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Ein diplomatischer Zwischenfall

Ein diplomatischer Zwischenfall

Titel: Ein diplomatischer Zwischenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ihren Höhepunkt erreicht. Dann knallt’s! Das geschah in jener Nacht. Sir Reuben setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. Der Sekretär aber, anstatt wie sonst demütig und bescheiden zur Tür zu gehen, greift nach der schweren Holzkeule und lässt sie auf den Kopf des Mannes niedersausen, der ihn einmal zu oft herausgefordert hatte.«
    Er wandte sich an Trefusis, der ihn wie versteinert anstarrte.
    »Es war so einfach, Ihr Alibi. Mr Astwell wähnte Sie in Ihrem Zimmer, aber niemand sah Sie dort hingehen. Sie wollten sich gerade hinausschleichen, nachdem Sie Sir Reuben niedergeschlagen hatten. Da hörten Sie ein Geräusch und Sie versteckten sich eilig wieder hinter dem Vorhang. Dort standen Sie, als Charles Leverson ins Zimmer trat. Dort standen sie, als Lily Margrave kam. Viel später erst krochen Sie durch ein schweigendes Haus in Ihr Zimmer. Wollen Sie das ableugnen?«
    Trefusis begann zu stottern.
    »Ich – ich bin niemals – «
    »Ach! Lassen Sie uns endlich zum Schluss kommen. Zwei Wochen habe ich nun schon Komödie gespielt. Ich habe Ihnen gezeigt, wie sich das Netz langsam um Sie zusammenzog. Die Fingerabdrücke, die Fußabdrücke, die Durchsuchung Ihres Zimmers mit den schlecht weggeräumten Sachen – mit all diesen Dingen habe ich Ihnen einen Schrecken eingejagt. Sie haben nachts vor Angst und Grübeln wachgelegen. Sie haben sich gefragt, ob Sie wohl einen Fingerabdruck im Zimmer oder einen Fußabdruck sonst wo hinterlassen haben.
    Immer wieder haben Sie die Ereignisse jener Nacht vor Ihren Augen abrollen lassen und sich hundertmal gefragt, was Sie getan und was Sie unterlassen haben. So habe ich Sie allmählich dazu gebracht, einen Fehler zu begehen. Ich habe gesehen, wie die Furcht Ihnen heute in die Augen sprang, als ich etwas von der Treppe aufhob, wo Sie in jener Nacht verborgen gestanden hatten. Dann machte ich ein großes Getue mit der kleinen Schachtel, der Aushändigung an George, und ging aus.«
    Poirot wandte sich zur Tür. »George.«
    »Hier bin ich, Sir.«
    Der Diener trat vor.
    »Wollen Sie bitte diesen Damen und Herren sagen, welche Instruktionen Sie von mir hatten?«
    »Ich sollte mich im Kleiderschrank Ihres Zimmers versteckt halten, Sir, nachdem ich die Pappschachtel an die bewusste Stelle gelegt hatte. Heute Nachmittag um halb vier betrat Mr Trefusis das Zimmer, ging an die Schublade und nahm die betreffende Schachtel heraus.«
    »Und in der Schachtel«, fuhr Poirot fort, »war eine gewöhnliche englische Stecknadel. Ich spreche immer die Wahrheit. Ich habe heute Morgen tatsächlich etwas von der Treppe aufgehoben. Es gibt doch ein Sprichwort, nicht wahr? ›Nach einer Nadel schnell dich bück, dann hast den ganzen Tag du Glück!‹ Und ich? Ich habe wirklich Glück gehabt; ich habe den Mörder gefunden!«
    Er wandte sich an den Sekretär.
    »Sehen Sie«, sagte er sanft. »Sie haben sich selbst ve r raten.«
    Trefusis brach plötzlich zusammen. Er sank schluchzend in einen Sessel und vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Ich war von Sinnen«, stöhnte er. »Ich war verrückt. Aber mein Gott, er hat mich bis zur Weißglut getrieben! Neun Jahre lang habe ich ihn gehasst und verabscheut.«
    »Ich hab’s ja gewusst!«, rief Lady Astwell.
    Sie sprang auf und ihre Augen funkelten in wildem Triumph.
    »Ich wusste, dass der Mann es getan hatte!«
    »Und Sie hatten Recht«, sagte Poirot. »Man mag es nennen, wie man will. Die Tatsache bleibt: Ihre ›Intuition‹ hat Sie nicht betrogen. Ich gratuliere.«

Vierundzwanzig Schwarzdrosseln
     
    H ercule Poirot saß mit seinem Freund, Henry Bonnington, in dem Restaurant »Gallant Endeavour«, das sich im Künstlerviertel Londons, auf der King’s Road, befindet.
    Mr Bonnington verkehrte gern im »Gallant Endeavour«. Er fand die herrschende Atmosphäre gemütlich, ihm schmeckte das Essen, das einfach und trotz des französischen Namens des Restaurants typisch englisch war und, wie er sagte, keine Zusammenstellung verunglückter Gerichte darstellte. Es machte ihm Freude, seinen Freunden den Platz zu zeigen, auf dem Augustus John immer gesessen hatte, und sie auf die berühmten Künstlernamen aufmerksam zu machen, die im Gästebuch standen. Mr Bonnington war zwar der unkünstlerischste Mensch, den man sich vorstellen kann, aber er bewunderte wohl wollend die künstlerischen Leistungen anderer.
    Die sympathische Kellnerin Molly begrüßte Mr Bonnington wie einen alten Freund. Ihr Stolz war, genau zu wissen, was ihren Gästen schmeckte und was

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