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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Merrily und bedauerte ihre Worte sofort.
    «Was haben Sie denn über Mr. Lostes Drogenkonsum gehört?», fragte Howe sofort.
    «Überhaupt nichts … Das war ein dummer Witz.» Merrily seufzte.
    Sie sah sich weiter um. Auf einem langen Schreibtisch lag eine Partitur, darunter stand eine leere Whiskeyflasche. Ein Bücherregal, ein CD -Ständer. Zwei Ledersessel. Aber kein Fernseher oder Radio.
    «Ich meine … was wollen Sie von mir hören? Er schwärmt anscheinend für Eichen. Ich habe keine Ahnung, wie das mit dem
Royal Oak
in Beziehung stehen soll. Ist das einer der Gründe, aus denen Sie ihn verhaftet haben?»
    Howe sagte: «Wissen Sie von irgendeiner Verbindung zwischen Elgar und Eichen?»
    «Nein, Sie?»
    Howe nahm ein Buch in die Hand, in dem mehrere Seiten mit hellgelben Post-its markiert waren. Es war eine Elgar-Biographie, und Elgars Name stand, soweit Merrily sehen konnte, auf ungefähr jedem Buchrücken im Regal. Howe schlug das Buch auf und legte es auf den Schreibtisch. Ein Absatz war angestrichen.
    Im Juli 1918 , etwa zwei Monate nach Elgars Umzug nach Brinkwells, wurden sie von ihrem Freund Algernon Blackwood besucht, einem Autor von Geistererzählungen. Elgar nahm Blackwood mit zu einem Wäldchen aus «düsteren» Bäumen, von denen es hieß – allerdings hat Blackwood diese Legende möglicherweise nur erfunden –, sie seien einst spanische Mönche gewesen, die man dafür bestraft hatte, schwarze Magie zu treiben. Elgar war fasziniert von diesen Bäumen.
    Merrily sah auf. «Hier steht nicht, dass es Eichen waren. Wo ist Brinkwells?»
    «In Sussex. Elgar hat dort eine Zeitlang gelebt, bevor er nach Worcestershire zurückkehrte.»
    «Und was sagt uns das? Sagt uns das überhaupt irgendetwas?»
    «Offensichtlich nicht.» Howe schlug das Buch zu. «Aber es war die einzige angestrichene Stelle in dem Buch, die sich nicht von selbst erklärt hat.»
    «Ich komme nicht mit. Wonach genau suchen Sie?»
    «Ein Teil Ihres … merkwürdigen Jobs besteht doch darin, Mrs. Watkins, die Aktivitäten gewisser religiöser Gruppen zu beobachten, oder?»
    «So konkret würde ich es nicht ausdrücken.»
    «Gibt es Ihres Wissens hier in der Gegend praktizierende Druiden?»
    «Es gibt beinahe überall Druiden. Das ist eine sehr populäre Variante des Neopaganismus. Keine festen Regeln, keine Dogmen, keine Kleiderordnung.»
    «Und die Verehrung von Eichen.»
    «Das ist die alte Tradition. Und sie wird immer noch gelebt, das stimmt. Aber wenn Sie erwarten, dass ich mich hier umsehe und dann erkläre, Tim Loste ist ganz klar ein Druide … Ich würde sagen, wenn überhaupt, dann ist er eher untypisch, es sei denn, Sie haben Gewänder und Pentakel und so weiter in seinem Schrank gefunden.»
    Howe sagte nichts.
    «Außerdem gibt es bei modernen Druiden keine Menschenopfer. Sie neigen sogar eher zum Vegetarismus.»
    «Das gilt für die historischen Druiden allerdings nicht.»
    Offenkundig versuchte Howe immer noch eine Verbindung zwischen Loste und der SMS mit dem Zitat aus der Kantate herzustellen, nach der das Haus benannt worden war.
    «Haben Sie ihn denn mal selbst gefragt, woher sein Interesse für Eichen kommt? Ja, das haben Sie natürlich, aber was hat er geantwortet?»
    «Er hat überhaupt nicht geantwortet. Warum glauben Sie, bin ich mit Ihnen hier und frage Sie danach?»
    «Das weiß ich nicht.»
Merrily schüttelte den Kopf. «Sie haben rein gar nichts gegen ihn in der Hand, oder, Annie? Sie halten diesen Mann mit ein paar fadenscheinigen Begründungen fest.»
    «Gehen wir wieder hinaus», sagte Howe.
     
    Mit DCI Annie Howe hatte Merrily bei jeder Begegnung Probleme. Howe war eine unbeirrbare Atheistin, misstraute daher prinzipiell der Geistlichkeit und war entsetzt darüber, dass sich trotz aller Menschheitsfortschritte nun auch noch Frauen an diesen völlig überholten, mittelalterlichen Kostümspielen beteiligten.
    Ganz zu schweigen von den spirituellen Grenzfragen …
    Merrily folgte ihr in den Minivorgarten mit der Eiche. Von dort aus gingen sie hinters Haus zu dem überdachten Wagenstellplatz. Noch immer stand kein Auto dort. Vielleicht war es nach Lostes Unfall noch in der Werkstatt. Am Ende eines kleinen quadratischen Hofes befand sich eine Eisenpforte, hinter der ein vielbenutzter Pfad geradewegs auf den Hügel führte.
    «So kommt Loste auf den Herefordshire Beacon beziehungsweise auf das ganze Wegenetz durch die Malverns», sagte Howe. «Er verbringt dort oben ganze Tage mit Wanderungen und, wie ich

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