Ein Earl kommt selten allein (German Edition)
verlor sie allmählich ein bisschen das Gleichgewicht, und ihre Gedanken verlangsamten und verwirrten sich. Zudem hatte sie auch plötzlich das Gefühl, im Saal wäre es übermäßig heiß und stickig, aber sie vermutete, dass das nur an Dickys Armen lag. In diesem Augenblick tanzten sie so nah beieinander wie ein Liebespaar; sein Körper streifte bei jedem Tanzschritt den ihren, eine Hand lag an ihrem Rücken, der Arm umfing sie, während seine andere Hand ihre umfasste, die auf einmal feucht wurde … und noch immer stieg ihr sein Geruch in die Nase, glitt durch ihren Körper und ließ sie wünschen, sich gegen ihn lehnen zu können. Was sie zu dem grimmigen Schluss kommen ließ, dass der Alkohol sie eindeutig beeinflusste.
»Vielleicht sollte ich dich nach draußen bringen, damit du frische Luft schnappen kannst.«
»Nein!«, erwiderte Christiana sofort. Ihr Instinkt sagte ihr, dass das eine schlechte Idee war. Sie war bereits schrecklich durcheinander, und es war schon schwierig genug, in der Öffentlichkeit so dicht bei ihm zu sein. Draußen auf der Terrasse, mit den glitzernden Sternen hoch über ihr und nichts als dem Licht der Fackeln, das die Schatten vertreiben konnte … Nein, Christiana war sich sicher, dass es am besten wäre, sie würde etwas Abstand zu ihm gewinnen, damit sie anfangen konnte, wieder klar zu denken. Unglücklicherweise würde sie warten müssen, bis der Walzer zu Ende war.
»Bist du sicher?«, fragte Richard und schob sie ein Stückchen zurück, um sie besser betrachten zu können. »Du wirkst ziemlich blass. Ein wenig frische Luft würde dir vielleicht guttun.«
Schweigend starrte Christiana ihn an und ließ den Blick verwirrt über seine hübschen Gesichtszüge schweifen. Er kam ihr vor wie ein anderer Mensch. Seine Miene war freundlich und besorgt, ganz und gar nicht die kalte Maske, an die sie sich gewöhnt hatte. Auch sein Verhalten erinnerte nicht an den Mann, mit dem sie im letzten Jahr verheiratet gewesen war. Er war jetzt mehr der Mann, den sie geheiratet zu haben glaubte, und er rührte Gefühle in ihr an, die sie längst für tot gehalten hatte.
»Wieso bist du so nett zu mir?«, fragte sie verwirrt. »Du bist sonst nie nett zu mir. Wieso also jetzt?«
Dicky reagierte, als hätte sie ihn geschlagen; sein Kopf zuckte wie unter einem körperlichen Hieb zurück. Dann zeigte sich kurz Wut auf seinem Gesicht. »Ich möchte mich dafür entschuldigen, wenn mein Verhalten im vergangenen Jahr unfreundlich gewesen ist«, sagte er ruhig. »Ich kann dazu nur sagen, dass ich nicht ich selbst war.« Er wandte den Blick ab, runzelte die Stirn und sprach dann weiter. »Im Moment kann ich nicht erklären, was passiert ist, aber ich verspreche dir, dass von jetzt an alles anders werden wird und ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um dich zu beschützen und dieses letzte Jahr wiedergutzumachen.«
Christiana starrte ihn voller Verwunderung an. Seine Worte klangen, als stammten sie aus einem der hoffnungsvollen Träume, die sie im vergangenen Jahr gehabt hatte. Es waren die Worte, nach denen sie sich seit ihrer Hochzeit gesehnt hatte, seit er sich auf so schreckliche Weise verändert hatte. Plötzlich verspürte sie den Drang, sich zu pieksen, um sich zu vergewissern, dass sie nicht träumte. Bevor sie dazu kam, zog Dicky sie allerdings dichter an sich heran, damit sie weitertanzen konnten. Während sie sich von ihm in den Rhythmus der Musik zurückführen ließ, wirbelten ihre Gedanken wild umher. Dies war nicht der Mann, mit dem sie im letzten Jahr zusammengelebt hatte; es war vielmehr der Mann, von dem sie gedacht hatte, dass sie ihn geheiratet hatte. Seine Worte entfachten Hoffnung in ihrem dummen Herzen. Die Hoffnung, dass es vielleicht eine Erklärung für sein bisheriges Verhalten gab und dass das, was dafür verantwortlich war, nun endlich vorbei war. Vielleicht konnte sie ja doch noch die Ehe führen, die sie sich erhofft hatte.
Vielleicht machte sie sich aber auch nur etwas vor, und ihre Hoffnungen wurden jetzt nur größer, um danach wieder zu zerplatzen, dachte Christiana besorgt. Unglücklicherweise spielte es keine Rolle, was es sein würde. Er war am Leben und ihr Gemahl. Das bedeutete, dass ihr im Augenblick nur die Hoffnung blieb, dass sich wirklich alles verändert hatte und ihr Leben nicht genauso weitergehen würde, wie es seit der Hochzeit gewesen war.
Christiana wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sich Dickys Hand in einer beinahe unbewussten,
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