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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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immer gesagt, dass die meine Mutter ins Grab gebracht haben.« Eine weitere Pause, als sie an ihrer Filterzigarette zog. »Hat er sich deswegen umgebracht?«

    »Was glauben Sie?«
    »Klingt einleuchtend, oder? Armer kleiner Scheißkerl.«
    Rebus räusperte sich. »Mrs. McAnally, haben Sie eine Vorstellung, wo er sich das Gewehr beschafft haben könnte?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Was spielt das denn noch für eine Rolle, wo er’s herhatte? Ist ja nur er selbst zu Schaden gekommen.«
    Als er sich an Councillor Gillespie und Miss Profitt erinnerte, kamen Rebus diesbezüglich allerdings gewisse Zweifel. Er hatte den Eindruck, dass es Wee Shug gelungen war, eine ganze Menge Leute mit hineinzuziehen... was ihn an Maisie Finch denken ließ.
    »Die Beerdigung ist nächsten Dienstag, Inspector. Würd mich freuen, Sie zu sehen.«
    »Danke, Mrs. McAnally. Ich werd versuchen zu kommen.«
     
    Die Sonne war herausgekommen und tauchte die grauen Häuser in blendendes Licht. Edinburghs Architektur kam im Winter, in scharfem, kaltem Licht, am besten zur Geltung. Man hatte dann das Gefühl, weit nördlich vom Rest der Welt zu leben, an einem ausschließlich den Zähesten und Tollkühnsten vorbehaltenen Ort.
    Rebus war froh, aus dem Büro herauszukommen. Seine Stärke war die Straße. Außerdem glich das Büro einem Schlachtfeld. Er wusste, dass Flower bestimmt schon gegen Gill Templer intrigierte, seine Mannen antreten ließ, auf den Augenblick wartete, da sie sich eine Blöße gab. Aber sie konnte knallhart sein - der beste Beweis dafür war, wie sie mit Rebus umging. Sie würde ihn auf Distanz halten, und zwar auf möglichst große. Es stimmte, er hatte einen schlechten Ruf, und sie war nicht erpicht darauf, mit einer seiner Extratouren in Verbindung gebracht zu werden.
Schön, sie hatten sich früher gekannt, waren ein Paar gewesen. Na und? Sie hatte Recht - es war lange her. Jetzt waren sie Kollegen; mehr noch, sie war seine stellvertretende Vorgesetzte. Er hatte noch nicht von vielen Frauen gehört, die es zum Chief Inspector gebracht hatten. Er wünschte ihr viel Glück.
    Er fuhr am Krankenhaus vorbei (mit schlechtem Gewissen, dass er nicht anhielt und bei Lauderdale vorbeischaute) und bog ab in Richtung Tollcross. Diesmal wollte er allerdings nicht zu Tresa McAnally, sondern zu ihrer Nachbarin.
    Er klingelte bei FINCH und wartete, mit den Füßen scharrend. Sein Zahn machte Ärger. Er hatte den Fehler begangen, den Mund zu öffnen, sodass die eisige Luft schnurstracks auf den Nerv traf. Er drückte noch einmal auf den Klingelknopf und hoffte, er würde nicht zum Zahnarzt müssen.
    Die Gegensprechanlage schaltete sich ein.
    »Wer ist da?« Die Stimme klang neutral.
    »Miss Finch? Mein Name ist Inspector Rebus, wir haben uns gestern Abend kurz gesehen.«
    »Was wollen Sie?«
    »Darf ich raufkommen?«
    Die Tür summte, und Rebus drückte dagegen. Oben angelangt, schlich er fast auf Zehenspitzen an Tresa McAnallys Tür vorbei. Miss Finchs Tür war nur angelehnt. Er zog sie hinter sich zu.
    »Miss Finch?«
    Sie tauchte plötzlich aus dem Badezimmer auf; sie trug einen kurzen Bademantel und bürstete sich gerade die Haare.
    »Ich war im Bad«, sagte sie.
    »Tut mir Leid wegen der Störung.«
    Er folgte ihr ins Wohnzimmer. Es war nicht so, wie er es
erwartet hatte. Die Hälfte des Raums nahm etwas wie ein Krankenhausbett ein, mit gusseisernem Gestell, Rollen an den Beinen und Seitengitter. Daneben stand ein rotbrauner Nachtstuhl. Der Kaminsims sah aus wie die Auslage einer Apotheke: gut zwei Dutzend bunt gemischte Arzneischachteln und -fläschchen standen nebeneinander aufgereiht.
    Maisie Finch räumte Zeitschriften vom Sofa. Sie forderte ihn mit einer Geste auf, Platz zu nehmen, setzte sich ihrerseits auf den Nachtstuhl und schlug die Beine übereinander.
    »Wo brennt’s, Inspector?«
    Ihr Gesicht war zu herb, um als hübsch bezeichnet werden zu können, und sie hatte leicht vorstehende Augen, dennoch war sie unbestreitbar … »scharf« war das Wort, das ihm in den Sinn kam. Er rutschte leicht auf dem Sofa herum.
    »Nun, Miss Finch...«
    »Ich nehm an, es geht um Tresa?«
    »In gewissem Sinn, ja.« Er sah wieder auf das Bett.
    »Ist von meiner Mum«, erklärte sie. »Sie ist ans Haus gefesselt, ich muss sie pflegen.« Rebus schaute sich demonstrativ nach der unsichtbaren alten Dame um. Maisie Finch lachte. »Sie ist im Krankenhaus.«
    »Tut mir Leid.«
    »Braucht’s nicht. Die holen sie alle paar Monate ab,

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