Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
«Wessen Webseite ist das?»
    « FEM », sagte Eirion. «Freunde der Erdmysterien. Das ist so eine Art mystischer Greenpeace-Verein. Die haben keine Zeit verschwendet, nicht? Aber es ist vermutlich auch die beste Story des Jahres für die.»
    Unter dem Bild stand:
Jane Watkins kämpft für Alfreds Leys.
Und darunter kam die handgezeichnete Karte, die Eirion eingescannt hatte und auf der alle Stationen der Cole-Hill-Linie zu sehen waren.
    «Aber es ist doch erst seit ein paar Stunden im Netz. Wie haben es die Leute vom
Guardian
da so schnell gefunden?»
    «Vermutlich gar nicht. Wahrscheinlich hat einer von den FEM -Leuten versucht, mit dem Hinweis auf eine gute Story ein bisschen Geld zu verdienen.»
    Eirion war zu Hause in Abergavenny. Er war früher aus der Schule weg.
    «Ich bin gar nicht mehr so sicher, ob ich das noch will», sagte Jane.
    «Ob du was noch willst?»
    «So viel Aufmerksamkeit.»
    Sie fühlte sich ein bisschen eingeschüchtert und erzählte Eirion von Morrell.
    «Jane, man kann nicht alles haben. Du hast diese Sache überhaupt erst zum Laufen gebracht. Wann rufst du den Typ vom
Guardian
zurück?»
    «Ich weiß nicht, ob ich das überhaupt mache. Ich meine, diese Zeitung erscheint im gesamten Land. Ich hab gedacht, es wäre okay, den Typen vom Bezirksrat ans Bein zu pinkeln, aber diese Kuh kann mir richtig schaden. Und Mom vermutlich auch.»
    «Das glaube ich nicht», sagte Eirion. «Sie ist schließlich nur Mitglied im Bezirksrat, oder?»
    «Aber sie ist direkt zu Morrell gerannt und hat ihm erzählt, dass eine seiner Schülerinnen ihren Kollegen Ärger macht.»
    «So läuft das eben. Sie ist die stellvertretende Vorsitzende des Schulbeirats; also ist er so was wie ihr Angestellter. Aber sie könnte ihm nicht ernsthaft drohen. Glaube ich jedenfalls.»
    «Irene, Morrell ist krankhaft ehrgeizig und ziemlich jung. Die Moorfield Highschool ist für ihn nur eine Stufe auf der Karriereleiter. Er wird garantiert kein einflussreiches Bezirksratsmitglied vor den Kopf stoßen, indem er sich auf die Seite einer Schülerin stellt … die er übrigens hasst und am liebsten sofort loswerden würde.»
    «Das weißt du doch gar nicht.»
    «Du kennst ihn nicht! Also gut … was soll ich machen?»
    Schweigen.
    Komm schon, sag was!
Eirions Vater war BBC -Chef in Wales, und er hatte einen Cousin, der bei der
Western Mail
in Cardiff Nachrichtenredakteur war. Eirion schwamm echt in Medienkontakten.
    «Ich weiß auch nicht», sagte Eirion.
    «Danke.»
    «Lass mich mal nachdenken. Ich rufe dich wieder an.»
    «Bald?»
    «Bald. Sorry, Jane.»
    «Schon gut.»
    Sie starrte auf den Bildschirm und fühlte sich vollkommen verlassen.
    Jane Watkins kämpft für Alfreds Leys.
Wie Lol gesagt hatte, gab es keinen Beweis dafür, dass es eine von Alfreds Leys war. Oder schlimmer, womöglich hatte er sie aussortiert. Vielleicht gab es irgendetwas, das Coleman’s Meadow eindeutig ausschloss. Dass es richtig
aussah
, bedeutete noch nicht …
    Womöglich hatte sie sich selbst ein Bein gestellt.
    Jane konnte das Bild im Computer nicht mehr ertragen und machte ihn aus. Dann wartete sie einfach trübsinnig ab und streichelte dabei Ethel, die im Posteingangskorb saß. Am besten, sie tat ein oder zwei Tage gar nichts.
    Andererseits traf sich das Planungskomitee in der kommenden Woche, um eine Entscheidung über Coleman’s Meadow zu treffen.
    Klar, sie könnte es aufgeben, es für den Rest ihres Lebens bereuen und sich für ihre Feigheit schämen.
    Oder sie könnte sich noch ein bisschen mehr schulfrei nehmen, ihren Schuldirektor damit noch weiter herausfordern und die Sache durchziehen, weil …
    Selbst wenn man Kraftfelder oder Geisterpfade außer Acht ließ, zumindest – ob Alfred Watkins es nun gewusst hatte oder nicht – lag hier eine seltene Aneinanderreihung uralter heiliger Stätten, die irgendwie seit … viertausend Jahren überlebt hatte!
    Viertausend Jahre mystischer Traditionen gegen ein weiteres Schuljahr für jemanden, der nicht mal wusste, ob er überhaupt an die Uni wollte.
    Jane spürte das Gewicht der Ahnen auf ihren Schultern.
    Das war vermutlich eine dieser Situationen, in denen Mom in die Kirche ginge, um zu beten. Jane dachte, wenn sie das jetzt selbst tun würde, nach allem, was sie in den letzten Jahren über die Religion gesagt hatte, dann hätte Gott wenigstens mal so richtig was zu lachen.
    Das Telefon klingelte.
    «Hör mal, Irene», sagte Jane, «ich habe gedacht …»
    «Jane, tut mir leid,

Weitere Kostenlose Bücher