Ein Earl kommt selten allein (German Edition)
beruhigenden Geste ihren Rücken hinauf-und hinunterbewegte. Zumindest vermutete sie, dass es so wirken sollte, auch wenn die tatsächliche Wirkung auf sie völlig anders war. Statt sie zu beruhigen, wanderten Schauer von ihrem Rücken bis zum Hals hinauf. Verwirrt über die Reaktion ihres Körpers wich sie instinktiv zurück, um den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern, und stieß dabei jemanden an.
Richard zog sie wieder näher zu sich heran und murmelte: »Entschuldigung. Es ist einige Zeit her, seit ich das letzte Mal getanzt habe. Ich bin ein wenig eingerostet, was das Führen betrifft.«
Christiana warf einen Blick über die Schulter, um sich bei der Person, die sie angerempelt hatte, zu entschuldigen, dann sah sie Richard wieder scharf an. Der kleine Vorfall war ihr Fehler gewesen, weil sie sich bewegt hatte, und doch übernahm er die Verantwortung. Das war vollkommen ungewohnt. Dicky übernahm nie die Verantwortung für irgendetwas. Im Gegenteil – gewöhnlich wurde ihr die Schuld an allem gegeben, selbst wenn sie gar nichts damit zu tun gehabt hatte.
»Nein, es hat an mir gelegen«, gab sie zu, denn sie wollte nicht, dass andere die Verantwortung für ihre Fehler übernahmen.
Dicky senkte den Kopf und sagte erheitert: »Mein Tanzlehrer würde dem sehr deutlich widersprechen. Es ist immer der Fehler des Mannes. Er ist derjenige, der führt, derjenige, der die Aufgabe hat, die Tanzpartnerin sicher über die Tanzfläche zu geleiten.«
Christiana biss sich auf die Zunge und sagte nichts. Ihre Verwirrung war jetzt vollkommen, und das lag nicht nur an der absoluten Kehrtwende in seinem Verhalten. Er hatte die Worte in ihr Ohr gesprochen, und dabei hatte sein Atem die äußere Ohrmuschel berührt und beunruhigende kleine Schauer durch sie hindurchgeschickt. Sie war sich plötzlich auch sehr bewusst, wie eng er sie nach dem kleinen Zusammenstoß an sich herangezogen hatte. Sie klebte jetzt geradezu an ihm, ihre Brüste berührten seine Brust, und seine Beine und seine Hüfte streiften ihren Körper bei jedem Schritt. Seine Hand auf ihrem Rücken war tiefer nach unten gerutscht, sodass sie nun oberhalb der Wölbung ihres Gesäßes ruhte. Das alles erzeugte die seltsamsten Empfindungen in ihr, und sie zitterte und sehnte sich danach, sich noch fester an ihn zu drücken. Ihr schoss sogar der verrückte Gedanke durch den Kopf, wie es wohl wäre, wenn er seine Hand noch ein bisschen tiefer wandern ließ, damit sich ihre Hüften noch stärker berührten.
Nicht einmal damals, als er um sie geworben hatte, hatte sie derartige körperliche Reaktionen ihm gegenüber verspürt, was sie jetzt ziemlich verunsicherte.
Immer wieder warf Richard verstohlene Blicke auf die Frau in seinen Armen. Nach ihrem kurzen Austausch war klar, dass sie keinerlei Ahnung davon hatte, was George getan hatte, und dass der Mann, mit dem sie zusammengelebt und den sie für ihren Gemahl gehalten hatte, tatsächlich ein Betrüger gewesen war. Es schien ihm auch eindeutig zu sein, dass das vergangene Jahr ihrer erschwindelten Ehe kein glückliches für sie gewesen war und sein Bruder sie ziemlich übel behandelt hatte. Christiana war ebenso ein Opfer seiner Machenschaften wie er selbst, und die Enthüllungen, die noch auf sie zukommen würden, würden nicht angenehm für sie sein. Wenn herauskam, dass ihre Heirat gar nicht galt, da George ein Schwindler gewesen war, würde das zu einem Skandal führen.
Der Gedanke machte Richard wütend und erweckte in ihm den Wunsch, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um sie zu beschützen. Nach dem, was er wusste, hatte Christiana all das nicht verdient. Sie hatte im guten Glauben geheiratet, würde aber ruiniert sein, wenn er nicht eine Möglichkeit fand, es zu verhindern.
Sein Blick glitt über ihr besorgtes Gesicht. Hatte er sie wirklich für unattraktiv gehalten? Er kam zu dem Schluss, dass dies nur an dem Schock gelegen haben konnte, den sie bei seinem Anblick erlitten hatte. Sie war eindeutig anziehender geworden, seit sie zu tanzen begonnen hatten. Ihr vorangegangener Wutausbruch hatte ihren Wangen eine natürliche Frische verliehen und ihre Augen auf eine Weise zum Funkeln gebracht, die fast schon umwerfend war. Die Verwirrung und der Schmerz, die dann gefolgt waren, als sie ihm vorgeworfen hatte, ihren Vater in eine Spielhölle mitgenommen zu haben, hatte in ihm den Wunsch geweckt, sie zu trösten und an sich zu drücken. Jetzt schien sie leicht verlegen zu sein. Hektische Röte hatte sich auf
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