Ein Earl kommt selten allein (German Edition)
zu ergreifen, statt ihn zu bezahlen. Aber gleichzeitig möchte ich nicht riskieren, dass bekannt wird, George habe versucht, mich zu töten, und habe dich in meinem Namen geheiratet. Der Skandal würde dich vernichten und deinen Schwestern jede Chance rauben, sich gut zu verheiraten.«
Christiana starrte ihn an. Er war um sie und ihre Schwestern besorgt. Er hatte sich nicht urplötzlich geändert … noch nicht. Sie räusperte sich. »Das ist sehr aufmerksam von dir, aber ich vermute, wenn du ihn einmal bezahlst, wird der Erpresser nur noch mehr Geld verlangen. Und es ist einfach nicht richtig, dass du bezahlen musst, wo George doch von Anfang an an allem schuld war, vor allem, da du ihn nicht getötet hast.«
»Aber es wäre auch nicht recht, wenn ihr drei bezahlen müsst, indem ihr unter dem Skandal leidet«, gab er ruhig zu bedenken und sah sich um, um sich zu vergewissern, dass niemand ihrer Unterhaltung lauschen konnte. »George war mein Bruder. Wenn jemand bezahlt, sollte ich es sein.«
Christiana runzelte die Stirn. Sie wollte einen Skandal genauso wenig wie er. Ihre Schwestern würden schrecklich darunter leiden, aber … sie war nicht dumm genug zu glauben, dass es damit getan war, einmal zu zahlen. Der Erpresser würde zweifellos später noch mehr verlangen, und dann noch mehr, und diese ganze Sache würde so lange über ihren Köpfen schweben, bis sie alle tot und begraben waren. Stirnrunzelnd fragte sie: »Können wir die Leiche nicht der Obrigkeit übergeben und erklären, dass George gar nicht bei dem Feuer gestorben ist, wie wir alle gedacht haben? Dass er vielmehr letztes Jahr in Amerika war? Dass er bei seinem Abschied einen Brief zurückgelasssen hat, um dies zu erklären, dieser aber offensichtlich im Feuer vernichtet wurde? Wir könnten sagen, er ist nach Hause zurückgekehrt, weil er sich unwohl gefühlt hat, und dass wir ihn heute Morgen tot in seinem Bett gefunden haben. Die Obrigkeit kann ihn untersuchen; sie wird feststellen, dass er eines natürlichen Todes gestorben ist, und alles wird gut sein.« Sie lächelte breit, fest davon überzeugt, dass sie die Lösung gefunden hatte. »Auf diese Weise gibt es keinen Skandal, und der Erpresser kann uns nicht weiter erpressen.«
»Äh, nun …« Richard verzog das Gesicht, dann seufzte er und gestand: »Daniel und ich, wir gehen davon aus, dass George tatsächlich ermordet worden ist.«
»Was?«, fragte sie entsetzt und blieb abrupt stehen.
»Als wir ihn am ersten Abend wegtragen wollten, haben wir an seinem Mund Bittermandel gerochen«, erklärte Richard und drängte sie, weiterzugehen.
Christiana starrte ihn ausdruckslos an. »Das verstehe ich nicht.«
»Wir glauben, er ist vergiftet worden.« Richard sah sich um, als sie sich dem Haus näherten, und drängte sie, den anderen nach drinnen zu folgen. »Mach dir keine Sorgen. Wir haben einen Plan, wie wir den Erpresser ergreifen können.«
»Was für ein Plan ist das?«, fragte sie besorgt, als er begann, die Treppe hinaufzugehen.
»Das erkläre ich dir später«, sagte Richard, statt die Frage zu beantworten. Er ging jetzt schneller, schob sie die Treppe hoch und den Flur entlang zum Schlafzimmer des Hausherrn. »Geh jetzt und erfrisch dich vor dem Essen ein bisschen. Alles wird gut werden. Ich lasse Grace und deine Truhe hochbringen. Möchtest du ein Bad nehmen?«
Christiana runzelte die Stirn. »Nein, das würde zu lange dauern, und ich weiß, dass du wieder nach London zurückwillst. Eine Schüssel mit Wasser genügt, damit ich mich waschen kann.«
»Gut. Ich sorge dafür, dass sie hochgebracht wird«, versicherte er ihr und öffnete die Tür zum Schlafzimmer.
Sie wollte mechanisch weitergehen, aber er hielt sie zurück und zog sie so zu sich herum, dass sie ihn ansehen musste. Dann küsste er sie plötzlich. Diesmal drückte er ihr nicht einfach nur die Lippen auf den Mund wie in der Kirche, sondern er küsste sie hart und begierig, was rasch dazu führte, dass sie mit einem Seufzer gegen ihn sank und ihm die Arme um den Hals schlang.
»Zur Überbrückung, bis wir die Ehe vollziehen können«, sagte er, als er den Kuss einen Moment später beendete, dann lächelte er schief und fügte hinzu: »Jetzt bist du ganz eindeutig und legal meine Gemahlin.«
Christiana brachte trotz ihrer Bedenken ein Lächeln zustande, und er schob sie ins Zimmer. »Ich werde Grace mit deiner Truhe hochschicken. Lass dir Zeit. Ich bin sicher, dass die Köchin noch ein Weilchen braucht, um das Essen auf
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