Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein echter Schatz

Ein echter Schatz

Titel: Ein echter Schatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
klingelte Morellis Handy.
    »Ich gehe nicht ran«, sagte Morelli. »Der Kerl, der das Handy erfunden hat, sollte in der Hölle schmoren.«
    Es hörte auf zu klingeln, aber eine Minute später ging es wieder los.
    Morelli schaltete das Handy aus.
    Drei Minuten Stille, dann klingelte mein Telefon in der Küche.
    »Hartnäckiger Scheißkerl«, sagte Morelli. Das Klingeln hörte nicht auf, schließlich ging Morelli in die Küche und hob ab. Er lachte, als er wiederkam. »Eine gute Nachricht?«, fragte ich ihn. »Ja. Aber ich muss noch mal an die Arbeit.« »Der Berringer-Fall?« »Nein. Etwas anderes.«
    Er ging ins Schlafzimmer, vertrieb Bob vom Bett und legte ihm die Leine an. »Kann sein, dass ich mal für eine Weile untertauchen muss, aber ich melde mich«, sagte er. »Mach dir keine Sorgen wegen Dickie. Das löst sich bestimmt in Wohlgefallen auf.« Er schnappte sich seine Jacke und küsste mich zum Abschied. »Bis später.«
    Ich brachte ihn zur Tür und schloss hinter ihm ab, dann hielt ich kurz inne und ließ die Atmosphäre der Wohnung auf mich wirken. Irgendwie leer ohne Morelli. Andererseits konnte ich mir was Dämliches im Fernsehen angucken, konnte mir meinen etwas gammeligen superbequemen Kuschelpyjama überziehen und mich ins Bett verkriechen.

6
    Ich stand spät auf, weil es keinen guten Grund gab, früh aufzustehen. Ich kochte Kaffee, schaufelte Cornflakes in mich hinein und stopfte mit einer Banane hinterher. Auf dem Esstisch lagen ausgebreitet meine Akten. Coglin, Diggery und eine dritte Akte, die ich mir noch gar nicht angesehen hatte. Heute war der Tag für die dritte Akte. Ich hatte sie gerade aufgeschlagen, als das Telefon klingelte.
    »Geht es dir gut?«, fragte meine Mutter.
    »Mir geht es bestens.«
    »Hast du schon Zeitung gelesen heute Morgen?«
    »Nein.«
    »Dann guck lieber nicht rein«, sagte sie.
    »Was soll das?«
    »Die Nachrichten sind voll davon, dass du Dickie umgebracht hättest.«
    »Sag ihr, ich würde sie auch immer besuchen im Knast«, hörte ich Grandma im Hintergrund rufen. »Sag ihr, ich würde Zigaretten mitbringen, damit kann sie die Aufseherlesben bestechen.«
    »Ich ruf dich gleich zurück«, sagte ich zu meiner Mutter.
    Ich legte auf und linste durch den Türspion. Gut so. Mr. Molinowskis Zeitung lag noch vor seiner Tür. Auf Zehenspitzen schlich ich nach draußen, schnappte mir das Blatt und fegte zurück in meine Wohnung.
    Die Schlagzeile auf der Titelseite lautete: »Kopfgeldjägerin Hauptverdächtige im Fall des verschwundenen Dickie Orr«. Daneben war ein wenig schmeichelhaftes Foto von mir abgedruckt, das jemand geschossen hatte, als ich im Foyer der Polizeiwache auf Gobel gewartet hatte. Die Zeitung hatte Joyce interviewt, die mit der Aussage zitiert wurde, ich sei immer schon eifersüchtig auf sie gewesen und hätte bereits als Kind zu heftigen Gewaltausbrüchen geneigt. Auch die alte Geschichte mit dem Beerdigungsinstitut, das Grandma und ich mal aus Versehen abgefackelt hatten, wurde wieder aufgewärmt. Es gab noch eine zweite Aufnahme von mir, ohne Augenbrauen, Ergebnis einer Explosion, als vor einiger Zeit mein Auto in die Luft flog. Und schließlich die versammelten Aussagen einiger Sekretärinnen, die angeblich bezeugen konnten, dass ich besonders feindselig auf Dickie losgegangen sei. Eine der Sekretärinnen sagte, ich hätte mit einer Pistole auf Dickie gezielt und gedroht, ihm »ein sauberes Loch in den Schädel zu blasen«.
    »Das war Lula«, entfuhr es mir.
    Ich legte die Zeitung wieder auf Mr. Molinowskis »Herzlich Willkommen!«-Fußmatte, kehrte in meine Wohnung zurück, schob den Riegel vor die Tür und rief meine Mutter an.
    »Nichts als Lügen«, beruhigte ich sie. »Einfach ignorieren. Es ist alles in Ordnung. Ich war in der Stadt, um mich mit Marty Gobel auf einen Kaffee zu treffen, das muss jemand in den falschen Hals gekriegt haben.«
    Es folgte eine Pause, in der sich meine Mutter einzureden versuchte, an meiner Version der Geschichte könnte halbwegs was dran sein.
    »Kommst du mit Joseph heute Abend zum Essen? Es gibt Brathähnchen.«
    Es war Freitag. Freitagabends essen Morelli und ich immer bei meinen Eltern.
    »Klar«, sagte ich. »Ich komme ganz bestimmt. Joe, weiß ich nicht so genau. Er sitzt gerade an einem schwierigen Fall.«
    Ich trank Kaffee und widmete mich der dritten Akte. Die Anschuldigungen gegen Stewart Hansen lauteten Überfahren einer roten Ampel und Besitz von Rauschmitteln. Stewart war zweiundzwanzig, arbeitslos und

Weitere Kostenlose Bücher