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Ein echter Schatz

Ein echter Schatz

Titel: Ein echter Schatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Cannabispflanzen. Das Haus war eine Drogenplantage: Pflanzenlampen, silberne Reflektorwände, Ventilatoren, Entlüfter und Regalgestelle voller Pflanzen in verschiedenen Wachstumsstadien.
    »Warte erst mal, bis du das Esszimmer gesehen hast«, sagte Lula. »Im Esszimmer bauen sie erstklassiges Haschisch an.« Ich sah sie erstaunt an.
    »Du musst nicht denken, dass ich mich damit auskenne«, sagte Lula.
    »Aus deiner Jackentasche ragen Grashalme.«
    »Nur Beweismaterial, das ich eingesammelt habe, als ich durchs Haus ging.«
    »Auf Hansen bist du dabei nicht zufällig gestoßen, oder?«
    »Nein, aber hinterm Haus steht ein Auto. Und die Hintertür war offen. Es würde mich nicht wundern, wenn sich hier jemand versteckt.«
    »Müssen wir befürchten, dass er versucht, mit dem Auto zu flüchten?«
    »Nein. Jemand hat ein Loch in den rechten Vorderreifen geschossen.« Ich verriegelte die Haustür, und Lula und ich fingen an, uns einen Weg durch den Urwald zu bahnen.
    »Geh du voran und mach die Türen auf. Ich bin hinter dir mit meiner Pistole«, sagte Lula. »Ich würde ja selbst vorangehen, aber mit einer Pistole in der Hand ist es schwierig, eine Tür aufzumachen. Ich will mich ganz auf die Pistole konzentrieren. Nicht, dass ich Schiss hätte oder so.«
    »Solange du mir nicht in den Rücken schießt.«
    »Habe ich jemals auf dich geschossen? Jetzt mal ehrlich: Glaubst du etwa, ich wüsste nicht, wie man mit einer Pistole umgeht?«
    Wir durchsuchten das Wohnzimmer, das Esszimmer und die Küche.
    »Wenigstens sind die Jungs keine Schweine«, sagte Lula. »Alle leeren Bierflaschen sind ordentlich aufgestellt. Aber wahrscheinlich nur, damit sie mehr Platz haben, um ihre Setzlinge zu pflanzen und das Gras abzuwiegen und einzutüten. Guck mal, hier steht sogar eine kleine Digitalwaage. Die haben sich schon Gedanken gemacht, so ist es nicht.«
    Ich stöberte in der Zwischenzeit in der Sammlung von Töpfen und Pfannen, Flaschen und Bottichen neben dem Ofen. »Anscheinend führen sie auch wissenschaftliche Experimente durch. Mit Alkohol, Kaffeefilter und Äther.«
    »Die Jungs sind ja verrückt«, sagte Lula. »Die produzieren Haschischöl. Bei der Arbeit kann man sich höllisch verbrennen.«
    Durch den Flur ging es weiter zu den Schlafzimmern. Unter den Betten brauchten wir erst gar nicht nachzugucken, es gab nämlich keine. In einem der Räume lagen in einer Ecke zwei zerknüllte Schlafsäcke, auf dem Boden stand ein Fernseher, der Schrank war voller Kleider. Sonst gab es hier nur Cannabispflanzen, eine neben der anderen.
    »Irgendwie gemütlich«, sagte Lula. »Wie im Dschungelcamp.«
    Wir durchsuchten noch das Badezimmer und das zweite Schlafzimmer. Im zweiten Schlafzimmer hing das Gras zum Trocknen, von Hansen keine Spur.
    »Irgendwas haben wir übersehen«, sagte ich zu Lula und ging noch mal zurück in die Küche.
    »Wir haben jede Tür aufgemacht«, sagte Lula. »Wir haben alle Regalgestelle durchsucht, wir haben hinter jeden Vorhang geguckt, und wir haben alle Kleider in dem einzigen Schrank durchwühlt. Einen Keller hat das Haus nicht, auch keine Garage oder einen Dachboden.«
    »Auf dem Küchentresen steht aber ein Becher Kaffee, und der Kaffee ist noch warm. Es muss jemand hier gewesen sein, und ich glaube nicht, dass er noch Zeit hatte abzuhauen. Du warst am Hintereingang, ich vorne an der Haustür. Die Fenster haben wir auch überprüft, durch ein Fenster kann er nicht geklettert sein.«
    Lula schielte zu dem Hängeschrank über dem Tresen. »Vielleicht ist er aus dem Haus gegangen, kurz bevor wir kamen. Wäre eine glückliche Fügung für ihn.«
    »Ja«, sagte ich, Handschellen in der einen, Elektroschocker in der anderen Hand, ganz auf den Küchenschrank konzentriert. »Das könnte sein.«
    Lula trat zurück, umfasste die Glock mit beiden Händen und zielte auf den Schrank. Ich riss eine der Türen auf, und heraus purzelte Stewart Hansen. Er krachte auf den Tresen, so dass die Teile des Experimentaufbaus durch die Luft flogen. Von dem Tresen glitt er hinunter auf den Boden und wedelte mit allen vieren, wie eine Katze auf Eis – viel Bewegung, aber kein Fortkommen.
    In der Aufregung gab Lula einen Schuss ab, der Hansen weit verfehlte, aber die Ätherflasche zerdepperte. Die Flüssigkeit ergoss sich über den Gasherd, und im ersten Moment waren wir alle wie gelähmt.
    »Die Zündflamme!«, sagte Hansen.
    Wir hechteten zum Hintereingang, und ich glaube, ich segelte durch die Luft, als die Explosion losbrach.

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