Ein Earl kommt selten allein
von dieser Idee Abstand, als er sah, dass der Mann zu Daniel getreten war und ihm eine große schwarze Pistole mit Elfenbeingriff in die Seite hielt. Woodrow selbst wirkte zwar irgendwie verblüfft, aber nicht übertrieben besorgt. Richard hingegen, der bemerkte, dass die Hand des Mannes leicht zitterte, war einigermaßen besorgt.
»Ha! Jetzt sind Sie wohl mit Ihrem Latein am Ende, was, Dicky?«, fragte der Mann grimmig und ließ jede Höflichkeit fallen. »Und jetzt geben Sie mir meine Töchter zurück. Alle. Ich lasse nicht eine von ihnen hier zurück, damit Sie sie weiter malträtieren können.«
»Ihre Töchter?«, fragte Daniel interessiert und drehte sich halb zu dem Mann um. Glücklicherweise wurde er wegen der Bewegung nicht erschossen; anscheinend war der alte Mann mehr an Richard interessiert, da dieser zur gleichen Zeit verwundert gefragt hatte: »Lord Madison?«. Die Pistole hielt er allerdings weiterhin auf Daniel gerichtet.
»Sparen Sie sich Ihre Spielchen, Mylord«, sagte der Mann voller Widerwille. »Sie haben mich einmal zu oft hereingelegt. Ich weiß, dass Sie meine Chrissy schlecht behandelt haben. Robert hat mir nach dem Ball bei den Landons alles erzählt. Er hat gesagt, dass er von den Mädchen weiß, dass Sie sie schrecklich behandeln, und davon ausgehend habe ich angefangen, alles in einem neuen Licht zu betrachten. Sie haben mein Mädchen nie geliebt, es ist Ihnen nur darum gegangen, ihre Mitgift in die Finger zu kriegen, und jetzt haben Sie mich wieder betrogen, in der Hoffnung, dass Sie mit meiner Suzette etwas Ähnliches machen können. Aber das werde ich nicht zulassen, und ich lasse auch meine Chrissy nicht mehr bei Ihnen, ganz egal, ob sie verheiratet ist oder nicht. Ich werde die Ehe annullieren lassen. Ich werde die Sache vor den König persönlich bringen, wenn es sein muss. Und jetzt holen Sie die drei Mädchen, bevor ich die Geduld verliere.«
»Vater?«
Bei dem Wort drehten sich alle drei zu der Frau um, die den Weg entlang eilig auf sie zugeschritten kam: Lisa Madison, dicht gefolgt von Robert Langley.
»Vater, was tust du da? Warum bedrohst du Suzettes Verlobten mit der Pistole? Leg sie weg, bevor du noch jemandem Schaden zufügst.«
»Nein«, sagte Lord Madison mit fester Stimme und griff mit seiner freien Hand nach ihrem Arm, um sie zur Seite und aus der Schusslinie zu ziehen. Gleichzeitig stieß er die Pistolenmündung fester in Daniels Bauch. »Ich lasse nicht zu, dass Suzette diesen Unhold heiratet. Zweifellos ist er ein Freund von dem Teufel da, was bedeutet, dass er genauso schlecht ist wie Dicky. Und jetzt sei so gut und hol deine Schwestern her. Wir brechen sofort von hier auf und kehren nach Madison zurück. Ich habe das Stadthaus verkauft, um die Schulden zu begleichen. Es gibt keinen Grund, dass Suzette irgendwen heiratet.«
»Sie haben Ihr Stadthaus verkauft?«, fragte Daniel alarmiert.
»Ja.« Er lächelte fies, und sein Blick schoss von Daniel zu Richard. »Das hätten Sie nicht gedacht, was? Aber eher würde ich mein eigenes Landgut verkaufen, als zuzulassen, dass Sie noch einmal eine von meinen Töchtern in eine erbärmliche Ehe locken.« Er richtete sich ein bisschen höher auf. »Und ich werde dafür sorgen, dass Chrissy aus ihrer Ehe befreit wird.«
»Oh, Vater«, sagte Lisa mit einem Seufzer. »Das war absolut nicht notwendig. Daniel ist bereit, Suzette die Hälfte ihrer Mitgift zu überlassen, damit sie die Schulden bezahlen und über den Rest nach eigenem Gutdünken verfügen kann. Er ist nicht so ein Teufel wie Dicky.«
»Und in Wirklichkeit ist auch Richard nicht der Schurke, für den du ihn hältst«, fügte Robert hinzu und trat an die Seite des Mannes. Er machte eine Pause, beugte sich ein wenig vor und flüsterte dem alten Mann etwas ins Ohr. Er flüsterte und flüsterte. Richard wusste, dass Langley allerhand zu erklären hatte und dafür etwas weiter ausholen musste, aber er dachte dennoch, dass er es auch ein bisschen mehr hätte raffen können. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis Madison die Kinnlade herunterfiel und die Hand mit der Pistole nach unten sank.
»Was?«, krächzte er verblüfft.
Robert nickte ernst. »Chrissy ist sehr glücklich mit dem Earl von Radnor. Mit dem hier«, fügte er fest hinzu. »Und Daniel ist ein guter und ehrenhafter Mann. Er wird ein guter Gemahl für Suzette sein.«
»Sofern er ihr nicht sagt, dass er das verdammte Stadthaus verkauft hat, um seine Schulden zu begleichen«, murmelte Daniel empört.
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