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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Polsterkissen ab. «Es ist nur so, dass bei Anfragen zu einem Exorzismus alles über unsere Sekretärin Sophie läuft. Und anscheinend hat es so eine Anfrage nicht gegeben.»
    «Na ja, ich habe das Diözesanbüro auch überhaupt nicht angerufen. Das habe ich nur Mr. Spicer erzählt. Er ist im Grunde ein guter Mann, aber er ist eben ein
Mann
. Und er hatte in letzter Zeit ein Menge privater Probleme. Und ich habe mit einer Freundin im Forest of Dean am Telefon darüber gesprochen, und sie hat sofort gesagt, ich sollte den Pfarrer bitten, Sie hinzuzuziehen. So habe ich Ihre Nummer bekommen. Sie heißt Ingrid Sollars.»
    «Oh.» Das war in Ordnung. «Ja, ich habe Mrs. Sollars kennengelernt, als es einmal ein … Problem gab. Sie ist sehr nett.»
    «Und ein viel stärkerer Mensch, als ich es bin. Ich fürchte mich schnell, wenn ich Dinge nicht … nun ja,
niemand
versteht sie, oder? Das können wir nicht, und wir sollten es auch nicht versuchen. Aber Ingrid hat mir Ihre Nummer gegeben und gesagt, Sie würden es ernst nehmen, aber aus
diplomatischen
Gründen wäre es am besten, über den Pfarrer Kontakt mit Ihnen aufzunehmen.»
    Mrs. Aird hatte einen einzelnen, einsamen Rohrsessel an ihrem Panoramafenster stehen. Sie nannte ihn ihren Sonnenuntergangssessel. Sie verpasste keinen einzigen Sonnenuntergang. Ganz links war der Herefordshire Beacon zu erkennen, aber von der Straße sah man nichts, auch wenn oben die vorbeifahrenden Autos zu hören waren.
    «Ich habe gedacht, um diese Jahreszeit ist es besser, weil die Leute ihre Ferienhäuser beziehen und es im Dorf mehr wie in einem
richtigen
Dorf zugeht. Ich kenne inzwischen ein paar von den Leuten, die hier Ferien machen, sie sind sehr nett. Sie lassen mir ihre Schlüssel da, damit ich in ihren Cottages nach dem Rechten sehen kann und im Winter die Heizung anstelle. Das gibt mir das Gefühl, wenigstens ein bisschen nützlich zu sein. Aber jetzt habe ich die Schlüssel zurückgegeben. Ich gehe nicht mehr gerne allein in fremde Häuser. Na ja, ist ja auch kein Wunder.»
    Merrily sah sie verständnislos an, und Mrs. Aird beugte sich vor und sprach im Flüsterton weiter.
    «Da war so ein
armer Mann
– ein bisschen einsam –, der im Sommer mehrere Wochen hier verbracht hat, und wir wussten nie, ob er gerade da ist oder nicht, und eines Tages … sind jemandem die vielen Fliegen aufgefallen.»
    Mrs. Aird klammerte sich schaudernd an die Armlehnen ihres Sessels.
    «Besucht der Pfarrer die Leute nicht ab und zu?»
    «Doch, das tut er. Zu mir kommt er beinahe jede Woche. Allerdings gehe ich auch regelmäßig zum Gottesdienst. Aber manche Leute mögen das nicht, betrachten ihn als Eindringling, als ob er sie missionieren wollte oder so. Aber so ist Mr. Spicer natürlich überhaupt nicht. Und dann muss er sich ja auch noch um die anderen Gemeinden kümmern. Außerdem ist er jetzt auf sich allein gestellt. Das war nicht einfach für ihn, mit seiner Frau … und seiner Tochter. Und mit allem, was passiert ist.»
    Mrs. Aird verschränkte die Arme und sah Merrily erwartungsvoll an.
    «Und Sie waren da, als der … Lastwagenfahrer …»
    «Es hat gekracht wie bei einer
Explosion
, Mrs. Watkins. Ich habe einen Kirchenschlüssel, und ich war früh da, weil ich den Blumenschmuck für eine Beerdigung vorbereiten wollte – Mrs. Hatch, es war eine Gnade –, und
rumms
. Ich bin rausgerannt, und das Führerhaus des Lasters war auf der Fahrerseite total platt gedrückt. Er musste auf der anderen Seite aussteigen. Ich habe ihn in die Kirche gebracht und ihm eine Tasse Tee gegeben, während wir auf die Polizei und den Abschleppwagen gewartet haben. Er hat gesagt … das werde ich nie vergessen, also er sagte:
‹Es war wie eine kleine Sonne.›
»
    «Und es war kein sonniger Tag?»
    «Später schon, aber um diese Zeit war es diesig. Es war ja erst kurz nach halb sieben. Als die Polizei kam, haben sie sofort einen Alkoholtest gemacht, aber er hatte keinen Tropfen getrunken. Sie sagten, er könne kein Licht gesehen haben, aber er hat darauf
bestanden
, dass er einem Licht ausweichen wollte. Einer der Polizisten hat mir später gesagt:
‹Ich glaube er ist beim Fahren eingeschlafen und hat dieses Licht bloß geträumt.›
Und ich habe zu ihm gesagt:
‹Das ist nicht fair, wissen Sie …›
»
    Eine Lichtkugel, dachte Merrily nicht sehr begeistert. Sehr beliebt bei den Geisterjägern des Privatfernsehens. Die Kamera filmte ein undefinierbares Schimmern, und schon war es eine
sphärische

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