Ein Doppelleben im Kosmos
ich froh war, nichts gegessen zu haben. Ich hatte einmal etwas über diese Sache gelesen. Meiner Meinung nach ist es unmoralisch und entwürdigend, mit der Persönlichkeit eines Menschen sein Spiel zu treiben. Mord ist im Vergleich dazu ein sauberes Verbrechen, eine wirkliche Bagatelle. »Gehirnwäsche« ist ein Ausdruck, der uns aus dem späten dunklen Zeitalter überkommen ist; dieses Verfahren wurde zuerst angewendet, um den Willen eines Mannes zu brechen und durch körperliche Mißhandlungen und Foltern seine Persönlichkeit zu verändern. Aber das konnte Monate erfordern. Später entdeckte man ein »besseres« Verfahren, das in wenigen Sekunden einen Mann in einen stammelnden Sklaven verwandelte, indem ihm einfach eine von verschiedenen Kokainlösungen ins Vorderhirn eingespritzt wurde.
Dieses schmutzige Verfahren war zuerst zu guten Zwecken entwickelt worden, nämlich um geistesgestörte Patienten zu beruhigen und sie für eine psychotherapeutische Behandlung empfänglich zu machen. Insofern war es ein humaner Fortschritt, denn es wurde statt der Lobotomie benutzt.
Natürlich ist die »Gehirnwäsche« ebenso wie das später entwickelte »vereinfachte« Verfahren seit langer Zeit ungesetzlich, außer in der Therapie, mit ausdrücklicher Genehmigung des Gerichts. Aber Verbrecher benutzen diese Methode, und die Polizei ist bisweilen auch nicht lilienweiß, denn man kann einen Gefangenen dadurch zum Reden bringen, und die Anwendung hinterläßt keinerlei Spuren. Man kann dem Opfer sogar befehlen, zu vergessen, daß es Gehirnspritzen erhalten hat.
Ich wußte bereits das meiste darüber, als Dak mir berichtete, was man Bonforte angetan hatte, und das übrige fand ich in dem Schiffslexikon, in dem Artikel über »Psychische Integration« und über »Folter«.
Ich schüttelte den Kopf und versuchte den Alpdruck aus meinem Kopf zu verscheuchen. »Aber er wird sich wieder erholen?«
»Dr. Capek sagt, daß die Chemikalie die Gehirnstruktur nicht verändert, sondern nur lähmend wirkt.
Er sagt, daß der Blutstrom wahrscheinlich die Giftstoffe wegschwemmt. Sie gelangen in die Nieren und werden aus dem Körper ausgeschieden. Aber es dauert seine Zeit.« Dak sah mich an. »Chef?«
»Jetzt ist es wohl angebracht, mit dem Chef-Spiel aufzuhören, nicht wahr? Er ist ja wieder da.«
»Darüber wollte ich mit Ihnen sprechen. Wäre es für Sie zuviel Mühe, wenn Sie die Double-Rolle noch eine Weile weiterspielten?«
»Aber warum? Hier ist doch keiner außer uns Eingeweihten an Bord.«
»Das stimmt nicht ganz, Lorenzo. Wir haben es zustande gebracht, diese Sache sehr geheimzuhalten. Hier bin ich, hier sind Sie ...« Er zählte es an den Fingern ab. »Dann der Doktor, Rog und Bill. Und Penny natürlich. Unten auf der Erde ist ein Mann namens Langston, dem Sie noch nicht begegnet sind. Ich glaube, Jimmie Washington hat seine Vermutungen, aber er würde seiner eigenen Mutter nicht sagen, was die Stunde geschlagen hat. Wir wissen nicht, wie viele an der Entführung beteiligt waren, aber viele nicht, dessen können Sie sicher sein. Auf jeden Fall wagen diese Leute nicht zu reden, und das Witzige an der Sache ist, daß sie, selbst wenn sie es wollten, nicht mehr beweisen könnten, daß er je verschwunden war. Aber ich will damit sagen: Hier auf der >Tom Paine< ist die ganze Besatzung nicht eingeweiht. Alter Junge, wie wäre es: Wollen Sie nicht durchhalten und sich jeden Tag den Männern von der Besatzung und Jimmie Washingtons Sekretärinnen zeigen, so lange, bis er wieder gesund ist? Was meinen Sie dazu?«
»Hmmm ... ich wüßte nicht, warum ich es nicht tun sollte. Wie lange wird es dauern?«
»Nur während der Rückfahrt. Wir werden langsam fliegen. Sie werden es genießen.«
»Gut, Dak. Sie brauchen es nicht zu honorieren. Ich mache dies, weil ich die Gehirnwäsche verabscheue.«
Dak sprang auf und schlug mir auf die Schulter. »Sie sind ein Mann nach meinem Herzen, Lorenzo. Machen Sie sich über Ihr Honorar keine Gedanken. Es wird für Sie gesorgt werden.« Dann änderte er den Ton. »Gut, Chef! Also bis morgen.«
Wie gewöhnlich kam eins zum andern. Nach Daks Rückkehr gingen wir zu einer weiter entfernten Bahn über, wo wenig Aussicht bestand, daß eine Nachrichtenagentur eine Rakete heraufschicken würde, um eine Reisereportage zu machen. Ich erwachte im freien Fall, nahm eine Pille und brachte es fertig zu frühstücken. Kurz darauf erschien Penny. »Guten Morgen, Herr Bonforte.«
»Guten Morgen, Penny.« Ich
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