Ein Earl kommt selten allein (German Edition)
ihn finster an. »Was hätte ich denn tun sollen, Dicky? Wir konnten es uns nicht leisten, in die Trauerzeit zu gehen. Suzie muss einen Gemahl finden, und es ist
deine
Schuld, dass das so ist. Schließlich hast
du
Vater in die Spielhölle mitgenommen, wo er offensichtlich wieder alles verspielt hat, sodass er erneut vor dem Ruin steht. Suzie muss einen Mann finden, um ihre Mitgift beanspruchen zu können, damit sie seine Schulden bezahlen und einen Skandal vermeiden kann.« Verletzte Fassungslosigkeit beherrschte ihr Gesicht, als sie ihn fragte: »Wie konntest du ihn nur wieder zu so einem Ort mitnehmen, wo du doch genau wusstest, was beim letzten Mal passiert ist?«
Richard konnte ihr darauf keine Antwort geben. Er hatte keine Ahnung, warum George so etwas getan haben mochte. Sein Instinkt sagte ihm, dass ihn Gier dazu getrieben hatte, denn das schien immer Georges Motivation gewesen zu sein.
Aber Richard konnte nicht erkennen, wie George seinen eigenen Reichtum durch den Ruin von Christianas Vater und ihrer Familie hätte vermehren können. Er hatte auch keine Ahnung, was »letztes Mal« mit Christianas Vater passiert war, abgesehen davon, dass es offensichtlich nichts Gutes war. Seufzend sagte er also das Einzige, was ihm einfiel: »Entschuldige. Angesichts der Vergangenheit deines Vaters war es nicht gut, ihn an einen solchen Ort zu bringen.«
Christiana war so verblüfft über die Worte ihres Gemahls und die offensichtliche Aufrichtigkeit, die darin mitschwang, dass sie zu stolpern begann und gegen ihn fiel. Dicky fing sie sofort auf und drückte sie an seine Brust, um zu verhindern, dass sie stürzte.
»Alles in Ordnung?«, fragte er, während er sie festhielt. Er neigte den Kopf etwas, um ihr Gesicht sehen zu können.
Christiana nickte und holte tief Luft, um ruhiger zu werden, aber das half nicht viel. An diesem Tag war so viel geschehen, und sie hatte seit dem Frühstück nichts gegessen und begann die Auswirkungen des Alkohols zu spüren, den sie so schnell hinuntergestürzt hatte. Ihre Gedanken wurden langsamer und trüber, während die Anspannung aus ihrem Körper wich, und sie entspannte sich etwas, auch wenn sie den Eindruck hatte, dass das in diesem Moment keine besonders gute Idee war. Sie tanzten so eng, dass sie seinen Geruch einatmen konnte, der sie unerwarteterweise benommen machte – ein würziges männliches Aroma, das in ihr den Wunsch nach mehr aufsteigen ließ. Noch nie zuvor hatte sie bemerkt, dass er so gut roch, aber nun, sie war ihm bisher auch nur selten so nahe gekommen.
»Christiana?«
Zögernd hob sie den Blick und spürte, wie Verwirrung und Verletzlichkeit in ihrem Innern herumwirbelten.
»Du bist ziemlich hübsch, wenn du nicht so finster dreinblickst«, sagte er plötzlich, als würde ihn diese Erkenntnis überraschen.
Christiana spürte, wie sich ihre Lippen verblüfft öffneten. Dies war das erste Kompliment, das sie seit der Heirat von ihrem Gemahl erhielt. Es kam so unerwartet, dass es ihr den Atem verschlug. Oder vielleicht lag es auch nur am Whisky. Sicher musste es der Whisky sein, der sie vergessen ließ, wie schlimm dieser Mann war, sodass sie nur noch Augen dafür hatte, wie gut er in seiner formellen Kleidung aussah. Natürlich hatte sie immer gewusst, dass Dicky gut aussah, zumindest oberflächlich betrachtet. Er hatte ausdrucksvolle und scharf gezeichnete Züge, die sehr gut zur Form seines Gesichts passten, und kurze dunkle Haare, die so seidig wirkten, dass man leicht den Wunsch verspürte, mit den Fingern durch sie hindurchzufahren. Er hatte immer eine körperlich starke Anziehungskraft auf sie ausgeübt. In diesem Moment musterte er sie allerdings mit einer Betroffenheit, die sie bisher noch nie bei ihm gesehen hatte. Seine Attraktivität verzehnfachte sich dadurch förmlich, und es fiel ihr verdammt schwer, ihm zu widerstehen.
»Wenn du mich weiter so ansiehst, könnte ich versucht sein, dich zu küssen«, sagte er heiser.
Christianas Augen weiteten sich leicht; einen Moment lang wünschte sie sich fast, dass er es täte. Aber dann erinnerte sie sich daran, dass er ihr Gemahl war, und sie wandte abrupt den Kopf ab. »Oje.«
»Was ist?«, fragte Dicky und runzelte leicht die Stirn.
»Ich glaube, dieses Getränk, das du mir gegeben hast, beeinflusst meinen gesunden Menschenverstand«, murmelte sie und hielt dies für den einzigen Grund, weshalb sie plötzlich den Mann attraktiv fand, unter dem sie ein Jahr lang als Gemahlin gelitten hatte. Außerdem
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