Ein Dicker Hund.
unten zeigte Sir Arnold, daß die Lage weit schlimmer war als vermutet. Die Journalisten waren überall, und lediglich die Anwesenheit etlicher Polizisten in Uniform verhinderte, daß der Mob die Treppe hinaufströmte. Sir Arnold ging zurück in den Speisesaal. »Wo ist der Hintereingang?« wollte er von Sergeant Filder wissen.
»Hinten lungern auch welche von denen herum«, teilte ihm der Sergeant mit. Sir Arnold genehmigte sich noch einen großen Cognac und reichte die Flasche an Hodge weiter. Er war müde, und er wäre erledigt, wenn er sich in diesem Zustand einer Horde sensationslüsterner Reporter stellte. Daß er breit war, wäre für die Drecksäcke ein gefundenes Fressen. »Also, Fuder, gehen Sie zur Geschäftsleitung und sehen Sie zu, daß Sie Hodge und mir Zimmer für die Nacht beschaffen«, sagte er. »Sollen diese Scheißkerle doch acht oder mehr Stunden auf der Straße verbringen. Offiziell jedenfalls waren Hodge und ich heute nacht nicht hier.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist, Sir«, sagte Hodge zu ihm. »Soviel ich weiß, haben sie einen der Kellner bestochen, und der hat ihnen von den Kissogramm-Mäusen erzählt.«
Sir Arnold glotzte trübe in eine Publicityhölle, die beinahe so schlimm war wie die einiger Opfer des Dezernats. Er wußte nur zu gut, was die Medien dem Ruf eines Menschen antun konnten. Er selbst hatte sie oft genug benutzt. Sir Arnold kippte seinen Cognac runter.
»Wir müssen das Dementi logistisch vorbereiten«, sagte er und rief Rascombe zu sich. »Wir waren heute nacht nicht hier, klar? Hodge und ich waren nicht hier. Sie haben diese Sache hier für Holdell organisiert, und Ihres Wissens bin ich immer noch in London. Klar weiß ich, daß die wissen, daß wir hier sind. Aber wenn wir alle die Klappe halten, können sie’s nicht beweisen. Stimmt’s?«
»Stimmt«, sagte Rascombe, der die Prozedur kannte. »Keine Interviews. Keine Stellungnahmen. Kein gar nix. Totale Nachrichtensperre. Hodge und ich waren nicht hier, und wenn der verfluchte Hotelmanager seine Alkohollizenz behalten will, hält er sich besser an unsere Variante. Sorgen Sie dafür, daß er weiß, wo seine Interessen liegen. Also dann, Filder, fordern Sie ein Zivilfahrzeug an und lassen Sie’s in der Blight Street warten.«
»Ich kann Sie in meinem Wagen mitnehmen«, bot der Sergeant an. »Er steht hinten im Parkhochhaus.« Der Stellvertretende Chief Constable wirkte verängstigt. »Aber wie kommen wir aus dem Hotel raus?« fragte er. »Tja, man könnte immer noch ein kleines Ablenkungsmanöver inszenieren«, schlug der Inspector vor. »Ein paar kaputte Kameras, und diese Arschgeige Bob Lazlett kriegt ein paar Zähne ausgeschlagen. Kann nichts schaden.«
»Wär eine verdammte Katastrophe«, widersprach Sir Arnold. »Am liebsten war mir, wenn sich dieser kleine Kacker den Hals bräche, aber den Gefallen können wir ihm nicht tun. Jedenfalls nicht heute nacht. Irgendeine dunkle Gasse und keine Zeugen wären was anderes.«
Dank eifriger Unterstützung des Geschäftsführers fuhr zwanzig Minuten später ein großer Lkw vor den Lieferanteneingang, die Ladeklappe ging runter, und die Förderbänder entluden die Morgenvorräte des Hotels. Als das beendet war, huschten Sir Arnold und Harry Hodge, in weiße Laborkittel gekleidet, über die Ladeklappe und verschwanden. »Was für ein Scheißchaos«, nuschelte der Chief Constable betrunken. Die Cognacflasche war leer. »Will verflucht sein, wenn ich jetzt nach Hause fahre. Diese Dreckskerle belagern garantiert das Haus.«
»Sie können jederzeit mit zu mir kommen«, bot Hodge an. Doch Sir Arnold war nicht in Stimmung, der bissigen Mrs. Hodge unter die Augen zu treten, bloß das nicht. Und Glenda kam jetzt schon gar nicht mehr in Frage. Wenn die auch nur einen Hauch von seiner Fahne mitbekäme, war die Kacke hoch zehn am dampfen.
»Ich lass mich von Filder zum Bootshaus rauffahren. Wenn diese Dreckskerle da raufkommen, hetz ich den Hund auf sie.« Es war kurz vor drei, als der Chief Constable endlich aus dem Lieferwagen stieg, sich erschöpft in den Polizei-Rover fallen ließ und zum Scabside-Stausee aufbrach.
6
Es hatte angefangen zu regnen, und der Mond war verschwunden, als Sir Arnold Gonders am Alten Bootshaus aus dem Polizeiwagen wankte. Er war erschöpft, besoffen und mißgelaunt.
»Ist alles in Ordnung, Sir?« erkundigte sich der Sergeant, als der Chief Constable vor dem schmiedeeisernen Tor stand und endlich seine Schlüssel
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