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Ein Doppelleben im Kosmos

Ein Doppelleben im Kosmos

Titel: Ein Doppelleben im Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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Hinken, wahrscheinlich eine Folge eines der auf ihn verübten Attentate, hatte nichts zu sagen. Nachdem ich ihn einige Minuten beobachtet hatte, wußte ich, daß ich genauso gehen konnte wie er, ohne auch nur darüber nachzudenken. Die Art, wie er seinen Kehlkopf kratzte und sich dann über das Kinn strich, das fast unmerkliche Gesichtszucken, das jedem seiner Sätze voranging, das alles war keine Schwierigkeit, es drang in mein Unterbewußtsein ein wie Wasser in Sand.
    Er war allerdings fünfzehn oder zwanzig Jahre älter als ich, aber es ist leichter, sich älter zu machen als jünger. Ich hätte ihn nach zwanzig Minuten Studium auf der Bühne darstellen oder an seiner Stelle eine Rede verlesen können. Aber die Rolle, wie ich sie auffaßte, würde mehr sein als eine bloße Interpretation. Dak hatte angedeutet, daß ich Leute überzeugen müsse, die Bonforte gut und vielleicht intim kannten. Das ist unendlich viel schwieriger.
    Nimmt er Zucker zum Kaffee? Wenn ja, wieviel? Welche Hand benutzt er, wenn er sich eine Zigarette anzündet, und welche Bewegungen macht er dabei?
    Die Antwort hierauf bekam ich, als ich die Frage gerade in meinem Innern formulierte, und prägte sie mir tief ein. Das Bild vor meinen Augen zündete sich eine Zigarette an in einer Art und Weise die mich davon überzeugte, daß er jahrelang Streichhölzer und altmodische Anzünder benutzt hatte, bevor er sich dem sogenannten Fortschritt anschloß.
    Das schlimmste von allem ist, daß ein Mensch nicht ein einziger Komplex ist. Er ist für jeden, der ihn kennt, ein anderer Komplex, was bedeutet, daß die Verkörperung einer Rolle, wenn sie erfolgreich sein soll, für jedes Publikum, für jeden Bekannten des Dargestellten verschieden sein muß. Dies ist nicht nur schwierig, es ist statistisch unmöglich. Solche kleinen Dinge können einen zu Fall bringen. Was für Erlebnisse hatte ihr Chef mit seinem Bekannten John Jones gemeinsam, mit hundert oder tausend John Jones? Wie könnte das jemand wissen, der diesen Chef verkörpert?
    Das Spielen an sich ist wie alle Kunst ein Vorgang des Abstrahierens, so daß man sich nur bezeichnende Einzelheiten merkt. Aber bei der Nachbildung kann jede Einzelheit bedeutsam sein. Im gegebenen Augenblick könnte etwas so Albernes wie das Spargelessen alles verraten.
    Schließlich erinnerte ich mich mit Unbehagen, daß meine Darstellung wahrscheinlich nur für so kurze Zeit überzeugend sein mußte, wie ein Schütze brauchen würde, um eine Kugel auf mich abzuschießen.
    Aber ich studierte noch immer den Mann, an dessen Stelle ich treten sollte ... was konnte ich sonst auch tun? ... Da öffnete sich die Tür, und ich hörte Dak rufen: »Jemand zu Hause?«
    Die Lampen leuchteten auf, das dreidimensionale Bild verblaßte, und ich hatte ein Gefühl, als wäre ich einem Traum entrissen worden.
    Ich wendete den Kopf. Das junge Mädchen, das Penny hieß, bemühte sich, ihren Kopf von dem anderen hydraulischen Bett zu heben, und Dak stand mit gespreizten Beinen in der Tür.
    Ich sah ihn an und fragte verwundert: »Wie bringen Sie es nur fertig, aufrecht zu stehen?« Ein Teil meines Geistes, der berufliche Teil, der unabhängig arbeitet, merkte sich, wie er da stand, und tat diese Erfahrung in ein neues Fach mit der Aufschrift: »Wie ein Mann bei zwei Gravos steht.«
    Er lachte mir zu. »Nichts dabei. Ich trage Stützen.«
    »Hmmmm ... «
    »Sie können aufstehen, wenn Sie wollen. Gewöhnlich raten wir Passagieren ab, aus den Kojen aufzustehen, wenn wir bei mehr als anderthalb Gravos fahren. Die Möglichkeit, daß irgendein Idiot über seine eigenen Füße stolpert und sich ein Bein bricht, ist groß. Ich habe einmal gesehen, wie ein wirklich zäher Gewichtshebertyp von der Zitronenpresse aufstand und bei fünf Gravos umherging ... aber er war hinterher zu nichts mehr richtig zu gebrauchen. Doch zwei Gravos sind erträglich. Das ist, als ob man einen anderen Mann huckepack trägt.« Er sah das junge Mädchen an. »Haben Sie ihm Bescheid gesagt, Penny?«
    »Er hat noch nichts gefragt.«
    »So? Lorenzo, ich dachte, Sie wären der Mann, der alles wissen wollte?«
    Ich zuckte die Schultern. »Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, daß es darauf ankommt, da ich ja bestimmt nicht lange genug leben werde, um etwas davon zu haben.«
    »Wieso? Wodurch ist Ihnen die Milch sauer geworden, alter Junge?«
    »Käptn Broadbent«, sagte ich bitter, »ich bin durch die Anwesenheit einer Dame gehindert, mich verständlich auszudrücken. Deshalb

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