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Ein Earl mit Mut und Leidenschaft

Titel: Ein Earl mit Mut und Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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sie.
    Er räusperte sich, und Anne war sich ziemlich sicher, dass sie ihn mit jedem Auge zwinkern sah, als wollte er sich noch einmal vergewissern, welches Auge das verletzte war. „Das rechte“, entschied er schließlich.
    „Natürlich“, entgegnete Harriet.
    Anne starrte ihren Schützling an. „Was?“
    „Nun, er ist Rechtshänder, nicht wahr?“ Arglos lächelte Harriet ihrem Vetter zu. „Stimmt’s?“
    „Stimmt“, bekräftigte er.
    Anne sah von Lord Winstead zu Harriet und wieder zurück. „Und das ist bedeutsam, weil...?“
    Lord Winstead zuckte mit den Achseln, und Harriet enthob ihn der Notwendigkeit einer Antwort, indem sie sagte: „Ist es eben.“
    „Bestimmt könnte ich die Herausforderung nächste Woche annehmen“, sagte Lord Winstead, „sobald mein Auge geheilt ist. Ich weiß nicht, warum ich nicht daran gedacht habe, dass ich das Gleichgewicht verlieren könnte, wenn ich nur durch das geschwollene Auge sehen kann.“
    Anne stemmte die Hände in die Hüften. „Ich dachte, der Gleichgewichtssinn wird vom Gehör beeinflusst.“
    Frances japste. „Sagen Sie bloß nicht, dass er auch noch taub wird?“
    „Er wird nicht taub“, erwiderte Anne. „Mir allerdings könnte dieses Schicksal drohen, wenn du noch einmal so schreist. Und jetzt erledigt eure Aufgabe, alle drei. Ich setze mich hin.“
    „Ich auch“, rief Lord Winstead munter. „Aber ich bin im Geist bei euch.“
    Die Mädchen begannen wieder zu zählen, und Anne ging zur Bank. Lord Winstead war direkt hinter ihr, und während sie sich niederließen, sagte sie: „Ich kann nicht glauben, dass sie Ihnen den Unsinn mit Ihrem Auge abgenommen haben.“
    „Oh, das ist auch nicht der Fall“, entgegnete er nonchalant. „Ich habe ihnen vorhin versprochen, ich gebe jeder ein Pfund, wenn sie es einrichten könnten, uns ein paar Augenblicke unter vier Augen zu verschaffen.“
    „Was?“, kreischte Anne.
    Er wollte sich schier ausschütten vor Lachen. „Natürlich habe ich das nicht. Lieber Himmel, halten Sie mich etwa für einen vollkommenen Hornochsen? Nein, antworten Sie lieber nicht.“ Sie schüttelte den Kopf, wütend auf sich selbst, weil sie ihm so leicht auf den Leim gegangen war. Aber sie konnte ihm nicht böse sein, dazu war sein Gelächter viel zu gutmütig.
    „Es erstaunt mich, dass noch keiner hergekommen ist, um Sie zu begrüßen“, sagte sie. Im Park war nicht mehr los als sonst auch, aber sie waren kaum die einzigen Spaziergänger. Anne wusste, dass Lord Winstead äußerst beliebt gewesen war, als er in London gewohnt hatte, es war unwahrscheinlich, dass ihn im Hyde Park keiner der anderen Passanten erkannt hatte.
    „Es hat wohl noch nicht die Runde gemacht, dass ich zurückgekommen bin“, sagte er. „Die Leute sehen, was sie erwarten, und niemand im Park hat mich erwartet.“ Er schenkte ihr ein reuiges Grinsen und sah auf und nach links, als wollte er auf sein geschwollenes Auge deuten. „Vor allem nicht in diesem Zustand.“
    „Und nicht mit mir“, fügte sie hinzu.
    „Wer sind Sie, frage ich mich.“
    Scharf wandte sie sich um.
    „Was für eine merkwürdige Reaktion auf eine so normale Frage“, stellte er fest.
    „Ich bin Anne Wynter“, sagte sie gemessen. „Die Gouvernante Ihrer Cousinen.“
    „Anne“, sagte er leise und sprach ihren Vornamen voller Genuss aus. Er legte den Kopf schief. „Schreibt sich Wynter mit i oder mit Ypsilon?“
    „Mit Ypsilon. Warum?“
    „Nur so“, entgegnete er. „Ich bin einfach neugierig.“ Er schwieg eine Weile. „Er passt nicht zu Ihnen.“
    „Wie bitte?“
    „Ihr Name. Wynter. Er passt nicht zu Ihnen. Trotz Ypsilon.“ „Unseren Namen können wir uns nur selten aussuchen“, erklärte sie.
    „Das stimmt, und dennoch staune ich oft darüber, wie gut manche Leute zu ihrem Namen passen.“
    Sie konnte sich ein spitzbübisches Lächeln nicht verkneifen. „Was bedeutet es denn, ein Smythe-Smith zu sein?“
    Er seufzte theatralisch. „Vermutlich sind wir dazu verdammt, immer wieder dieselbe musikalische Soiree abzuhalten ..."
    Seine Miene war so bedrückt, dass Anne lachen musste. „Was meinen Sie damit nur?“
    „Nun ja, der Name klingt, als wäre er auf Wiederholung angelegt, nicht?“,
    „Smythe-Smith? Ich finde, er hat etwas ziemlich Freundliches an sich.“
    „Wohl kaum. Man möchte denken, wenn ein Smythe eine Smith heiratet, sollten die beiden in der Lage sein, sich auf einen Namen zu einigen, statt ihrer Nachkommenschaft alle beide

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