Ein Doppelleben im Kosmos
Feuerdrachen hier bezwungen habe.«
»Jawohl, Käptn!« Sie drehte den Kopf zu mir herum und sagte mit sanfter, leiser Altstimme: »Dr. Capek wünscht, daß Sie sich einfach entspannen und sich ein paar Stunden lang Filme ansehen. Ich bleibe hier, um, wenn nötig, Fragen zu beantworten.«
Ich seufzte. »Gott sei Dank wird mir endlich jemand Fragen beantworten!«
Sie entgegnete nichts, sondern hob mit einiger Mühe einen Arm und berührte einen Schalter. Die Lampen in der Kabine erloschen, und ein Tonund Stereofilm rollte vor meinen Augen ab. Ich erkannte die Hauptfigur, so wie jeder einzelne der Milliarden Bürger des Reiches diesen Mann erkannt hätte ... und ich begriff zugleich, wie gründlich Dak Broadbent mich hineingelegt hatte.
Der Mann war Bonforte.
Der richtige Bonforte, meine ich, der sehr ehrenwerte John Joseph Bonforte, der frühere Ministerpräsident, Führer der Opposition und Haupt der Expansionistischen Koalition, der meistgeliebte (und meistgehaßte) Mann im ganzen Sonnensystem.
Mein erstauntes Gemüt kam mit einem Riesensatz zu einer offensichtlich logischen Gewißheit. Bonforte hatte mindestens drei Attentatsversuche überlebt, nach den Zeitungen zu urteilen. Mindestens zweimal war er nur wie durch ein Wunder unverletzt geblieben. Wenn die Rettung nun gar nicht wunderbar gewesen war? Wenn all diese Attentate Erfolg gehabt hätten, aber der gute alte Onkel Joe Bonforte immer zu der Zeit irgendwo anders gewesen war?
Auf diese Weise könnte man eine ganze Menge Schauspieler verbrauchen.
Kapitel 3
Ich hatte mich nie auf Politik eingelassen. Mein Vater hatte mich davor gewarnt. »Laß die Hände davon, Larry«, hatte er ernst zu mir gesagt. »Die Berühmtheit, die du auf diese Weise erlangst, ist eine schlechte Berühmtheit. Die einfachen Leute mögen das nicht.« Ich hatte nie gewählt, auch nicht nachdem die Zusatzgesetze von 98 der umherziehenden Bevölkerung, zu der natürlich die meisten Mitglieder meines Berufes gehören, die Teilnahme an der Wahl erleichtert hatten. Soweit ich jedoch irgendwelche politischen Neigungen hatte, hingen sie bestimmt nicht mit Bonforte zusammen. Ich hielt ihn für einen gefährlichen Mann und vielleicht sogar für einen Verräter an der menschlichen Rasse. Der Gedanke, meinen Kopf hinzuhalten und mich an seiner Stelle töten zu lassen, war mir widerwärtig.
Aber - was für eine Bombenrolle!
Ich hatte einmal einen Helden in »L’Aiglon« gespielt und auch den Cäsar in den einzigen beiden Stücken über ihn, die den Namen verdienen. Aber so eine Rolle im Leben zu spielen, ja, da begreift man, wie ein Mann für einen anderen zur Guillotine gehen kann, eben um der Chance willen, wenn auch nur für wenige Augenblicke, die allerschwierigste Rolle zu spielen, um das erhabenste, das vollkommene Kunstwerk zu schaffen.
Ich fragte mich, welche meiner Kollegen wohl bei früheren Gelegenheiten dieser Versuchung nicht hatten widerstehen können. Sie waren Künstler gewesen, das war sicher, obwohl gerade ihre Anonymität als einziges den Erfolg ihrer Darstellung bezeugte. Ich versuchte mich zu erinnern, wann die Attentate auf Bonforte stattgefunden hatten und welche Kollegen, die diese Rolle hätten spielen können, zu jenen Zeiten gestorben oder verschwunden waren. Aber meine Überlegungen blieben vergeblich. Einerseits wußte ich über die Einzelheiten des politischen Tageslaufs nicht allzu gut Bescheid, und andererseits verschwinden Schauspieler erschreckend oft einfach von der Bildfläche.
Ich hatte inzwischen die charakteristischen Züge genau studiert und war überzeugt, daß ich diese Rolle spielen könnte. Zunächst waren rein physisch keine Schwierigkeiten vorhanden. Bonforte und ich hätten ohne weiteres die Kleider tauschen können. Diese kindischen Verschwörer, die mich entführt hatten, überschätzten die Bedeutung der körperlichen Ähnlichkeit bei weitem, da sie überhaupt nichts besagt, wenn sie nicht künstlich unterstrichen wird - sie braucht nicht einmal schlagend zu sein, wenn der Schauspieler geschickt ist.
Aber ich gebe zu, daß die Ähnlichkeit nützlich ist, und das alberne Spiel mit der Robotermaschine hatte ganz zufällig - dazu geführt, einen wirklichen Künstler und zugleich einen Mann auszuwählen, der in Maßen und Körperbau der Zwilling des Politikers war. Sein Profil war dem meinen sehr ähnlich, sogar seine Hände waren lang, schmal und aristokratisch wie meine, und Hände sind verräterischer als Gesichter. Das leichte
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