Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein Earl mit Mut und Leidenschaft

Titel: Ein Earl mit Mut und Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
Vom Netzwerk:
aufzubürden.“
    Anne lachte wieder. „Seit wann gibt es diesen Doppelnamen denn?“
    „Seit einigen hundert Jahren.“ Er drehte sich um, und einen Augenblick vergaß sie seine Schürfwunden und blauen Flecke. Sie sah nur ihn, wie er sie anblickte, als wäre sie die einzige Frau auf der Welt.
    Sie hustete, um ihre Verunsicherung zu verbergen. Der Mann war gefährlich. Selbst wenn sie in einem öffentlichen Park auf einer Bank saßen und über nichts weiter von Bedeutung redeten, nahm sie seine Gegenwart beunruhigend intensiv wahr.
    Etwas in ihr war erweckt worden, das sie unbedingt wieder zur Ruhe betten musste.
    „Ich habe widersprüchliche Geschichten gehört“, fuhr er fort, offenbar ohne sich ihres inneren Aufruhrs bewusst zu sein. „Die Smythes hatten das Geld und die Smiths die Position. Oder die romantische Version: Die Smythes hatten Geld und Position, die Smiths aber die schöne Tochter.“
    „Mit Haar von gesponnenem Gold und himmelblauen Augen. Das könnte fast aus einem Märchen stammen.“
    „Kaum. Die schöne Tochter entpuppte sich als Schreckschraube.“ Er grinste. „Und sie alterte nicht gut.“
    Anne lächelte. „Warum hat die Familie dann ihren Namen nicht wieder abgelegt und sich nur Smythe genannt?“
    „Keine Ahnung. Vielleicht haben sie einen Vertrag geschlossen. Oder jemand fand, der zweite Name verleihe ihnen Würde. Ich weiß ja auch gar nicht, ob die Geschichte wahr ist.“
    Erneut lachte sie und blickte auf die Rotten Row, um die Mädchen im Auge zu behalten. Harriet und Elizabeth stritten sich wegen irgendetwas, vermutlich um nicht mehr als um einen Grashalm; Frances war immer noch eifrig bei der Sache, machte Riesenschritte, die ihr Ergebnis verfälschen würden.
    Anne wusste, dass sie hingehen und sie darauf hinweisen sollte, aber es war so angenehm, neben dem Earl auf der Bank zu sitzen. „Sind Sie gern Gouvernante?“, fragte er.
    „Ob ich es gern bin?“ Sie runzelte die Stirn. „Was für eine komische Frage.“
    „Das ist doch eine durchaus berechtigte Frage, wenn man überlegt, welchen Beruf Sie haben.“
    Was nur zeigte, dass er von Berufstätigkeit keinen blassen Schimmer hatte. „Niemand fragt eine Gouvernante, ob sie gern eine ist“, erklärte sie. „Das fragt man einfach nicht.“
    Sie hatte gehofft, damit sei die Sache erledigt, doch als sie ihn ansah, begegnete sie seinem ehrlich neugierigen Blick.
    „Haben Sie je einen Lakaien gefragt, ob er gern Lakai ist?“, meinte sie. „Oder eine Zofe?“
    „Eine Gouvernante ist doch etwas ganz anderes als ein Lakai oder eine Zofe.“
    „Wir sind uns ähnlicher, als Sie glauben. Man zahlt uns Lohn, wir wohnen bei Fremden, können jederzeit rausgeworfen werden.“ Und bevor er hätte irgendetwas entgegnen können, drehte sie den Spieß um und fragte: „Und Sie? Sind Sie gern ein Earl?“ Er dachte einen Augenblick nach. „Ich habe keine Ahnung.“ Auf ihren überraschten Blick hin fügte er hinzu: „Ich hatte bisher noch nicht viel Gelegenheit herauszufinden, was es heißt. Ich hatte den Titel gerade mal ein Jahr inne, ehe ich England verlassen musste, und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich in dieser Zeit nicht viel anstellte damit. Wenn meine Güter gedeihen, dann ist das auf die extrem gute Führung meines Vaters zurückzuführen, und auf seine weise Entscheidung, mehrere fähige Verwalter einzustellen.“
    Doch Anne ließ nicht locker. „Aber Sie waren immer noch ein Earl. Es spielte keine Rolle, in welchem Land Sie sich aufhielten. Wenn Sie jemand kennenlernten, sagten Sie: ,Ich bin Winstead, und nicht: ,Ich bin,Mr Winstead.““
    „Ich habe im Ausland nur sehr wenige Leute kennengelernt.“ „Oh.“ Es war eine ziemlich seltsame Aussage, und sie wusste nicht recht, was sie darauf erwidern sollte. Er schwieg ebenfalls, und da sie die leise Melancholie, die sich über sie gebreitet hatte, unerträglich fand, sagte sie: „Ich bin tatsächlich gern Gouvernante. Zumindest bei den dreien“, erläuterte sie und winkte den Mädchen lächelnd zu.
    „Dann ist das nicht Ihre erste Stellung?“, erkundigte er sich. „Nein. Meine dritte. Gesellschafterin war ich auch schon.“ Sie war sich nicht sicher, warum sie sich ihm anvertraute. Normalerweise gab sie nicht so viel von sich preis. Aber es wäre ein Leichtes für ihn gewesen, diese Informationen bei seiner Tante einzuholen, also konnte sie ihm genauso gut auch gleich von sich erzählen. Ihre vorherigen Stellungen waren alle offengelegt worden,

Weitere Kostenlose Bücher