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Ein Earl mit Mut und Leidenschaft

Titel: Ein Earl mit Mut und Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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könntet, wenn ihr das Kopfrechnen beherrscht.“
    „Sie haben ja keine Ahnung!“, raunte Lord Winstead.
    „Ich glaube nicht, dass unsere Mutter möchte, dass Sie uns im Glücksspiel unterrichten“, meinte Elizabeth.
    Anne hörte, wie der Earl amüsiert in sich hineinkicherte. „Wie wollen Sie unsere Ergebnisse eigentlich nachprüfen?“, fragte Harriet nun.
    „Das ist eine sehr gute Frage“, entgegnete Anne, „und ich werde sie morgen beantworten.“ Sie hielt einen winzigen Moment inne. „Sobald ich mir eine Methode überlegt habe.“
    Die Mädchen lachten, was sie beabsichtigt hatte. Nichts ging über ein wenig klug eingesetzte Selbstironie, wenn man die Kontrolle über ein Gespräch wiedererlangen wollte.
    „Ich werde wiederkommen müssen, um mir die Ergebnisse abzuholen“, meinte Lord Winstead.
    „Das ist nicht nötig“, erwiderte Anne hastig. „Wir können sie Ihnen von einem Lakaien überbringen lassen.“
    „Wir könnten auch selbst gehen“, schlug Frances vor. Hoffnungsvoll wandte sie sich an Lord Winstead. „Nach Winstead House ist es nicht weit, und Miss Wynter achtet sehr darauf, dass wir uns ausreichend an der frischen Luft bewegen.“ „Spazierengehen fördert die körperliche wie die geistige Gesundheit“, sagte Anne geziert.
    „Aber es macht weitaus mehr Spaß, wenn man dabei in Gesellschaft ist“, merkte Lord Winstead an.
    Anne atmete tief ein - um die Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag, zurückzuhalten - und sprach zu den Mädchen. „Genug geredet“, rief sie und dirigierte ihre Schützlinge zum Anfang des Pfads. „Beginnt dort und geht dann den Weg hinunter. Ich warte hier auf der Bank.“
    „Sie kommen nicht mit?“, fragte Frances. Sie bedachte Anne mit einem Blick, der normalerweise Hochverrätern Vorbehalten war.
    „Ich möchte euch nicht im Weg stehen.“ Anne lächelte süffisant.
    „Ach, Sie wären uns doch nie im Weg, Miss Wynter“, meldete sich Lord Winstead zu Wort. „Der Weg ist breit genug für uns alle.“
    „Trotzdem.“
    „Trotzdem?“, wiederholte er.
    Sie nickte energisch.
    „Kaum ein Argument, das Londons bester Gouvernante würdig wäre.“
    „Ein reizendes Kompliment“, schoss sie zurück, „aber ich bleibe hier, eben weil ich die Gouvernante bin.“
    Er tat einen Schritt auf sie zu und flüsterte: „Feigling.“
    „Kaum“, gab sie leise zurück. Und dann sagte sie mit strahlendem Lächeln: „Kommt, Mädchen, wir haben genug Zeit vertan. Ich bleibe einen Augenblick hier, um euch auf den Weg zu bringen.“
    „Ich will keine Hilfe“, brummte Frances. „Ich will gar nicht erst damit anfangen.“
    Anne lächelte nur. Sie wusste, dass Frances später mit ihren Berechnungen angeben würde.
    „Sie auch, Lord Winstead.“ Anne betrachtete ihn mit ihrem wohlwollendsten Blick. Die Mädchen waren schon dabei, die Aufgabe zu lösen, leider in unterschiedlicher Geschwindigkeit, sodass die Zahlen nur so durch die Luft schwirrten.
    „Oh, ich kann nicht“, sagte er. Flatternd legte er eine Hand aufs Herz.
    „Warum nicht?“, fragte Harriet, und im selben Augenblick sagte Anne: „Natürlich können Sie.“
    „Mir ist schwindelig“, klagte er, und das war so offensichtlich gelogen, dass Anne die Augen verdrehte. „Es stimmt“, beharrte er. „Ich leide an ... was war das noch mal, was die arme Sarah überkam ... ach ja, Schwindelanfällen.“
    „Sie hatte sich den Magen verdorben“, korrigierte Harriet ihn.
    „Vorhin war dir aber nicht schwindelig“, meinte Frances und sah Daniel misstrauisch an.
    „Nun, das war nur deshalb nicht so, weil ich das Auge nicht geschlossen hatte.“
    Das brachte sie alle zum Schweigen.
    Und schließlich: „Wie bitte?“ Das kam von Anne, die wirklich wissen wollte, was ein geschlossenes Auge mit allem zu tun hatte.
    „Ich mache immer ein Auge zu, wenn ich zähle“, erklärte er. Ohne eine Miene zu verziehen.
    „Sie machen immer ... Moment mal“, sagte Anne keineswegs überzeugt. „Sie schließen ein Auge, wenn Sie zählen?“
    „Na, alle beide kann ich ja schlecht zumachen.“
    „Warum nicht?“, fragte Frances.
    „Dann könnte ich ja nichts mehr sehen“, sagte er, als läge die Antwort auf der Hand.
    „Man muss nicht unbedingt sehen können, um etwas zu zählen“, erwiderte Frances.
    „Ich schon.“
    Er log. Anne konnte nicht fassen, dass die Mädchen nicht lautstark protestierten. Aber das taten sie nicht. Im Gegenteil, Elizabeth zum Beispiel wirkte fasziniert. „Welches Auge?“, fragte

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