Ein dunkler Gesang

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Autoren: Phil Rickman

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unseren geliebten Elgar aus seinen Hügeln vertreiben.»
    «Kein Mensch würde es wagen, so etwas in Betracht zu ziehen. Das gäbe einen nationalen Aufschrei.»
    «Ja, das sagen Sie jetzt. Aber wenn Sie Tim gesehen hätten, seinen Zustand, hätten Sie vielleicht doch zu einer drastischen Maßnahme gegriffen. Er musste … er musste sich beruhigen.»
    «Also haben Sie ihm gesagt, er soll wegbleiben.»
    «Ich hatte Angst, dass er wieder anfängt herumzubrüllen … dass er Dummheiten von sich gibt.»
    «Und wo haben Sie sich danach mit ihm getroffen?»
    «Dort, wo ich mich vor der Versammlung von ihm verabschiedet hatte. Der einzige Platz, der sicher ist … und ich werde Ihnen nicht sagen, wo er ist, okay? Das müssen Sie nicht wissen.»
    «Aber die Polizei könnte sich dafür interessieren. Wenn Sie beweisen können, dass er nicht in der Nähe des Beacon war, als …»
    «Das kann ich nicht beweisen, ich war nicht mit ihm zusammen, okay?» Winnie stand auf. «Tut mir leid, ich muss mich ein bisschen bewegen.»
    Merrily folgte ihr auf den Reitpfad und dachte, dass die Malverns ihre Ursprünglichkeit schon lange verloren hatten. Inzwischen gab es kaum noch einen Hügelkamm in diesem langgestreckten Höhenzug, der nicht über vielbenutzte Fußwege erreichbar war.
    «Das sanfte Herz Englands», sagte Winnie Sparke. «Meilenweit fruchtbare, beschauliche Niederungen … und dann kommen plötzlich diese Vulkanhügel, die sich wie ein Altar aus der Severn-Ebene erheben. Und das ist genau das, was es einmal war: Das hier war seit der Steinzeit ein spiritueller Landschaftsraum. Und für die frühen Christen ein Hort der Finsternis.»
    «Sie meinen, weil sich die heidnischen Bräuche hier so lange gehalten haben?»
    «Noch immer erzählen die Legenden hier von Flüchen und vom Teufel. Ich glaube, das hier war eine Wildnis, in der christliche Eremiten ihre Glaubensstärke prüfen konnten. Ein Rückzugsgebiet für Eremiten und Seher und Propheten, übersät von Quellen – Lebensenergie. Und was haben wir jetzt, Merrily? Zerschlagen, zerhackt und unterschätzt: die Überreste eines Altars.»
    «Eines Altars für Elgar?»
    «Klar, so sehen es manche Leute. Sogar
viele
. Aber wo war Elgars Altar?»
    «Ich verstehe nicht, was Sie meinen.»
    «Er hat die Musik aus der Luft geholt. Das hat er oft gesagt.»
    «Und er hat den Bäumen zugehört.»
    «Er hatte eine ganz besondere Beziehung zu Bäumen», sagte Winnie. «Das stimmt.» Sie nahm Merrily am Arm. «Sie sind ein spiritueller Mensch. Syd auch, aber Syd war Soldat, und er redet nicht darüber. Er redet nicht über sich selbst. Sie wissen nicht, wie er reagiert. Es stimmt, er hat Tim geholfen, aber das bedeutet nicht, dass er ihn versteht.»
    «Und Sie sind Schriftstellerin.»
    «So verdiene ich meinen Lebensunterhalt», sagte Winnie. «Gerade so. Hören Sie, ich … Danke, dass Sie mir zugehört haben. Wir können doch Freunde sein, oder?»
    «Das hoffe ich.»
    «Ich habe nicht besonders viele Freunde in Wychehill. Wychehill ist an eine Stelle gebaut, die man aus den Felsen gehackt hat. Eine große, offene Wunde, die sich schnell entzündet. Zum Teil hat das, was Tim in der Kirche macht, damit zu tun.»
    «Er will die Felsen heilen?»
    «Als Pfarrerin sollten Sie darüber vielleicht einmal nachdenken. Aber vergessen Sie nicht, was ich über Tim gesagt habe. Und sagen Sie der … wem auch immer … dass sie, egal, wo sie ihn eingesperrt haben, gut auf ihn aufpassen müssen. Verstehen Sie, was ich meine? Tag und Nacht.»

    Merrily blieben nur noch wenige Minuten, um zu ihrem Treffen mit Annie Howe nach Wychehill zu fahren. Aber die Entfernung betrug nur drei Meilen, also war das kein Problem. Sie fuhr am Fuße des Beacon an dem Parkplatz des Britischen Lagers vorbei, auf dem zwei Polizeiautos standen. Auf der anderen Straßenseite vor dem Hotel stand ein Plakat-Aufsteller mit einer Schlagzeilenwerbung für die
Worcester Evening News
: JAGD AUF DEN MALVERN - RITUALMÖRDER .
    Vielleicht war Tim Lostes Verhaftung noch nicht offiziell bekannt gegeben worden. Allerdings wirkte er auf Merrily jetzt viel verdächtiger als vor ihrem Gespräch mit Winnie Sparke.

26 Das Gewicht der Ahnen
    Im Spülküchenbüro tippte Jane die Webadresse in den Computer, die ihr Eirion gegeben hatte. Sie war etwas geschockt, als beinahe sofort ihr eigenes Bild vor ihr auftauchte. Hinter ihr ragte heiter und rätselhaft der Cole Hill aus dem Morgennebel.
    «Ja, ich hab’s», sagte sie in ihr Handy.