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Ein diplomatischer Zwischenfall

Ein diplomatischer Zwischenfall

Titel: Ein diplomatischer Zwischenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Trefusis sich gezwungen, nach London zu fahren. Er nahm denselben Zug wie Victor Astwell. Kaum hatten sie das Haus verlassen, als Poirot sich wie elektrisiert in eine fieberhafte Tätigkeit stürzte.
    »Kommen Sie, George, schnell an die Arbeit. Wenn das Hausmädchen in das Zimmer will, müssen Sie sie daran hindern. Flüstern Sie ihr ein paar süße, nichts sagende Worte ins Ohr und sehen Sie zu, dass sie auf jeden Fall auf dem Flur bleibt.«
    Er ging zunächst in das Zimmer des Sekretärs, das er gründlich untersuchte. Keine Schublade, kein Regal blieb verschont, dann räumte er alles in großer Hast wieder ein und erklärte seine Inspektion für beendet. George, der an der Tür Wache hielt, räusperte sich diskret.
    »Verzeihung, Sir.«
    »Was haben Sie, mein guter Georg?«
    »Die Schuhe, Sir. Die zwei Paar braune Schuhe standen auf dem zweiten Regal und die Lackschuhe auf dem unteren. Sie haben es beim Aufräumen gerade umgekehrt gemacht.«
    »Fabelhaft!«, sagte Poirot mit einer bewundernden Geste. »Aber das soll uns nicht weiter beunruhigen. Es ist völlig belanglos, George. Mr Trefusis wird solchen Kleinigkeiten überhaupt keine Beachtung schenken.«
    »Wie Sie meinen, Sir«, sagte George.
    »Es ist natürlich Ihre Pflicht, auf so etwas zu achten«, sagte Poirot und klopfte ihm ermunternd auf die Schulter. »Es macht Ihnen alle Ehre.«
    Der Diener erwiderte nichts. Auch machte er später keine Bemerkung, als sich der Vorgang in Victor Astwells Zimmer wiederholte und Mr Astwells Unterwäsche nicht ganz ordnungsgemäß in die Schubladen zurückgelegt wurde. Doch stellte es sich heraus, dass im letzteren Falle wenigstens der Diener Recht und Poirot Unrecht hatte; denn Victor Astwell stürmte abends wutschnaubend in den Salon.
    »Hören Sie mal zu, Sie verdammter kleiner belgischer Fatzke, was fällt Ihnen eigentlich ein, mein Zimmer zu durchwühlen? Was hoffen Sie denn dort zu finden, zum Kuckuck nochmal? Ich wünsche so etwas nicht, verstehen Sie? Das kommt davon, wenn man einen herumschnüffelnden kleinen Spion im Hause hat.«
    Poirot spreizte beredt die Finger, während die Worte nur so aus ihm heraussprudelten. Er bat hundertmal, tausendmal, millionenmal um Verzeihung. Er sei ungeschickt, übereifrig gewesen. Es sei ihm furchtbar peinlich. Er schäme sich. Er habe sich eine unverzeihliche Freiheit herausgenommen. Diesem Redeschwall konnte der aufgebrachte Victor schließlich nicht mehr widerstehen. Seine Wut legte sich, obwohl er immer noch etwas knurrte.
    Und wiederum murmelte Poirot, als er am Abend seinen Kräutertee trank:
    »Die Sache macht sich, mein guter George, sie macht sich entschieden.«
     
    »Freitag«, sagte Poirot gedankenvoll, »ist mein Glückstag.«
    »Wirklich, Sir?«
    »Sie sind doch nicht abergläubisch, mein guter George?«
    »Ich ziehe es vor, nicht der dreizehnte bei Tisch zu sein. Auch gehe ich nicht gern unter einer Leiter durch. Aber in Bezug auf Freitag bin ich nicht abergläubisch, Sir.«
    »Das ist gut«, sagte Poirot, »denn heute werden wir unsere Schlacht bei Waterloo schlagen.«
    »Ja, Sir!«
    »Sie sind so begeistert, mein guter George. Sie fragen nicht einmal, was ich vorhabe.«
    »Und was ist das?«
    »Heute unterziehe ich das Turmzimmer einer endgültigen gründlichen Inspektion.«
    Nach dem Frühstück begab sich Poirot tatsächlich mit Lady Astwells Erlaubnis zum Schauplatz des Verbrechens. Zu verschiedenen Zeiten während des Vormittags konnten die Haushaltsmitglieder beobachten, wie er dort auf allen vieren herumkroch, eingehend die schwarzen Samtvorhänge untersuchte und auf hohen Stühlen stand, um die Bilderrahmen an der Wand zu prüfen. Zum ersten Male spürte auch Lady Astwell ein unbehagliches Gefühl.
    »Ich muss gestehen«, sagte sie, »er geht mir endlich auch auf die Nerven. Er hat etwas in petto, und ich weiß nicht was. Und wie er da oben auf dem Fußboden herumkriecht. Wie ein Hund! Ich bekomme direkt eine Gänsehaut, wenn ich das sehe. Was sucht er denn eigentlich nur? Das möchte ich endlich wissen. Lily, meine Liebe, gehen Sie doch mal nach oben und schauen Sie nach, was er jetzt wieder treibt. Ach nein, bleiben Sie doch lieber bei mir.«
    »Soll ich hingehen, Lady Astwell?«, fragte der Sekretär und stand von seinem Tisch auf.
    »Das wäre sehr nett, Mr Trefusis.«
    Owen Trefusis verließ das Zimmer und stieg die Treppen zum Turmzimmer hinauf. Auf den ersten Blick hin schien das Zimmer leer zu sein. Jedenfalls war von Hercule Poirot nichts zu

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