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Ein diplomatischer Zwischenfall

Ein diplomatischer Zwischenfall

Titel: Ein diplomatischer Zwischenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Junggesellenknopf und all die anderen Sachen. Wir können heute kein Sixpencestück mehr verwenden, weil es nicht mehr aus reinem Silber ist. Aber die alten Desserts wird es geben, zum Beispiel Elvas-Pflaumen, Karlsbader Pflaumen, Mandeln, Rosinen, kandierte Früchte und Ingwer. Du liebe Güte, ich rede wie ein Katalog von Fortnum Mason.«
    »Mir läuft schon bei Ihrer Aufzählung das Wasser im Munde zusammen, Madame.«
    »Ich fürchte, wir werden uns bis morgen Abend alle den Magen verdorben haben«, meinte Mrs Lacey. »Heute ist man es nicht mehr gewohnt, viel zu essen, nicht wahr?«
    Sie wurde durch lautes Rufen und Gelächter draußen vor dem Fenster unterbrochen. Sie schaute hinaus.
    »Ich weiß nicht, was sie da draußen treiben – sicherlich irgendein Spiel oder so etwas. Wissen Sie, ich habe immer befürchtet, dass unsere Weihnachtsfeier diese jungen Leute langweilt, aber das stimmt nicht. Genau das Gegenteil ist eingetroffen. Mein Sohn, meine Tochter und deren Freunde sagen, alles andere sei Unsinn und wäre nicht so schön. Außerdem«, bemerkte Mrs Lacey sachlich, »sind Kinder immer hungrig, besonders wenn sie zur Schule gehen, oder? Schließlich weiß man doch, dass jedes Kind in diesem Alter genauso viel isst wie drei starke Männer.«
    Poirot lachte und sagte: »Es ist sehr liebenswürdig von Ihnen und Ihrem Mann, Madame, dass Sie mich in Ihren Kreis eingeladen haben.«
    »Oh, wir freuen uns beide wirklich über Ihren Besuch. Und wenn Sie feststellen sollten, dass Horace ein bisschen mürrisch ist«, fuhr sie fort, »dann beachten Sie es einfach nicht. Das ist nun einmal seine Art.«
    In Wirklichkeit hatte Oberst Lacey, ihr Mann, gesagt:
    »Ich kann dich einfach nicht verstehen. Warum willst du, dass einer dieser verdammten Ausländer unser Weihnachtsfest stört? Warum kann er nicht zu einer anderen Zeit kommen? Ich kann Ausländer sowieso nicht ausstehen! Schon gut, schon gut, Edwina Morecombe hat ihn uns also ins Haus geschickt. Ich möchte wissen, warum sie sich eigentlich einmischt? Warum hat sie ihn nicht zu ihrem Weihnachtsfest eingeladen?«
    »Weil Edwina immer zu den Claridges geht, das weißt du doch ganz genau«, hatte Mrs Lacey geantwortet.
    Ihr Mann hatte sie prüfend angesehen und gefragt: »Du planst doch wohl nicht irgendetwas, Em, oder?«
    »Ich – und irgendetwas planen?« Em hatte ihn mit ihren großen blauen Augen angesehen. »Natürlich nicht. Was sollte ich denn planen?«
    Der alte Oberst hatte tief und dröhnend gelacht. »Ich traue es dir glatt zu, Em. Wenn du am unschuldigsten aussiehst, hast du bestimmt etwas vor.«
     
    Mrs Lacey dachte an dieses Gespräch und fuhr jetzt fort: »Edwina meinte, dass Sie uns vielleicht helfen könnten… Ich kann mir das zwar nicht vorstellen, aber Edwina erzählte, dass Sie einmal ihren Freunden in einem ähnlichen Fall geholfen haben. Ich – nun ja, Sie wissen vielleicht gar nicht, wovon ich rede?«
    Poirot sah sie ermutigend an. »Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, werde ich es mit Freude tun. Wenn ich Sie recht verstehe, handelt es sich um eine recht bedauerliche Angelegenheit, um die Schwärmerei eines jungen Mädchens.«
    Mrs Lacey nickte. »Ja. Sie wundern sich vielleicht, dass ich – nun ja, mit Ihnen darüber spreche. Schließlich kenne ich Sie überhaupt nicht…«
    »Und ich bin sogar noch Ausländer«, ergänzte Poirot.
    »Ja«, antwortete Mrs Lacey, »aber vielleicht macht das die Dinge leichter. Jedenfalls schien Edwina zu glauben, dass Sie möglicherweise – wie soll ich sagen – irgendwelche nützliche Auskünfte über diesen jungen Desmond Lee-Wortley geben könnten.«
    Poirot antwortete nicht sofort. Er bewunderte insgeheim Mr Jesmond, der Lady Morecombe geschickt und mühelos für seine Ziele eingespannt hatte.
    »Soweit ich weiß, hat dieser junge Mann keinen guten Ruf«, meinte er taktvoll.
    »Das stimmt wirklich. Er hat einen geradezu schlechten Ruf! Das hilft uns aber in Sarahs Fall nicht weiter. Es hat keinen Sinn, einem jungen Mädchen zu sagen, dass der betreffende junge Mann einen schlechten Ruf habe, stimmt das etwa nicht? Er würde nur noch interessanter werden.«
    »Sie haben völlig Recht.«
    »Als ich jung war«, fuhr Mrs Lacey fort,»- du liebe Güte, wie lange ist das schon her! –, wurden wir stets vor gewissen jungen Männern gewarnt, und wir interessierten uns dann natürlich noch mehr für sie…« Sie lachte leise.
    »Was macht Ihnen Sorgen?«
    »Unser Sohn fiel im Krieg«, antwortete Mrs Lacey.

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