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Ein Earl mit Mut und Leidenschaft

Titel: Ein Earl mit Mut und Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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wurde von Erinnerungen überströmt. Nicht an irgendein spezielles Ereignis, sondern allgemein, an sich selbst, wie herrlich es sich angefühlt hatte zu flirten, zu lachen, sich in den Aufmerksamkeiten eines Gentlemans zu sonnen.
    Das Flirten war wunderbar gewesen. Nicht aber die Folgen. Dafür bezahlte sie immer noch.
    „Schönes Wetter haben wir“, sagte sie nach einem Augenblick.
    „Ist uns der Gesprächsstoff schon ausgegangen?“
    Sein Tonfall war leicht und neckend, und als sie ihm einen Seitenblick zuwarf, stellte sie fest, dass um seine Lippen ein leises, verstohlenes Lächeln spielte.
    „Herrliches Wetter haben wir“, verbesserte sie sich.
    Sein Lächeln vertiefte sich. Ihres ebenfalls.
    „Wollen wir zum See?“, fragte Harriet von vorn.
    „Wohin ihr möchtet“, sagte Daniel nachsichtig.
    „In die Rotten Row“, verbesserte Anne ihn. Als er sie mit erhobenen Brauen ansah, sagte sie: „Die Gouvernante bin immer noch ich, oder nicht?“
    Er nickte ihr zu und rief dann: „Wohin Miss Wynter möchte.“ „Wir müssen aber doch nicht wieder Rechenaufgaben lösen, oder?“ Harriet klang wehleidig.
    Lord Winstead betrachtete Anne mit unverhohlener Neugierde. „Rechenaufgaben? In der Rotten Row?“
    „Wir haben die Längenmaße durchgenommen“, berichtete sie ihm. „Ihre durchschnittliche Schrittlänge haben sie bereits gemessen. Als Nächstes sollen sie ihre Schritte zählen und die Weglänge errechnen.“
    „Sehr schön“, lobte er. „Und während sie zählen, haben sie zu tun und sind still.“
    „Sie haben sie noch nicht zählen gehört“, entgegnete Anne. Besorgt musterte er sie. „Sagen Sie nicht, dass sie nicht zählen können.“
    „Natürlich nicht.“ Sie lächelte, sie konnte nicht anders. Er sah so albern aus mit seinem einen überrascht dreinblickenden Auge. Das andere war noch so zugeschwollen, dass es keinerlei Empfindung verriet. „Ihre Cousinen zeigen bei allem, was sie tun, viel Engagement“, erklärte sie. „Selbst beim Zählen.“
    Er dachte einen Moment über ihre Worte nach. „Sie wollen mir also mitteilen, wenn die Pleinsworths in fünf Jahren das Smythe-Smith’sche Quartett übernehmen, sollte ich zusehen, dass ich ganz weit weg bin?“
    „So etwas würde ich nie sagen“, erwiderte sie. „Eines will ich aber verraten: Frances hat sich entschlossen, mit der Tradition zu brechen und das Kontrafagott zu erlernen.“
    Er verzog das Gesicht.
    „Ach wirklich?“ «
    Und dann lachten sie, alle beide. Miteinander.
    Es war eine Wonne.
    „Ach, Mädchen“, rief Anne, es war einfach unwiderstehlich, „Lord Winstead wird auch mitmachen.“
    „Werde ich das?“
    „Allerdings“, bestätigte Anne, während die Mädchen stehen blieben, um auf sie zu warten. „Er hat mir selbst gesagt, dass er gern mehr über euren Unterricht erfahren möchte.“ „Lügnerin“, murmelte er.
    Sie ignorierte die Spitze, doch als sie spöttisch einen Mundwinkel hochzog, achtete sie darauf, dass das mit der ihm zugewandten Seite ihres Munds geschah. „Heute wollen wir Folgendes tun“, begann sie. „Ihr werdet die Wegstrecke messen, wie wir es besprochen haben, indem ihr die Anzahl eurer Schritte mit der Schrittlänge multipliziert.“
    „Aber Vetter Daniel weiß nicht, wie lang seine Schritte sind.“ „Genau. Das macht unsere Rechenstunde noch spannender. Sobald ihr nämlich die Länge der Wegstrecke errechnet habt, könnt ihr daraus noch die Länge seiner Schritte bestimmen.“ „Im Kopf?“
    Genauso gut hätte sie sagen können, sie müssten sich im Ringkampf mit einem Oktopus üben. „So lernt es sich am besten“, verkündete sie.
    „Ich habe ja sehr viel übrig für Feder und Tinte“, erklärte Lord Winstead.
    „Hört nicht auf ihn, Mädchen. Kopfrechnen ist äußerst nützlich. Denkt doch nur an die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten.“
    Sie starrten sie an, alle vier. Ihnen schien keine einzige dieser vielfältigen Einsatzmöglichkeiten einzufallen.
    „Beim Einkäufen“, sagte Anne in der Hoffnung, damit das Interesse der Mädchen zu wecken. „Beim Einkaufen ist einem das Kopfrechnen eine große Hilfe. Wenn man zur Modistin geht, nimmt man kaum Schreibfeder und Papier mit, oder?“
    Sie starrten sie immer noch an. Anne hatte den Eindruck, als wären sie noch nie gezwungen gewesen, irgendwelche Preise zu erfragen, weder bei der Modistin noch sonst irgendwo.
    „Wie steht es mit Spielen?“, versuchte sie es erneut. „Wer weiß, was ihr beim Kartenspiel alles erreichen

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