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Ein Doppelleben im Kosmos

Ein Doppelleben im Kosmos

Titel: Ein Doppelleben im Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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der Nähe eine Sirene furchtbar zu heulen begann. Das hielt mehrere Sekunden an, dann ertönte eine Stimme: »Warnung! Warnung! Zwei Gravos! Drei Minuten Warnung!
    Zwei Gravos! Drei Minuten!« Dann heulte wieder die Sirene.
    Durch den Lärm hörte ich Dak scharf fragen: »Ist der Scheinwerfer eingestellt? Sind die Meßapparate bereit?«
    »Ja!«
    »Und die Spritze?« Dak schwebte in der Luft umher und sagte zu mir: »Wissen Sie, wir müssen Ihnen eine Spritze geben. Es ist alles in Ordnung. Ein Teil ist Nullgrav, das übrige ein Anregungsmittel, denn Sie müssen wach bleiben und Ihre Rolle studieren. Zuerst werden Ihre Augäpfel brennen, und vielleicht wird es jucken, aber es wird Ihnen nicht schaden ... «
    »Warten Sie, Dak, ich ... «
    »Keine Zeit! Ich muß diesen Schrotthaufen in Gang bringen.« Er drehte sich um und war zur Tür hinaus, ehe ich Widerspruch erheben konnte. Der zweite Mann schob meinen linken Ärmel in die Höhe, hielt eine Spritze an meine Haut, und ich hatte die Dosis bekommen, ehe es mir noch bewußt geworden war.
    Das Sirenengeheul machte wieder der Stimme Platz: »Warnung! Warnung! Zwei Gravos! Zwei Minuten!«
    Ich versuchte umherzublicken, aber das Mittel brachte mich noch mehr durcheinander. Meine Augäpfel wurden siedend heiß, ebenso meine Zähne, und ich spürte ein fast unerträgliches Jucken am Rückgrat aber der Sicherheitsgürtel hinderte mich, diese gepeinigte Stelle zu erreichen.
    Wieder verstummte die Sirene, und diesmal erdröhnte Daks zuversichtlicher Bariton: »Letzte Warnung! Zwei Gravos! Eine Minute! Streckt eure fetten Leiber aus! Es geht los!«
    Das Sirenengeheul wurde jetzt durch Schallplattenmusik - Arkezians »Ad Astra«, Opus 61 in C-Dur ersetzt. Es war die Londoner Symphoniefassung mit den Disharmonien in den Kesselpauken. In meinem zerschlagenen, verwirrten und betäubten Zustand machten sie keinen Eindruck auf mich.
    Eine Nixe erschien in der Tür ... natürlich hatte sie keinen Fischschwanz, aber sie sah wie eine Nixe aus. Als meine Augen sich wieder richtig einstellen konnten, sah ich, daß es ein sehr angenehm aussehendes und rundum weiblich erscheinendes Wesen in Hemd und Shorts war. Die junge Frau kam mit dem Kopf voran so dahergeschwommen, daß man gleich merkte, daß für sie der freie Fall nichts Neues war. Sie sah mich ohne Lächeln an, legte sich auf die andere Zitronenpresse und faßte die Handgriffe. Die Sicherheitsgürtel beachtete sie nicht. Die Musik schmetterte das rollende Finale, und ich fühlte mich sehr schwer werden.
    Zwei Gravos sind nicht schlimm, wenn man in einem flüssigen Bett schwimmt. Die Decke auf der Zitronenpresse hob sich und stützte mich Zoll für Zoll. Ich fühlte mich einfach schwer und hatte Mühe zu atmen. Man hört öfter Geschichten von Piloten, die mit zehn Gravos fliegen und sich selbst ruinieren, und ich zweifle nicht daran, daß diese Geschichten wahr sind. Aber zwei Gravos in der Zitronenpresse machen einen einfach bewegungsunfähig.
    Es dauerte eine Weile, bis ich bemerkte, daß das Sprachrohr in der Decke mich anredete. »Lorenzo, wie geht’s Ihnen, mein Junge?«
    »Alles in Ordnung.« Ich keuchte vor Anstrengung. »Wie lange geht es noch so weiter?«
    »Etwa zwei Tage.«
    Ich muß wohl gestöhnt haben, denn Dak lachte. »Jammern Sie nicht. Meine erste Reise zum Mars dauerte siebenunddreißig Wochen jede Minute davon im freien Fall in einer elliptischen Bahn. Sie fliegen die Luxusstrecke, bei bloß zwei Gravos ein paar Tage lang. Wir müßten Sie eigentlich dafür zahlen lassen.«
    Ich wollte ihm gerade in scharfem Kulissenjargon sagen, was ich von seinem Humor hielt, dann aber dachte ich daran, daß eine Dame anwesend war. Mein Vater hatte mich gelehrt, daß eine Frau jede Handlung bis zum gewalttätigen Angriff verzeiht, durch Reden aber leicht beleidigt werden kann. Die schönere Hälfte unserer Rasse ist auf das Symbolische eingestellt - ein sonderbarer Zug in Anbetracht ihrer äußerst praktischen Veranlagung. Jedenfalls ist mir nie ein verbotenes Wort über die Lippen gekommen, wenn es die Ohren einer Dame hätte verletzen können - seit der Zeit, da ich das letztemal die harte Hand meines Vaters auf meinem Mund gespürt hatte. Mein Vater hätte Professor Pawlow Hinweise in bezug auf Reflexwirkungen geben können.
    Aber Dak sprach weiter: »Penny! Sind Sie da, Goldkind?«
    »Jawohl, Käptn«, erwiderte die junge Dame neben mir.
    »Gut, geben Sie ihm seine Hausarbeit. Ich komme hinunter, wenn ich diesen

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