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Ein Doppelleben im Kosmos

Ein Doppelleben im Kosmos

Titel: Ein Doppelleben im Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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zurückbefördern. Verstanden?«
    Ich verstand nur zu gut. Dak sprach das Wort nicht aus, aber er sagte mir, daß ich keinen Gemeinschaftsgeist hätte. Das Bittere dabei war, daß er recht hatte. Ich konnte nicht einmal zornig sein. Ich konnte mich nur schämen. Es war idiotisch von mir gewesen den Vertrag abzuschließen, ohne mehr darüber zu wissen, aber ich hatte eingewilligt, die Rolle zu spielen, bedingungslos und ohne Rückzugsklauseln. Jetzt versuchte ich mich herauszuwinden wie ein Amateurschauspieler mit Lampenfieber.
    »Die Vorstellung muß weitergehen«, ist der älteste Grundsatz beim Theater. Vielleicht liegt darin keine philosophische Wahrheit aber die Fundamente, auf denen die Menschen leben, halten ohnehin selten einer logischen Prüfung stand. Mein Vater hat an diesen Grundsatz geglaubt. Ich habe ihn zwei Akte mit einem geplatzten Blinddarm spielen und dann seine Verbeugungen machen sehen, ehe er sich in aller Eile ins Krankenhaus bringen ließ.
    »Dak«, sagte ich demütig, »es tut mir sehr leid. Es war ungerecht von mir.«
    Er sah mich scharf an. »Sie übernehmen die Aufgabe?«
    »Ja.« Ich meinte es ehrlich. Dann fiel mir plötzlich etwas ein, was für mich die Rolle so unmöglich machen würde, als sollte ich Schneewittchen bei den sieben Zwergen spielen. »Das heißt, ich möchte es. Aber ... «
    »Aber was?« sagte er spöttisch. »Hat schon wieder Ihr verflixtes Temperament etwas dagegen?«
    »Nein, nein. Aber Sie haben gesagt, wir führen zum Mars. Dak soll ich diese Doppelrolle etwa mitten unter Marsbewohnern spielen?«
    »Ja, natürlich. Wie sollte es auf dem Mars anders sein?«
    »Oh ... Aber, Dak, ich kann die Marsbewohner nicht ertragen. Ich sehe dann weiße Mäuse. Ich würde dagegen ankämpfen, ich würde versuchen, es zu überwinden, aber ich würde vielleicht aus der Rolle fallen.«
    »Wenn das Ihre ganze Sorge ist, so denken Sie nicht weiter dran.«
    »Wieso! Ich kann das nicht vergessen. Ich kann nicht dagegen an. Ich ...«
    »Ich habe gesagt: denken Sie nicht weiter dran, mein Junge. Wir wissen, daß Sie in solchen Dingen unerfahren sind, wir wissen alles über Sie, Lorenzo.
    Ihre Furcht vor den Marsbewohnern ist ebenso kindisch und vernunftwidrig wie die Furcht vor Spinnen oder Schlangen. Aber wir hatten es vorausgesehen, und wir werden uns darum kümmern. Denken Sie nicht mehr daran.«
    »Also gut.« Ich war nicht sehr beruhigt. Aber er hatte meine empfindliche Stelle getroffen. Unerfahren sei ich. Also hielt ich den Mund.
    Dak zog den Sprechapparat zu sich heran. »Löwenzahn an Unkraut. Plan Löschblatt aufgeben. Wir werden Plan Fastnacht durchführen.«
    »Dak«, sagte ich, als er das Schlußzeichen gab.
    »Später«, erwiderte er. »Ich muß jetzt die Bahn ansteuern. Die Begegnung kann etwas lebhaft sein. Also legen Sie sich hin, und schnallen Sie sich fest.«
    Und ob es lebhaft war! Endlich im Wachtschiff atmete ich auf, wieder im freien Fall zu sein. Die »Brandungskrankheit« ist noch schlimmer als die gewöhnliche Raumkrankheit. Aber wir blieben nicht länger als fünf Minuten im freien Fall. Die drei Männer, die in die »Pionier« umsteigen sollten, drängten sich in die Übersteig-Schleuse, als Dak und ich auf das Wachtschiff kamen. In den nächsten Augenblicken ging es drunter und drüber. Ich bin vermutlich eine richtige Landschnecke, denn ich kann mich überhaupt nicht orientieren, wenn der Fußboden nicht von der Decke zu unterscheiden ist.
    Jemand rief: »Wo ist er?«
    Dak erwiderte: »Hier!«
    Dann fragte der andere: »Der?« Als könne er seinen Augen nicht trauen.
    »Ja ja«, erwiderte Dak. »Er hat Maske gemacht. Laß nur, es ist alles in Ordnung. Hilf mir, ihn in die Zitronenpresse zu bringen!«
    Eine Hand ergriff mich beim Arm und zog mich durch einen engen Gang und in eine Kabine hinein. Dicht an einer Zwischenwand befanden sich zwei Kojen oder »Zitronenpressen«, die badewannenförmigen hydraulischen Druckverteilungsbehälter, die bei hoher Beschleunigung in Raumschiffen gebraucht werden. Ich hatte noch nie so ein Schiff gesehen, aber wir hatten ganz überzeugende Nachbildungen in dem Theaterstück »Der Angriff auf die Erde« verwendet.
    An der Zwischenwand hinter den Kojen stand: »Warnung!!! Nicht mehr als drei Gravos ohne Raumanzug! Befehl von ...« Ich wurde langsam herumgedreht, bevor ich dies zu Ende lesen konnte, und jemand schob mich in eine der Zitronenpressen.
    Dak und der andere Mann schnallten mich schleunigst fest, als plötzlich ganz in

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