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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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getrennt werden: verschiedene Flügel, wenn nicht sogar verschiedene Gefängnisse. Dixie würde niemanden haben, der sich um ihn kümmerte, Rebus dachte an Lenny in Von Mäusen und Menschen . Dixie war ein Fixer gewesen, vielleicht war er mit Hilfe seines Freundes Willie davon runtergekommen. Aber in den schottischen Gefängnissen gab es jede Menge Drogen. Natürlich musste man was zum Eintauschen haben, und ein Junge in Dixies Alter besaß immer was zum Eintauschen.
    Hatte Willie das Für und Wider abgewogen? Und hatte er dann seinen Freund umarmt, zu Tode umarmt? Rebus begann, Willie Coyle zu mögen. Er wünschte sich, er wäre nicht tot.
    Aber er war’s, beide waren es. Ein kalter Matsch auf der Marmorplatte, und zurück blieb nicht viel mehr als die Erkenntnis, dass Paul Duggan ein ganz schön cleveres Bürschchen gewesen war. Früher oder später würde sich Rebus mit Paul Duggan unterhalten. Aber zunächst musste er sich mit anderen Leuten treffen. Es war die eine Verabredung, an die er den ganzen Tag gedacht hatte und die er auf jeden Fall einhalten würde - mochte kommen, was wollte.

5
    Es gab ein Gasfeuer mit richtigen Flammen, die offenbar im ursprünglichen Kamin brannten; und auch Rauch, obwohl der von Zigaretten und Pfeifen stammte. Der Fernseher lief, wenngleich praktisch unhörbar wegen der Livemusik. Wie es oft an Winterabenden geschah, hatten es Edinburghs Folk-Musiker fertig gebracht, sich zur selben Zeit im selben Pub einzufinden. Sie spielten in einer Ecke: drei Fideln, eine Konzertina, eine bodhran und eine Flöte. Die Flötistin war die einzige Frau. Die Männer hatten Bärte und rote Wangen und trugen dicke Pullover. Die Biergläser auf ihrem Tisch waren zu drei Vierteln voll. Die Frau war dünn, braunhaarig und blass, aber ihre Wangen leuchteten vom Kaminfeuer.
    Ein paar Gäste tanzten und wirbelten, so gut es in den beengten Verhältnissen ging, mit untergehakten Armen herum. Rebus hätte gern geglaubt, dass sie das nur taten, um sich aufzuwärmen, aber tatsächlich schien es ihnen richtig Spaß zu machen.
    »Noch drei Halbe und ein paar Kurze«, sagte er zum Barkeeper.
    »Und was nehmen Ihre Freunde?«
    »Ha, ha«, sagte Rebus. Er stand am Tresen zwischen seinen Zechkumpanen, George Klasser und Donny Dougary. Während Klasser als »Doc« bekannt war, wurde Dougary »Salty« genannt. Außerhalb des Pubs kannte Rebus keinen von beiden besonders gut, aber jeden Abend zwischen sechs und halb sieben waren sie die besten Kumpel. Salty Dougary versuchte, sich im allgemeinen Lärm Gehör zu verschaffen.
    »Ich meine also, auf dem Daten-Highway können Sie überallhin, überallhin , und in Zukunft wird er sogar noch
größer sein. Dann wird man per Computer shoppen, fernsehen, Spiele spielen, sich Musik anhören... und alles wird da sein. Wenn ich will, kann ich mit dem Weißen Haus reden. Ich kann mir aus jedem Land der Welt was runterladen. Ich sitz an meinem Schreibtisch und kann überallhin.«
    »Kannst du auch per Computer ins Pub, Salty?«, fragte ein Gast, der ein paar Hocker weiter saß.
    Ohne ihn zur Kenntnis zu nehmen, hielt Salty Daumen und Zeigefinger ein paar Zentimeter auseinander. »Festplatten von der Größe von Kreditkarten, man wird sich einen ganzen PC in die Hosentasche stecken können.«
    »Das solltest du nicht vor einem Polizisten sagen, Salty«, gab Klasser zur allgemeinen Erheiterung zu bedenken. Er wandte sich zu Rebus.
    »Was macht der Zahn?«
    »Die Narkose hilft«, sagte Rebus und kippte den letzten Rest Whisky hinunter.
    »Ich hoffe, Sie trinken keinen Alkohol auf Schmerztabletten!«
    »Würd ich das jemals tun? Salty, geben Sie dem Mann Geld.«
    Salty beendete sein Selbstgespräch. Der Barmann wartete, also zog er einen Zehn-Pfund-Schein heraus und folgte ihm traurigen Blicks mit den Augen, bis er in der Registrierkasse verschwunden war. Salty hieß Salty wegen des Salzes, das man auf Fish-and-Chips tat. Wobei die Chips das Tertium Comparationis waren, da Salty in einer Elektronikfabrik in South Gyle arbeitete. Er war noch nicht lange im »Silicon Glen«, dem schottischen Silicon Valley, dabei und hoffte, die Elektronikindustrie würde weiter wie bisher florieren. Vor dieser hatten schon sechs andere Fabriken, bei denen er gewesen war, dichtgemacht und ihn jedes Mal in lange Phasen der Arbeitslosigkeit entlassen. Er
erinnerte sich noch sehr gut an die Zeiten, als das Geld knapp gewesen war, und hielt seine Kröten entsprechend zusammen. Neuerdings arbeitete er in der

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