Ein Earl kommt selten allein (German Edition)
haben sollte.
Christiana zog eine Grimasse, als sie begriff, dass sie sein gutes Verhalten von seinem schlechten Verhalten trennte, statt beides als Einheit zu betrachten, aber so dachte sie mittlerweile über ihren Gemahl. Da war der Dicky, mit dem sie im letzten Jahr zusammengelebt hatte und von dem sie glauben konnte, dass er so etwas getan hatte und darüber hinaus glücklich sein würde, damit davonzukommen. Und dann war da der süße, fürsorgliche und leidenschaftliche Liebhaber Richard von letzter Nacht. Das Problem war, dass sie keine Ahnung hatte, welcher Mann er war und mit wem sie es das nächste Mal, wenn sie sich sahen, zu tun haben würde. Würde er der Dicky sein, der so gemein und kalt zu ihr war, oder Richard, der Liebhaber? Und wenn sie Dicky am Tag und Richard in der Nacht zu erwarten hatte, lohnte es sich dann wirklich, ihre Tage in einer Art Hölle zu verbringen, nur um himmlische Nächte zu erleben?
Sie vermutete, dass es nicht wirklich wichtig war. Die Ehe war vollzogen worden, und wenn sich nicht herausstellte, dass Richard in Wirklichkeit George war, würde die Ehe gültig bleiben. Sie würde niemals zulassen, dass Robert sich opferte, indem er so tat, als sei er ihr Liebhaber, und ihr dadurch eine Freiheit verschaffte, die sie aufgrund ihrer eigenen übermütigen Begierden aufs Spiel gesetzt hatte. Aber sie musste zugeben, dass es sie schon allein berührte, dass er es überhaupt vorgeschlagen hatte. Sie zweifelte nicht daran, dass er Suzette und Lisa das gleiche Angebot machen würde, wenn sie in einer ähnlichen Situation sein sollten. Er war wirklich ein teurer Freund, war in jeder Hinsicht – abgesehen vom Blut – ein Bruder … sie konnte nicht zulassen, dass er sich ihretwegen ruinierte.
»Chrissy?«, drängte Langley wieder.
Christiana seufzte und sagte schließlich nur: »Wieso warten wir nicht einfach ein bisschen ab? Ich bin mir sicher, dass ich es heute Nacht schaffen werde, seinen Hintern zu sehen. Ich werde dafür sorgen, dass ich es schaffe, und wenn es so weit ist, werden wir entscheiden, was von da aus am besten zu tun ist.«
»Christiana«, begann er ernst, aber weiter kam er nicht, denn die Tür öffnete sich, und Lisa und Suzette traten ein.
»Da bist du ja«, trillerte Lisa strahlend, während sie zu ihnen trat. Suzie folgte ihr. »Haversham hat gesagt, dass Robert hier ist. Warum war die Tür zu?«
Christiana blinzelte überrascht, als sie sah, mit welch finsterer Miene Lisa sie und Langley wegen solch einer Unschicklichkeit ansah. Lisa sah eigentlich fast nie irgendjemanden finster an. »Ich fürchte, ich habe sie, ohne es richtig zu bemerken, hinter mir zugezogen, als ich eingetreten bin. Kommt, setzt euch, ich hatte Langley gerade gefragt, ob es irgendwelche Bälle gibt, an denen wir heute Abend teilnehmen sollten.«
Während die beiden Mädchen sich setzten, warf Christiana Langley einen warnenden Blick zu. Sie wollte nicht, dass die vorherige Unterhaltung vor ihren Schwestern weitergeführt wurde. Sie wollte eigentlich überhaupt nicht mehr darüber sprechen, zumindest nicht, solange sie nicht genau wusste, dass Richard das Erdbeer-Geburtsmal nicht besaß. Wenn dem so war, würde es sicher noch eine ganze Menge zu besprechen geben.
Glücklicherweise fügte Robert sich ihrer lautlosen Bitte und begann, über Bälle zu reden.
»Ich höre Stimmen.«
Richard blieb in der Eingangshalle stehen, als Daniel diese Worte zischte. Nachdem er einen Moment gelauscht hatte, entspannte er sich wieder. »Es kommt aus dem Salon. Es klingt, als wären alle drei Frauen da drin, was bedeutet, dass wir ihnen oben nicht über den Weg laufen.«
»Ah, das ist ja mal was«, brummte Daniel und verlagerte sein Ende des Teppichs, in den sie George eingerollt hatten.
Richard nickte und ging weiter, bewegte sich rasch auf die Treppe zu. George war jetzt ein ganzes Stück schwerer, da das Gewicht des Teppichs hinzukam, und zweifellos würden sie beide erleichtert sein, wenn sie ihn absetzen konnten. Er hoffte nur, dass sie es schafften, ohne noch jemandem zu begegnen.
Sie schafften es die Stufen hinauf und bewegten sich mit ihrer Last rasch den Korridor entlang. Richard dachte schon, dass es ihnen vielleicht gelingen würde, die Sache völlig unbemerkt hinter sich zu bringen, als Haversham aus dem Schlafzimmer des Hausherrn auftauchte und in ihre Richtung ging.
Richard hörte Daniel hinter sich fluchen und stimmte leise ein, aber er behielt die Ruhe. Es war schließlich nicht
Weitere Kostenlose Bücher