Ein echter Schatz
Vielleicht war es auch die Explosion, die mich aus dem Haus trieb.
»Du liebe Scheiße!«, sagte Hansen.
Er lag auf dem Boden neben mir, flankiert von Lula, der der Rock bis zum Hals hochgerutscht war.
»Wer hat auf die Flasche geschossen?«, fragte Lula. »Doch nicht etwa ich, oder?«
Ich legte Hansen Handschellen an, und wir entfernten uns ein Stück.
»War sonst noch jemand im Haus?«, fragte ich Hansen.
»Nein. Ich war allein.«
Wir sahen zu, wie sich die Flammen durch das Haus fraßen. Es war wie ein Buschfeuer, auf einmal brannte das gesamte Haus, und Schwaden von Haschischrauch zogen über Chambersburg hinweg. In der Ferne heulten Sirenen, und wir drei lehnten gegen Hansens Auto und atmeten die ganze Zeit winzige Partikel Cannabisasche ein, die auf uns herabregnete.
»Das ist echt guter Shit«, sagte Hansen und atmete tief ein.
Ich sah zu Boden, ob meine Füße schon schmorten. »Vielleicht besser, wenn wir ein Stück zurücktreten.«
Wir verzogen uns bis zum Ende von Hansens Grundstück.
»Ist das irre«, sagte Lula. »Wir haben ein Haus in Brand gesteckt.« Dann fing sie an zu lachen.
Auch Hansen lachte. »Gras für eine Million Dollar«, sagte er. »In Rauch aufgegangen. Einfach so.«
Ich musste so lachen, dass ich stolperte und mich auf dem Boden wälzte. »Guckt mal«, sagte ich. »Ich kann Schneeengel machen.«
»Ich werde nass«, sagte Lula. »Regnet es?«
Von der anderen Seite des Hauses her dröhnten Geräusche herüber. Das Rattern der Feuerlöschwagen, das Krächzen und Fiepen der Polizei-Funkgeräte.
»Ich habe wahnsinnigen Hunger«, sagte Lula. »Hunger auf Chips. Ich könnte zum Mörder werden für eine Tüte Chips.«
Ein schwarzer SUV hielt hinter Hansens Auto. Tank stieg aus und kam auf uns zu. »Alles klar«, sagte er in sein Funkgerät. »Sie ist hier hinten mit Lula.«
Hinter dem SUV hielt jetzt Rangers Cayenne. Ranger stieg aus, hob mich vom Boden auf und drückte mich an sich.
»Ich hatte schon Angst, du wärst da drin«, sagte Ranger. »Alles in Ordnung?«
»Bei der Explosion bin ich aus dem Haus geschleudert worden«, sagte ich. »Und dann fing es an zu regnen.«
»Das ist kein Regen. Das ist Wasser aus den Feuerwehrschläuchen auf der anderen Seite des Hauses.« Er hielt mich kurz auf Abstand und musterte mich. »Du bist ja fett wie eine Henne, Babe.«
»Ja, genau. Und du bist süß wie ein Küken.«
Ranger verlud mich in den Cayenne und übergab Lula und Hansen an Tank. Wir fuhren das kleine Stück Nebenstraße und bogen dann in die Chambersburg Street ein.
»Du bist immer so ruhig«, sagte ich zu Ranger. »Was soll das bloß?« Ranger rührte sich nicht, aber vermutlich verdrehte er die Augen zur Decke. »Na?«, hakte ich nach. »Ich hab nichts gegen ruhig.«
»Ruhig, ruhig, ruhig«, sagte ich und boxte Ranger gegen den Arm.
»Lass das«, sagte Ranger. Ich boxte ihn noch mal.
Ranger fuhr an den Straßenrand und band mich mit Handschellen an dem Überrollbügel über dem Beifahrerfenster fest.
»Willst du dich über mich hermachen, jetzt, wo du mich mit Handschellen gefesselt hast?«, fragte ich ihn. »Hättest du das gern?«
»Natürlich nicht!«
Ranger lachte, legte den ersten Gang ein und fuhr weiter.
»Ich habe genau gesehen, dass du gelacht hast«, sagte ich.
Einerseits war ich in Flirtlaune und kam mir clever vor, andererseits, in einem Hinterstübchen meines Verstandes, hatte ich den leisen Verdacht, dass ich zu denen gehörte, die nach dem Genuss von Gras anstößig und unausstehlich wurden. Wie auch immer, ich konnte einfach nicht aufhören.
»Was ist?« Jetzt wollte ich es erzwingen. »Willst du nicht über mich herfallen?«
»Mehr als du dir vorstellen kannst, aber im Moment bist du klitschnass, und du riechst nach Marihuana. Du hast Glück, dass du überhaupt in mein Auto einsteigen durftest.«
»Wo fahren wir hin?«
»Ich bringe dich nach Hause. Da kannst du dich duschen und dir was Trockenes anziehen.«
»Und dann?«
»Das werden wir sehen.« O Mann.
Ranger war in der Küche und schmierte sich ein Sandwich, als ich angewackelt kam. Ich hatte so lange in heißem Wasserdampf gebadet, bis die Dusche kalt wurde, dann hatte ich mir eine saubere Jeans und ein frisches T-Shirt angezogen, das Haar ließ ich an der Luft trocknen.
Ranger sah mich an. »Wie geht es dir?«
»Ich habe Hunger, und ich bin müde.«
»Du hast heute Vormittag auch schon mächtig was geleistet. Du hast ein Haus in Brand gesteckt, es ist bis auf die Grundmauern
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