Ein Earl kommt selten allein (German Edition)
so, als würden sie einen für alle sichtbaren nackten, toten George durch die Gegend tragen. Immerhin war er in den Teppich eingerollt. Niemand konnte erkennen, dass er darin war, versicherte sich Richard. Sie würden den Teppich einfach weitertragen, als wäre nichts geschehen. Das war jedenfalls der Plan, doch Haversham machte ihnen einen Strich durch die Rechnung; er blieb nämlich mitten im Flur stehen und zwang Richard dadurch, anzuhalten.
Der ältliche Butler blinzelte auf den zusammengerollten und sich leicht ausbeulenden Teppich und zog eine Braue hoch. Dann sah er Richard an und fragte: »Möchten Sie, dass ich nach zwei Dienern schicken lasse, die Ihnen dabei helfen, Mylord?«
»Äh … nein.« Richard zwang sich zu einem Lächeln. »Ich – wir sind gerade – es ist ein bisschen kühl in meinem Zimmer, und Lord Woodrow hat mir seinen Teppich angeboten, um die Kälte etwas zu lindern.«
»Hm.« Haversham nickte ernst. »Die Damen hatten gestern ein ähnliches Problem.«
Richard runzelte die Stirn bei diesen Worten, aber bevor er ihn fragen konnte, was er damit meinte, sprach der Butler weiter.
»Ich erlaube mir, darauf hinzuweisen, dass auch das Schließen des Fensters in der Nacht dazu beitragen würde, dass Zimmer zu wärmen, Mylord … was ich gerade getan habe. Ich habe bemerkt, dass es geöffnet war, als ich das Bett untersucht habe. Das Zimmermädchen fürchtet, dass es ruiniert ist. Ich bin gekommen, um nachzusehen, was getan werden kann, aber es sieht aus, als wäre es irgendwie ziemlich durchnässt worden.«
»Oh … äh … ja. Es … äh … Ich …« Er verzog das Gesicht und sagte einfach: »Machen Sie sich keine Sorgen um das Bett, Haversham. Ich habe bereits ein neues in Auftrag gegeben und werde so lange, bis es ankommt, mit Lady Christiana schlafen. Ich meine, in ihrem Zimmer, nicht – nun, es ist nichts Falsches darin, wenn ein Gemahl mit seiner Gemahlin schläft, ich wollte nur –«
»Was Seine Lordschaft zu sagen versucht, ist Folgendes«, unterbrach Daniel Richards stümperhaftes Gebrabbel. »Er wird in Lady Christianas Zimmer wohnen, bis sein eigenes Bett repariert ist. Das heißt, es besteht keinerlei Anlass, dass sich das Zimmermädchen irgendwelche Gedanken um sein Zimmer macht. Tatsächlich wird er es wahrscheinlich einfach zuschließen, damit sie nicht ihre Zeit damit verschwendet, in einem unbewohnten Raum Staub zu wischen.«
»Ja. Genau das«, murmelte Richard unbehaglich. Er versuchte tatsächlich meistens, ohne Lügen auszukommen, weil er wusste, dass er nicht sehr gut darin war. Er vermutete, er hatte einfach nicht das Gefühl, als wäre es überhaupt eine ehrenhafte Fähigkeit. Wahrscheinlich hatte er sich deshalb nie darin geübt.
»Ah.« Haversham sah ihn vollkommen ernst an, als er nickte. »Sehr schön, Mylord. Ich werde dem Personal mitteilen, dass es diesen Raum in Ruhe lässt, bis Sie etwas anderes sagen.«
»Danke.« Richard lächelte erleichtert und ging dann um den Butler herum; er wollte endlich weiterkommen.
»Soll ich Lady Christiana erzählen, dass Sie zurückgekehrt sind und schon bald zu den Damen und Lord Langley in den Salon kommen werden?«
»Oh, nein, das ist schon in Ordnung. Ich – Lord Langley, haben Sie gesagt?«, unterbrach er seine Frage, als ihm klar wurde, was er da gerade gehört hatte. Er hielt wieder inne und starrte den Butler stirnrunzelnd an.
»Ja, Mylord. Er ist vor einiger Zeit hergekommen und hat darum gegeben, mit Ihrer Ladyschaft zu sprechen. Dann hat er sich mit ihr und ihren Schwestern eine Weile zurückgezogen.«
Richard kniff die Augen zusammen. »Hat er das, ja? Nun, ja, bitte sagen Sie ihr, dass ich schon bald zu ihr komme.«
»Sehr gut, Mylord.« Der Butler drehte sich elegant um und eilte auf die Treppe zu, um anscheinend genau das zu tun.
Richard sah ihm finster hinterher. Er dachte darüber nach, dass Langley in seinem Haus war und sich mit seiner Frau und ihren Schwestern zurückgezogen hatte. Und bei seiner Ankunft hatte er nach Christiana verlangt. Er hatte auch gestern auf dem Ball in London zweimal mit ihr getanzt und verhielt sich ihr gegenüber offenbar sehr fürsorglich. Richard hatte schon damals nicht viel dafür übrig gehabt, aber jetzt, nachdem er die Nacht mit Christiana verbracht hatte und zu dem Schluss gekommen war, dass die Ehe weiter Bestand haben würde, gefiel es ihm sogar noch weniger. Sie gehörte jetzt ihm, und er wollte nicht, dass Langley …
»Um Gottes willen, Richard. Wollen
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