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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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SMS an Khan geschickt worden?»
    Wenn drei Mal die geweihte Klinge blutrot
    taucht in das Opfer und besiegelt den Tod.
    Merrily stand auf und sah aus dem Fenster auf die Broad Street hinunter: lebhafter Verkehr, T-Shirts, luftige Sommerkleider.
    Das Telefon klingelte erneut. Sophie nahm ab. «Das sage ich ihr», erklärte sie dem Anrufer, «wenn ich sie sehe. Danke.» Als sie aufschaute, lag beinahe mütterliche Sorge in ihrem Blick. «Sie können sich nicht um alles kümmern.»
    «Sagen Sie’s mir einfach.»
    «Das war das Büro von Detective Chief Inspector Annie Howe. Sie möchte sich heute Nachmittag in Wychehill mit Ihnen treffen.»
    «Howe will mich sehen?»
    «Der Sergeant sagte, Howe hoffe sehr, dass es Ihnen passt.»
    «Soll heißen, dass ein Polizeiauto vor dem Pfarrhaus auftaucht, wenn ich nicht hinkomme.»
    Auch Bliss wusste nicht, worum es ging, als Merrily ihn zurückrief. «Was halten Sie von dem Text?», fragte er.
    «Wenn er nicht so schlecht wäre, könnte man sich beinahe gruseln. Wie viele Leute erkennen wohl, dass er aus Elgars Kantate stammt?»
    «In den Malverns», murmelte Sophie, «ungefähr viertausend.»
    «Aber Drogendealer wohl kaum», sagte Bliss. «Wir müssen es mit einem der Hauptgründe zu tun haben, aus denen sie Loste verhaftet haben.»
    «Vielleicht berät er sie ja als Expert… sorry. Ich bin übermüdet. War die SMS an Khan persönlich gerichtet?»
    «Sie ging an das Festnetz im
Royal Oak

    «Geht das denn?»
    «Man kann eine SMS an einen Festnetzanschluss schicken, und wenn der Apparat kein SMS -Display hat, wird die Nachricht in Sprache umgewandelt.»
    «Loste hat eine Eiche», sagte Merrily.
    «Wie bitte?»
    «Nur so ein Gedanke. Loste hat eine Eiche in seinen Vorgarten gepflanzt.»
    «Ist das so ungewöhnlich?»
    «Schon, wenn der Vorgarten nicht mal groß genug für einen Zwergapfelbaum ist. Wir haben es hier mit ziemlich vielen Eichen zu tun, habe ich nur gedacht. Opfereichen, der
Royal Oak
 …»
    «Und die Eiche war der heilige Baum der Druiden. Das weiß sogar ich. Und was sagt uns das?»
    «Keine Ahnung. Vielleicht weiß es ja Annie Howe.»
    «Wissen Sie», sagte Bliss, «wenn sich herausstellen sollte, dass Annie innerhalb von ein paar Stunden den richtigen Mann verhaftet hat, das würde mich echt … ankotzen.»
     
    Als Merrily mit ziemlich trocken aussehenden Bohnen- und Hühnchenpasteten aus dem Bioladen zurückkam, druckte Sophie gerade ein Dokument aus.
    «Ich habe nicht lange nach ihr suchen müssen.»
    Der Ausdruck stammte von der Amazon-Seite.
    Dr. C. Winchester Sparke
    Heimkehr,
Taschenbuch, März 2004
    Tagebuch einer Heilerin,
mit Declan Flynn, Hardcover, Oktober 2001
    Lebensentscheidungen, Ein Leitfaden zur Selbsthilfe,
Taschenbuch, Juni 2000
    Das Erbe der Goldenen Dämmerung,
Taschenbuch, Neuauflage 2002
    «Eine Schriftstellerin», sagte Merrily. «Das leuchtet ein. Ich habe mich schon gefragt, was eine Amerikanerin in den Malverns beruflich machen kann. Eine Schriftstellerin kann schließlich überall leben.»
    «Anscheinend gehören all ihre Bücher zur Kategorie Esoterik», sagte Sophie mit leichtem Naserümpfen, «daher bin ich nicht so sicher, wie ernst wir den Doktortitel nehmen können.»
    «New Age. Sie ist das Musterbeispiel einer New-Age-Vertreterin.»
    «Seien Sie vorsichtig», sagte Sophie.

25 Dorftrottel
    Winnie Sparke trank aus der hohlen Hand einen Schluck aus der heiligen Quelle, dann sah sie zu Merrily auf, während ihr das Wasser übers Kinn lief.
    Einen Moment lang wirkte sie zugleich schwach und wild, wie eine gefangene Waldnymphe.
    «Sie müssen mir helfen. Er stirbt dort drin, das ist kein Witz.»
    In dem Giebelhaus, das um die
Holy Well
gebaut war, der einst als heilig verehrten Heilwasserquelle, rann das Wasser aus einem dünnen Plastikrohr in ein Steinbecken. Auf dem Boden war mit roten Fliesen ein Kreuz gelegt worden. Und an die Wand über dem Rohr hatte jemand mit schwarzer Farbe geschrieben:
Die Göttin für immer.
    Ein neoheidnisches Graffito. Hier oben im Wald jenseits der Vororte wirkte das alles ein bisschen trübselig – eine New-Age-Randerscheinung, die nichts mehr mit dem aktuellen Malvern zu tun hatte.
    «Sie haben Kontakte zur Polizei, das weiß ich», sagte Winnie Sparke. «Sie müssen ihnen erklären, dass Tim es nicht getan hat.»
    Wie ein vergrößertes Wychehill lag Great Malvern an den Hängen. Die Häuser, Geschäfte und öffentlichen Bauten wirkten wie Sitze in einem langgezogenen Stadion, dessen

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