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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Chief Constable redete weiter und immer weiter und schloß mit einer Mahnung an »alle anwesenden Beamten, daß unser Inselstaat kurz vor einer neuen und furchtbaren Invasion steht, die diesmal vom international organisierten Verbrechen ausgeht. Die Kriminellen – und wir alle wissen, wer sie sind – versuchen bereits, unsere großartigen Traditionen der Gerechtigkeit und des Fair play zu unterwandern, indem sie nämlich die Grundlagen der Moral untergraben, die, wie wir alle wissen, im Familienleben wurzeln. Die sogenannten Alleinerziehenden – ein selten unsinniger Begriff, denn zur Erziehung eines Kindes gehören immer zwei, Mutter und Vater –, also diese gewissermaßen eingeschlechtliche Familie ist ein Krebsgeschwür an allem, was wir Briten verkörpern. Ich jedenfalls kann euch versichern, ich lasse nicht zu, daß Frauen mit kurzen Haaren und Männer mit Ihrwißtschon-Was und diese Affen von sonstwo (dabei schaute er sich mit gespielter Vorsicht im Speisesaal um) mit den großen Schwengeln ihre Nasen in die Art und Weise stecken, wie wir in diesem Land immer alles geregelt haben.« Er schloß mit seinem gewohnten Gebet an den »Allmächtigen Gott, Vater unser, stehe uns bei in unserem Kampf gegen die Mächte des Bösen und jene, die unreinen Herzens sind, die fortgesetzt versuchen, das Dezernat daran zu hindern, überall Deinen Willen zu tun. Amen«.
    Er setzte sich bei dem erwarteten rauschenden Beifall hin und betrachtete die Kissogramm-Mädchen wohlwollender. Sehr wohlwollend sogar. O ja, es war gut für die Moral, auf so einer Party richtig sexy Mädchen zu haben. Man hatte die Tische weggeschoben und eine Fläche freigeräumt; es sollte offenbar getanzt werden. Na, da sollten mal die Jüngeren ran, der Chief Constable jedenfalls hatte Besseres zu tun. Vor allem wollte er die restliche Nacht mit Glenda verbringen und sich von ihr einiges beibringen lassen. Das war einer der Vorteile seines Alten Bootshauses oben am Stausee, in dem sich seine Frau so gern aufhielt. So konnte er sich hier in der Stadt mit Glenda treffen. Er hatte das Bootshaus extrem günstig erworben, als die »Twixt&Tween«-Wasserwerke privatisiert wurden, und für die Renovierung und Modernisierung des Hauses einen Haufen Geld ausgegeben. Damals hatte er es als hübsche kleine Fluchtburg gesehen, doch jetzt, nachdem Lady Vy das Haus zu ihrem Eigentum erklärt hatte, hielt er sich möglichst selten dort auf. Und an diesem Wochenende gab es für ihn einen besonderen Grund, nicht dort aufzukreuzen. Vy war in Harrowgate gewesen, um ihr sogenanntes Tantchen Bea abzuholen, und mittlerweile würden die beiden im Bootshaus sein und Gott weiß was treiben. Nicht daß es ihm noch irgendwas ausmachte. Glenda war ein nettes Mädchen und wußte, wie man einem Mann das gab, was ihm gefiel. Genau, er würde in ihre Wohnung gehen und ... Als er sich gerade gedanklich mit dieser angenehmen Aussicht beschäftigte, kam Sergeant Fuder vorbei und beugte sich zu ihm herab. »Draußen ist leider dieser Bob Lazlett vom ›Echo‹ und verlangt eine Stellungnahme, Sir«, sagte er. »Verdammt, um diese nachtschlafende Zeit? Was für ’ne Stellungnahme?«
    »Er sagt, er hat gehört, daß die Anklage fallengelassen wurde, und ...«
    Wütend drückte der Chief Constable die Zigarre in den Resten eines Camemberts aus.
    »Verdammt, wo hat er das gehört? Ich habe keine Verlautbarung abgegeben, und in London hieß es, sie gäben Montag eine ab, damit es nicht mehr in den Sonntagszeitungen erscheint.«
    »Davon weiß ich nichts, Sir, aber draußen lungert ein ganzes Rudel von diesen Ärschen rum, einschließlich Channel 4 und der BBC. Ich hab ihnen gesagt, das Dinner findet bloß wegen Inspector Holdells Verabschiedung statt, aber das haben sie mir nicht abgekauft.«
    Sir Arnold Gonders schob seinen Stuhl nach hinten und erhob sich, fuchsteufelswild. »Harry«, brüllte er seinen Stellvertreter an, »stecken Sie diese verfluchten Weiber schnell in ihre Klamotten und sorgen Sie dafür, daß die Jungs nicht über die Stränge schlagen. Nein, noch besser, überlassen Sie das alles Rascombe. Wir beide ziehen hier Leine, und zwar schnell. Ich laß mich an diesem Wochenende nicht von den Scheißmedienheinis fotografieren. Sollen die Dummbeutel doch verrotten. Wir nehmen den Hinterausgang.« Er ging ins Foyer hinaus, während sich der Stellvertretende Chief Constable eindringlich mit dem Chief Inspector unterhielt. Ein kurzer Blick über die Galerie auf den Eingangsbereich

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