Verwandtschaft durch den Kopf schossen. Und dann besaß sie auch noch die Frechheit, ihn für ihre nervlichen Probleme verantwortlich zu machen. Die rührten daher, behauptete sie, daß sie mit einem Mann verheiratet war, der so eine enge Beziehung zu Gott und den zahlreichen gräßlichen Verbrechern hatte, mit denen er zusammenarbeitete. Welche Verbrecher sie meinte, hatte sie nicht näher ausgeführt, er war sich aber immer bewußt gewesen, daß sie und ihre Familie der Ansicht waren, sie habe unter ihrem Stand geheiratet, was jedoch ohnehin unvermeidlich war, es sei denn, sie hätte ein führendes Mitglied der königlichen Familie abbekommen. Die Gillmott-Gwyres waren entsetzliche Snobs. Andererseits war ihr auch seine Beziehung zu Gott alles andere als recht, und wenn sogar der Allmächtige gesellschaftlich nicht

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