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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Was Lol schließlich von einem Typen namens Charles erfuhr, trug nicht gerade zu ihrer Beruhigung bei.
    «Er sagt, die Debatte darüber steht nächste Woche an.»
    «Das heißt, die
entscheiden
darüber?»
    «Ich hatte den Eindruck, dass es keine Einwände von irgendeiner Seite gab. Das Gelände ist ziemlich abgelegen, entspricht dem Flächennutzungsplan und ist vom Dorfzentrum aus nicht zu sehen. Also perfekte Bedingungen für den Bau neuer Wohnhäuser.»
    «Aber es liegt auf einer … Warum hast du ihm nicht gesagt, dass es auf einer total wichtigen …»
    «Jane …»
    «Jaja, keiner im Gemeinderat glaubt, dass es sie gibt. Überall woanders würde es von einem so bedeutenden Mann wie Alfred Watkins eine Statue auf dem Marktplatz geben, und an sämtlichen wichtigen Leys würden Messingtafeln hängen. Bloß diese Bande von dummen, egoistischen Wichsern …»
    «Jane, die Regierung verlangt, dass überall im Land neue Wohnhäuser gebaut werden. Und in Ledwardine gibt es ziemlichen Bedarf an Häusern für junge Leute, die von zu Hause ausziehen und ihr Leben alleine meistern wollen.»
    «Und in die Kategorie sollen
Hochwertige Eigenheime für anspruchsvolle Kunden
gehören?»
    Lol seufzte. Sie waren im Dorfladen vorbeigegangen, um bei Big Jim Prosser nachzufragen, wem Coleman’s Meadow gehörte. Jim hatte ihnen einen Bauern namens G. J. Murray genannt, der sieben Meilen entfernt in Lyonshall wohnte. Dieser Murray hatte Coleman’s Meadow von seiner Tante geerbt und versuchte seitdem, das Gelände an eine Baufirma zu verkaufen.
    So lief das immer. Die Leute schrieben Leserbriefe an die
Hereford Times
, um sich darüber zu beschweren, dass die jungen Leute aus der Gegend wegziehen mussten, weil es keine Häuser gab, die sie sich leisten konnten, und wenn sich dann mal eine Gelegenheit auftat, ein paar Häuser auf ein Feld zu bauen, dann waren es Luxuseigenheime. Mit denen man richtig Geld verdienen konnte.
    «Und, echt, sogar wenn es billigere Häuser wären, würden die meisten an Leute von außerhalb gehen», sagte Jane. «Alle in meiner Klasse, die hier in der Gegend geboren sind, wollen nichts wie weg … Die wollen eine Wohnung mitten in der Stadt, wo sie um die Ecke einkaufen können. Oder sie gehen ins Ausland. Wir sind ein Nomadenvolk.»
    «Leider kann der Gemeinderat auf dieser Basis keine Entscheidungen treffen.»
    Es war einfach grässlich, den vernünftigen Erwachsenen spielen zu müssen. Ganz besonders, wenn Jane recht hatte. Brauchten sie hier wirklich noch mehr
hochwertige Eigenheime für anspruchsvolle Kunden
und die dazugehörenden zwei Dutzend Geländewagen, die das Dorf noch mehr verstopften?
    «Egal, es wird nicht passieren, oder, Laurence? Wir werden sie aufhalten.»
    «Wir?», sagte Lol. «Wir?»
    «Entweder du bist für mich, oder du bist gegen mich.»
    «Jane, ich bin hundertprozentig
für
dich. Bloß reden wir hier nicht darüber, ein historisches Denkmal zu schützen.»
    «
Natürlich tun wir das
… irgendwie.»
    Jane zeichnete ein Diagramm auf Lols Notizblock.
    ■ Cole Hill … ■ Coleman’s Meadow … ■ Hügelgrab … ■ Marktplatz … ■ Kirche von Ledwardine … ■ alte Wegkreuzung … ■ Menhir.
    «Das sind sechs, sogar sieben Stationen, wenn man den Marktplatz mitrechnet. Das steht außer Frage. Wenn ich eine Landkarte hierhätte, könnte ich die Ley vermutlich bis zu den neolithischen Siedlungen in den Black Mountains verfolgen. Das ist ein
lebendes
historisches Denkmal.»
    «Und es wäre im Grunde sogar immer noch da, oder nicht, wenn man etwas darauf bauen würde?»
    «Dann wäre es aber nicht mehr
sichtbar
. Das ist ein echter, existierender
gerader Weg der alten Zeit
, vermutlich ein alter Prozessionsweg, verstehst du? Aber bis
die
fertig sind, kann man den Cole Hill vermutlich nicht mal mehr von der Kirche aus sehen, weil alles mit Klon-Luxushäusern und ekelhaften Wintergärten zugebaut ist. Das ist ein Verbrechen am Geist der Vergangenheit. Es wird
die Energie vergiften

    «Energie», sagte Lol. «Die ist nicht so leicht zu sehen, oder?»
    «Aber unsere Vorfahren damals haben sie eben einfach gespürt.»
    Jane schaltete auf Vortragsmodus um und erzählte Lol Dinge, die er zum Teil schon wusste: wie die alten Menhire bei unterirdischen Wassersäulen aufgestellt worden waren und wie die Leys dem Land und den Menschen, die darauf lebten, Energie und Kraft verliehen hatten. Wie die ältesten Kirchen auf heidnischen Kultstätten errichtet worden waren, an die

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